Herzlich willkommen im Konferenztool des 8. Münsterschen Bildungskongresses mit der LemaS-Jahrestagung! Hier können Sie sich für die Teilnahme anmelden. Weitere Infos finden Sie auf der Kongresswebsite https://icbfkongress.de/
Welcome to the event management tool of the 8th Bildungskongress and LemaS Jahrestagung! Here you can register for the event. For further information you can also visit our conference website https://icbfkongress.de/
Der Vortrag zeigt zunächst, dass Kindheit und Jugend am
stärksten von gesellschaftlichen Veränderungen und Konfliktfeldern
betroffen sind – paradoxerweise aufgrund der alternden Gesellschaft.
Soziale Ungleichheitsverhältnisse, migrationsbedingte Diversität,
Digitalisierung der Lebenswelten und die Pluralisierung von Familie
werden als zentrale Dimensionen dieser Transformation skizziert, die
zugleich unmittelbar bildungsrelevant erscheinen. Daraus lässt sich eine
weitreichende Verschiebung der Funktionen von Sozialstaat und
Bildungssystem ableiten. Vor diesem Hintergrund lassen sich abschließend
die aktuellen Diskussionen in Bildungspolitik und Bildungsforschung
kritisch reflektieren und Leerstellen bestimmen.
Potenziale entfalten – Schule transformieren – Zukunft gestalten: Der Beitrag der Initiative „Leistung macht Schule“ zum Thema des Kongresses
Das Kongressthema ist auch ein zentrales Anliegen des LemaS-Forschungsverbunds und der Bund-Länder-Initiative „Leistung macht Schule“, die weltweit größte im Bereich der schulischen Begabungs- und Leistungsförderung. Übergeordnetes Ziel und Vision ist es, alle Lernenden, insbesondere auch Kinder und Jugendliche mit besonderen Potenzialen und Leistungsstärken, in jeder Schule und Schulart dabei zu unterstützen, ihre Fähigkeiten und Talente sowie ihre Innovationskraft und Kreativität zu entfalten und zu nutzen. Begabungs- und Leistungsförderung in LemaS sind so angelegt, dass sie der Persönlichkeitsentfaltung und demokratischen Teilhabe eines jeden Einzelnen dienen und gleichzeitig zu mehr Bildungserfolg und Bildungsgerechtigkeit beitragen. Die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis im Bereich der begabungs- und leistungsfördernden Schul- und Unterrichtsentwicklung, gerahmt und unterstützt von Bund, Ländern und Landesinstituten sind ebenso konstitutive Bestandteile von „Leistung macht Schule“ wie Qualifizierungsmaßnahmen und die weitere Professionalisierung der beteiligten Akteure. Ein besonderer Schwerpunkt in der zweiten Phase liegt zudem auf den Transfer- und Implementationsprozessen sowie deren Beforschung. Im Kurzvortrag werden die Entwicklungen und Errungenschaften der bisherigen Arbeit von LemaS und der Initiative gebündelt dargestellt sowie Grundpfeiler mit Blick auf einen nachhaltigen Erfolg der Initiative und die Realisierung der LemaS-Vision benannt. Der anschließende Vortrag von Frank C. Worrell wird u.a. den Zusammenhang von Bildungsgerechtigkeit und Begabtenförderung noch einmal unterstreichen.
Education is of critical importance to individuals and societies, in that it promotes individual development and economic success. Education is also viewed as an important mechanism for addressing society inequities and providing pathways to success for individuals who are marginalized. Gifted education has frequently been criticized as being elitist and inequitable, because it is seen as helping those who have already achieved academic success. However, using a talent development lens, education can be seen as equitable across the whole range of achievement. A talent development approach is premised on several tenets: (a) providing an appropriate education to all students; (b) ensuring that all students have the opportunity to move up to the next level; and (c) recognizing that academic growth is not linear. Using the talent development megamodel as a framework, this presentation will highlight why equity in education and gifted education are not incompatible.
Programme der Begabungsförderung treten häufig mit dem Anspruch an, schulische Bildung gerechter zu gestalten. Gleichzeitig veranschaulichen vielfältige empirische Belege, dass solche Programme stets Gefahr laufen, bestehende Bildungsbenachteiligungen zu reproduzieren. Dieser Vortrag wirft einen von aktuellen Perspektiven der Bildungssoziologie inspirierten Blick auf diese Problematik. Im Fokus stehen die Herausforderungen, vor denen Lehrkräfte stehen, wenn sie in konkreten Situationen des schulischen Alltags die Potenziale individueller Schüler*innen „prüfen“ sollen. Diese Potenzialprüfungen erweisen sich als Schlüssel, um die Gerechtigkeits- und Benachteiligungsdynamiken zu verstehen, die sich rund um Praktiken der Begabungsförderung entfalten können. Diese Potenzialprüfungen sind mit einer grundlegenden Schwierigkeit konfrontiert: ihr Gegenstand ist per definitionem nicht prüfbar, weil Potenziale sich zum Zeitpunkt ihrer Prüfung noch nicht entfaltet haben können. Verschärft werden die Mehrdeutigkeiten, die sich dadurch ergeben, durch den Umstand, dass verschiedene Vorstellungen einer „gerechten Schule“ ko-existieren und damit auch ein unumstößlicher Maßstab zur Bewertung der Angemessenheit von Potenzialprüfungen fehlt. Der politische und pädagogische Umgang mit dieser Unmöglichkeit erweist sich als produktiver Ansatzpunkt zum Verständnis von Prozessen und Praktiken, die Benachteiligungen verfestigen und verschärfen, obwohl sie allgemein als ungerecht wahrgenommen werden und auch umfassend bekannt und erforscht sind. Sie bieten sich damit auch als Ansatzpunkt an, um über professionelle Verantwortungsräume nachzudenken. Zur Kernfrage wird damit, wann und wieso Lehrkräfte die Suche nach Talenten (vorzeitig?) abbrechen, und unter welchen Bedingungen sie diese Suche immer weiter vorantreiben.
Im Rahmen der gleichnamigen Bildungsinitiative konzentriert sich der Forschungsverbund „LemaS“ („Leistung macht Schule“) vor allem auf begabungs- und leistungsförderliche Schul- und Unterrichtsentwicklung. Im neuen Begabungsmodell wird der Lernende als Person mit all seinen Potenzialen berücksichtigt, wozu auch Persönlichkeitsmerkmale gerechnet werden (Fischer et al., 2025). Wie aber kann Schule leistungsfördernde und personenorientierte Strukturen bieten, um den vielfältigen Lebenslagen, Potenzialen, Interessen und Motivationslagen der Schüler/-innen gerecht zu werden (Kaiser et al., 2021)?
Wir richten in diesem Zusammenhang den Blick über LemaS hinaus auf das „Schulfach Glück“, ein Konzept des Fritz-Schubert-Instituts für Persönlichkeitsentwicklung. Ernst Fritz-Schubert hat sich an seiner Schule der Herausforderung angenommen, ein Konzept zur Persönlichkeitsentwicklung, für mehr Wohlbefinden und Resilienz zu gestalten. Entstanden ist das „Schulfach Glück“:
„Die Erkenntnisse über die menschlichen Grundbedürfnisse und die individuellen Möglichkeiten, auf diese konsistent, kompetent und kohärent einzugehen, haben dazu beigetragen, im Schulfach Glück die Entwicklung der Persönlichkeit als Stärkung des Selbst mit dem damit verbundenen Selbstwert, der Selbstkompetenz und dem Selbstkonzept zu priorisieren“ (Fritz-Schuber, 2017, S. 10).
Operationalisiert wird dies im Tetraeder-Modell anhand der Fragen: Was brauche ich? Wer bin ich? Was will ich? Was kann ich? (etwa Fritz-Schubert & Rhode, 2022, S. 92) Das Modell vereint psychologische, pädagogische und neurowissenschaftliche Theorien und verschränkt Kognition, Emotion und Intuition miteinander. Theoretische Grundlagen werden durch Übungen individuell und in der Gruppe erarbeitet, reflektiert und bildlich verankert. Individuelle Persönlichkeits- und Fähigkeitspotenziale zu entwickeln, Schule zu transformieren, sodass überfachliche Kompetenzen selbstverständlicher Teil des Regelunterrichts und Schullebens werden, und Schule überdies zukunftsfähig zu gestalten, sind dabei inhärente Anliegen des „Schulfachs Glück“. Wir geben im Beitrag Einblicke in theoretische Grundlagen und praktische Umsetzungsmöglichkeiten.
Bildung sollte es Menschen möglich machen, ein Bewusstsein für sich selbst und andere herauszubilden. Dies sind Voraussetzungen für Menschlichkeit, Resilienz, psychologisches Wohlbefinden, ein gelingendes Leben und Zukunftsfähigkeit für sich selbst und in gesellschaftlicherVerantwortung.
Wir sind mitten in einer großen technisch-industriellen Revolution. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz verändern unseren Alltag und beeinflussen unser Bildungswesen tiefgreifend. Computer lernen, immer eigenständiger zu lernen. Maschinelles Lernen erhält in unglaublicher Geschwindigkeit immer größere Bedeutung in der Wirtschaft, in der Medizin, in der Bildung. Sind diese Maschinen wirklich intelligent? Welcher Intelligenzbegriff liegt denn der Künstlichen Intelligenz zugrunde? Werden die Computersysteme intelligenter als der Mensch?
Verschiedene Promotoren der Künstlichen Intelligenz entwerfen quasi ein goldenes Zeitalter (z.B. Ray Kurzweil):
In den nächsten 10 Jahren werden die meisten Krankheiten dank Neurorobotern verschwunden sein, die effizienter als die derzeitige Medizintechnik sein werden.
Im Jahr 2029 wird die Künstliche Intelligenz das Niveau der menschlichen Intelligenz erreichen.
Um 2040 wird die nicht-biologische Intelligenz eine Milliarde Mal leistungsfähiger sein als die biologische Intelligenz.
Die ersten Menschen, die ewig leben werden dank der Fortschritte der Genomik, Nanotechnologie und Robotik, sind wahrscheinlich bereits unter uns.
Halten die Verheißungen der Künstlichen Intelligenz einer kritischen wissenschaftlichen Analyse aus Sicht der heutigen kognitiven Neuropsychologie stand? Verändert Künstliche Intelligenz das Lernvermögen des Menschen? Lassen sich Wissen, Verhalten, Emotionen, Vernunft und Bewusstsein auf externe Festplatten speichern und werden so unsterblich?
Die Fortschritte der Künstlichen Intelligenz müssen für uns Anlass zur Besinnung darauf sein, was das Wesen der menschlichen Intelligenz ausmacht. Das typisch Menschliche der menschlichen Intelligenz muss in der Bildung priorisiert werden: Wie muss sich die Unterrichtskultur anpassen? Was sind «Future Skills», «21st Century Skills»? «4K-Kompetenzen»? Was können sie zur Unterrichtsentwicklung beitragen?
Das psychische Wohlbefinden von Schüler:innen stellt eine zentrale Voraussetzung für erfolgreiches Lernen und schulische Leistungen dar (Hascher et al., 2018). Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gibt Hinweise darauf, dass in der Folge der Corona-Pandemie rund ein Drittel der 7 bis 19 jährigen als psychisch auffällig eingeschätzt werden (Reiß et al., 2023). Mit Blick auf die Bedeutung der Schule zur Förderung des psychischen Wohlbefindens zeigt sich, dass neben Merkmalen der Kinder und Jugendlichen sowie außerschulischen Faktoren sowohl die Schul- und Unterrichtsqualität als auch die sozialen Beziehungen in der Schule einen wesentlichen Beitrag zum schulischen Wohlbefinden leisten können (Hascher et al., 2018). Psychisches Wohlbefinden, verstanden als die Möglichkeit einer Person sich entsprechend ihrer Begabungen und Potenziale zu entfalten, kann entsprechend der Selbstbestimmungstheorie von Ryan & Deci (2000; 2017) durch die Unterstützung der Erfüllung der psychologischen Grundbedürfnisse nach Autonomie- und Kompetenzerleben sowie sozialer Eingebundenheit gefördert werden. Im Vortag werden die theoretischen Konzepte von psychischem Wohlbefinden (Diener, 1984; Hacher, 2004; Ryan & Deci, 2017) sowie die Selbstbestimmungstheorie (Ryan & Deci, 2017; 2020) dargestellt und auf dieser Grundlage anhand aktueller empirischer Ergebnisse und praktischer Beispiele konkrete Möglichkeiten zur Förderung des psychischen Wohlbefindens aufgezeigt, die sich im Rahmen einer begabungs- und potenzialförderlichen Schul- und Unterrichtsentwicklung bieten.
Keywords: psychisches Wohlbefinden, Begabungsförderung, Potenzialförderung, Unterrichtsentwicklung, Schulentwicklung
Schulstufe: Grundschule, Primarstufe, Sekundarstufe
Mediale Debatten spiegeln es wider: Begabungsförderung wird zumeist als Instrument der Elitenförderung wahrgenommen und dementsprechend befürwortet oder abgelehnt. Dass es sich bei dieser Diskussion um eine Scheindiskussion handelt, die statt intensiver Auseinandersetzung mit den wissenschaftlichen Diskursen um Begabungsförderung auf politische Rhetorik setzt, ist Anlass für diesen Vortrag, der sich mit grundlegenden Richtungsdiskussionen der Begabungsförderung auseinandersetzt.
Im Rahmen des Vortrags werden wir die Frage beantworten, in welchem Verhältnis Begabungsförderung und Gemeinwohlorientierung zueinander stehen und – noch konkreter – wie Begabungsförderung zu einer Steigerung des Gemeinwohls beitragen kann. Um diese Fragen zu beantworten, werden wir in einem ersten Schritt ein gemeinwohlorientiertes Verständnis von Begabungsförderung entfalten, das explizit die in der Demokratiepädagogik und Philosophie verhandelten Arbeiten von John Dewey zu Demokratie und Erziehung und Michael Sandel zur Kritik der Leistungsgesellschaft miteinbezieht. In einem zweiten Schritt werden wir ausweisen, wie die von Dewey und Sandel identifizierten Anknüpfungspunkte für eine an der Person des Kindes orientierte und begabungsförderliche Pädagogik in LemaS-Transfer aufgegriffen werden, um in einem dritten Schritt Beispiele aus der LemaS-Praxis zu nutzen, um gewinnbringende Erfahrungen einer gemeinwohlorientierten Begabungsförderung sichtbar zu machen. Der Vortrag ist somit einerseits als pädagogische Grundlagenreflexion, andererseits als Inspiration für Zuhörer*innen zu verstehen, die Begabungsförderung und Gemeinwohlorientierung miteinander verbinden wollen.
Der Vortrag stellt ein Konzept qualitativ-rekonstruktiver partizipativer
Schulentwicklungsforschung vor, das sich in der wissenschaftlichen Begleitung von
Versuchsschulen bewährt hat (Asbrand & Bietz 2019). Dabei werden Forschung und
Schulentwicklung im Sinne der dokumentarischen Evaluationsforschung (Lamprecht 2012) als
responsiver, diskursiver Austausch von Wissenschaft und Praxis gestaltet, in der die jeweilige
Expertise von Forschenden und Praxisakteur:innen zur Geltung kommt: Die
Wissenschaftler:innen agieren als Expert:innen für Forschung, die Praxisakteur:innen als
Expert:innen für Schul- und Unterrichtsentwicklung. Die Zusammenarbeit kann als win-winSituation für beide Seiten beschrieben werden. Während sich der Wissenschaft im Rahmen der
Grundlagenforschung ein Feldzugang für empirische Studien der Schul- und
Unterrichtsforschung erschließt, erhalten die Praxisakteur:innen Rückmeldungen zu
Handlungsproblemen, die in der eigenen Schulpraxis aufgetreten sind. Die Forschung schließt
dabei an vorhandene Praxiserfahrungen an, denn die Wissenschaftler:innen stellen in einer
beratenden Rolle Rekonstruktionsergebnisse und Reflexionsimpulse zu Fragen zur Verfügung,
die in der Praxis emergiert sind. Somit ist die Forschung anschlussfähig an die konkrete Schulund Unterrichtspraxis. Für deren Weiterentwicklung sind die Praxisakteur:innen verantwortlich
(vgl. Asbrand & Bietz 2019; Asbrand & Martens 2021). Im Vortrag wird die Vorgehensweise
anhand eines Forschungsbeispiels erläutert.
Das vorgestellte Konzept wird ebenso in der partizipativen Schulentwicklungsforschung in
LemaS-Transfer Anwendung finden. Die multiperspektivisch-längsschnittlich angelegte
Forschung in LemaS-Transfer wird der Frage nach Gelingensbedingungen für den Transfer und
dem Umgang mit Herausforderungen durch die Praxisakteur:innen nachgehen. Unter
Berücksichtigung der Eigenlogik der einzelschulischen Systeme werden dafür Praktiken und
Prozesse der Schulentwicklung im Schulalltag der Transfer-Schulen rekonstruiert, sodass
Veränderung und Stagnation von Schulentwicklung erklärbar werden.
Die aktuellen globalen Herausforderungen (z.B. Klimaschutz, Friedenssicherung, Demokratiestärkung) verdeutlichen, dass ein fundamentaler ökologischer, ökonomischer und sozialer Wandel in unserer Gesellschaft dringend erforderlich ist. Die aktive Gestaltung derartiger Transformationsprozesse verlangt Akteur:innen mit ausgeprägten Transformationspotenzialen in Form eines analytisch-kritischen Engagements und ethischer Verantwortungsübernahme. Dies erfordert den Erwerb von personenorientierter Expertise, aber auch die Umsetzung eines gemeinwohlorientierten Handelns, das sich schon bei jungen Menschen zeigt, die sich für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung engagieren. Bei diesen Personen mit zivilgesellschaftlichem Engagement und kreativem Problemlösungsverhalten werden neben adaptiven Fähigkeitspotenzialen auch transformative Persönlichkeitspotenziale in Form von Future Skills sichtbar. Die Entfaltung solcher Transformationspotenziale bedarf nachhaltiger Lern- und Bildungsprozesse im Rahmen einer transformativen Begabungsförderung im Sinne der Sustainable Developmental Goals. Grundlage einer derartigen nachhaltigen Talententwicklung sind exzellente Lernumgebungen auf der personalen, institutionellen und systemischen Ebene, die Personen in ihren sozialen Kontexten adressieren.
In diesem Beitrag werden Konzepte einer transformativen Begabungsförderung und nachhaltigen Talententwicklung vor dem Hintergrund der Bund-Länder-Initiative „Leistung macht Schule“ diskutiert. Ausgehend von einem transformativen Begabungs- und Leistungsverständnis werden adaptive Lernarchitekturen in digital gestützten Lernumgebungen von Schulen und deren Sozialraum präsentiert. Diese Formate zum selbstregulierten und transformativen Lernen sollen Lernende zur Verantwortungsübernahme für das eigene Lernen, aber auch für die gesellschaftliche Zukunftsgestaltung (z.B. Nachhaltigkeits-, Friedens- und Demokratiebildung) befähigen.
Seit einigen Jahren wird dem Transfer wissenschaftlicher Befunde und Erkenntnisse in verschiedene pädagogische und bildungspolitische Handlungsfelder größere Aufmerksamkeit zuteil. Dieser Beitrag möchte zunächst begrifflich und konzeptionell die verschiedenen Ebenen von Transfergeschehen beleuchten und dabei zwischen Transfer, Implementation und Scaling-up differenzieren. Am Beispiel eines aktuellen Langzeitprogramms (QuaMath) werden strategische Zugänge des Transfers aufgezeigt. Von den Prozessen des Transfers, der Implementation und des Scaling-up ist die Forschung zu diesen Prozessen zu unterscheiden. Sie zielt auf die Beschreibung und Identifizierung der Wirkungen von Design-Elementen im Rahmen von Entwicklungs-, Evaluations- und Transferforschung. Hierzu wird ein idealtypisches Modell geeigneter Forschungstypen und -sequenzen zur Diskussion gestellt.
In einem zweiten Teil wird das LemaS zugrundeliegende Transfer-Modell vorgestellt und analysiert. Auf konzeptioneller Ebene wird untersucht, an welchen Stellen in LemaS neues Wissen und Innovationen hervorgebracht wurden und werden und auf welchen Wegen diese teils durch Transfer, teils durch Diffusion in die schulische Praxis gelangen können. Kritisch beleuchtet werden dabei die „Übergabestellen“ in LemaS-Transfer: Transferprozesse innerhalb des Forschungsverbunds, Qualifizierung von Multiplikator*innen, Austausch und Arbeit in den Netzwerken und die Zusammenarbeit innerhalb von Schulen.
Die Ergebnisse können Hinweise darauf geben, was notwendig und hilfreich ist, um Transferprozesse für die schulische Praxis – sei es in LemaS, QuaMath oder anderen großen Projekten – erfolgreich zu gestalten.
Im LemaS-Verbund wurden (und werden) vielfältige Anregungen, Methoden und Materialien für einen Unterricht entwickelt und bereitgestellt, in dem die leistungsstarken und potenziell besonders leistungsfähigen Schülerinnen besser gefördert werden. Gute Konzepte und Materialien müssen aber auch den Weg in den alltäglichen Unterricht finden, und diese Umsetzung ist angesichts von hohem Zeitdruck und vielen Belastungen an Schulen gar nicht so leicht. Um immer wieder den eigenen Unterricht Schritt für Schritt zu verändern, sind kooperative Strukturen hilfreich. In gut funktionierenden kleinen Teams können Kolleginnen voneinander lernen, sich Arbeit aufteilen, sich gegenseitig unterstützen und bestärken – auch an Schulen. Kollegiale Kooperation kann zudem dabei helfen, den Blick auf die eigenen Schüler*innen zu schärfen, neue Perspektiven einzunehmen und gemeinsam Ziele der Unterrichtsentwicklung zu erreichen.
Im Vortrag stelle ich das aus Japan stammende „Lesson Study“ vor, eine klar strukturierte und pragmatische Methode für die langfristig angelegte kollegiale Kooperation von 3 bis 6 Lehrkräften einer Schule. In der ersten Förderphase von LemaS haben mein Team und ich gemeinsam mit 19 LemaS-Schulen Lesson Study erprobt und für Schulen in Deutschland adaptiert. Der Vortrag gibt eine Einführung in die Methode Lesson Study, beschreibt, welche Bedingungen für eine erfolgreiche Anwendung beachtet werden sollten und welchen Nutzen die Einführung von Lesson Study an der Schule bringt.
Weiterführende Informationen finden Sie auch unter https://www.uni-potsdam.de/de/lesson-study/
Die Transformation des Unterrichts stellt eine zentrale Herausforderung in der aktuellen Schulentwicklung dar. Der vorliegende Vortrag beleuchtet die kritischen Herausforderungen, die mit innovationsorientierten Veränderungen in der Schule einhergehen, und akzentuiert die tragende Rolle der Schulleitung in diesem Prozess. Zu Beginn werden die Hauptanlässe für Innovationen im Bildungsbereich detailliert dargestellt, gestützt auf neueste Forschungserkenntnisse und aktuelle Bildungstrends, die eine Neugestaltung schulischer Konzepte als unausweichlich erscheinen lassen.
Im weiteren Verlauf exploriert der Vortrag die spezifischen Dimensionen und Herausforderungen der Innovation. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Implementierung dieser Neuerungen und den damit verbundenen Schwierigkeiten für eine effektive Unterrichtsentwicklung. Hier wird deutlich, dass die Schulleitung eine Schlüsselposition einnimmt. Es wird dabei kritisch analysiert, wie das professionelle Kapital der Schule, bestehend aus Humankapital, Sozialkapital und Entscheidungskapital, gezielt gefördert und für den Transformationsprozess mobilisiert werden kann.
Ebenso wird die essentielle Rolle von Kooperation und Teamarbeit beleuchtet. Kollektive Expertise und ein kooperativer agiler Führungsstil werden als entscheidende Elemente für den Erfolg der Schulentwicklung herausgestellt. Der Vortrag schließt mit einer Synthese bedeutsamer Erkenntnisse und gibt praxisorientierte Handlungsempfehlungen für die Schulleitung, um sowohl Schul- als auch Unterrichtsentwicklung nachhaltig und effektiv zu gestalten.
Ziel dieses Vortrags ist es, ein fundiertes Verständnis für die Mechanismen der schulischen Innovation zu entwickeln und konkrete Handlungsstrategien aus der Forschungsliteratur abzuleiten, über die Schulleitungen Transformation initiieren und nachhaltig unterstützen können.
Wie viele Kinder dürfen nach neun Jahren Unterricht die Schule verlassen, ohne lesen, schreiben und rechnen zu können? Die Antwort ist klar: keines. Schulen müssten das Versprechen abgeben können, dass alle Kinder unabhängig von ihrem familiären Hintergrund die wichtigsten Basiskompetenzen erwerben. In diesem Sinn müssten alle Schulen 100-Prozent-Schulen sein.
Doch die Realität sieht anders aus. Das deutsche Schulsystem sieht sich mit einer Krise der Basiskompetenzen konfrontiert. Den Schulen gelingt es seit Jahrzehnten nicht, ihren Schüler:innen zuverlässig die grundlegendsten Kulturfähigkeiten zu vermitteln. Diese Situation hat sich in den vergangenen Jahren noch einmal maßgeblich verschlechtert.
Im vergangenen Jahr stellten sich daher die „Weimarer Gespräche für eine Transformation des Schulsystems“ die Frage: Wie kann es gelingen, dass alle Schüler:innen unabhängig von ihren sozialen und ökonomischen Voraussetzungen die Basiskompetenzen erwerben? Ergebnis war der Entwurf einer neuartigen „Mission“ für 100-Prozent-Schulen.
Das Symposium knüpft an diese Überlegungen an. In unserer Veranstaltung geht es um die Fragen, wie 100-Prozent-Schulen motiviert sind, aus welchen Bausteinen sie bestehen könnten, und was geschehen müsste, um dieses ambitionierte Konzept mit Aussicht auf Erfolg in die Schulpraxis zu bringen. Zudem werden Initiativen vorgestellt, die sich die Entwicklung von 100-Prozent-Schulen zum Ziel gesetzt haben.
Eine formative Leistungsdiagnostik bezieht sich auf das regelmäßige Erfassen der aktuellen Lernstände jeder Schülerin bzw. jedes Schülers in einer Klasse sowie eine daran anknüpfende Rückmeldung und gezielte Anpassung der Unterrichtsgestaltung. Entsprechend gilt eine formative Leistungsdiagnostik als entscheidender Bestandteil eines erfolgreichen Unterrichts im Kontext heterogener Lernbedarfe von Schülerinnen und Schülern. Im Schulalltag geschieht dies oft „on the fly“, also bspw. während des gemeinsamen Klassengesprächs. Jedoch ist die Beteiligung am Unterrichtsgespräch meist selektiv und die gestellten Fragen eignen sich unterschiedlich gut dazu, diagnostische Informationen zu den Lernständen der Schülerinnen und Schüler zu erhalten. Bei einer stärker formalisierten Diagnostik, bspw. über gezielt ausgewählte Aufgaben, sollen hingegen die Lernstände jeder einzelnen Schülerin bzw. jedes einzelnen Schülers in regelmäßigen Abständen sichtbar gemacht und die Informationen für das weitere Lernen genutzt werden.
Der Vortrag widmet sich diesen beiden Varianten einer formativen Leistungsdiagnostik aus bildungswissenschaftlicher Perspektive und stellt entsprechende theoretische Grundlagen und empirische Befunde vor. Hinsichtlich einer „on the fly“-Diagnostik werden Ergebnisse aus Forschungsvorhaben aus der Grund- und Sekundarstufe vorgestellt, in denen untersucht wurde, welche Schülerinnen und Schüler häufiger am Unterrichtsgespräch beteiligt sind und welche Konsequenzen dies wiederum für ihren Lernerfolg hat. Ebenso werden Befunde aus Forschungsvorhaben präsentiert, die eine stärker formalisierte Diagnostik, über in den Unterricht integrierte diagnostische Aufgaben, realisiert hatten. Abschließend wird, passend zum Tagungsmotto „Potenziale entwickeln – Schule transformieren – Zukunft gestalten“ ein vergleichendes Fazit gezogen und es werden Empfehlungen für die schulische Praxis im Kontext heterogener Lernbedarfe von Schülerinnen und Schülern abgeleitet.
The importance of professional development in gifted education and mental health care has been reviewed and discussed extensively (see Jen & Hoogeveen, 2021). However, there are still many teachers and counsellors who work with gifted people, but lack systematic training. The requirements for teaching gifted students vary across states in the U.S and Australia, and although most European countries claim to do ‘something’ for their gifted students), their educational beliefs and systems vary, and training is scarce.
To address the need for training, focused on giftedness, the European Council for High Ability (ECHA), one of the most important professional communities in the field of gifted education since 1992, has formulated criteria for trainings focused on gifted education and mental healthcare, and qualifies trainings that meet those requirements (ECHA, n.d.). In 2020, more than 1700 graduates obtained an ECHA advanced diploma (Mathijssen, et al., 2020).
The aim of the so called ECHA training is to help educational and psychological professionals to enlarge knowledge in the area of recognizing and supporting gifted children and adolescents. The content of the training joins the disciplines psychology, pedagogy, and educational science (See more in European Council for High Ability, 2018).
In this presentation, the themes that will be discussed are:
- What knowledge do teachers and psychologists need to support people with high abilities?
- What personal characteristics do teachers and psychologists need to support people with high abilities?
- How can we empower teachers and psychologists to adequately support people with high abilities?
- What did ECHA Practitioners and Specialist learn, how did they grow, how do they apply what they learned?
References
European Council for High Ability (2018). Professional training programmes in gifted education. Retrieved from https://www.echa.info/images/documents/echa_training/ECHA-Training.pdf.
Jen, E., & Hoogeveen, L. (2022). Design an international blended professional development model for gifted education: An evaluation study. Evaluation and Program Planning, 91, 102034.
Individuelle Förderung lässt sich als Schnittstellenthematik zwischen den Forschungen der Empirischen Bildungsforschung und den rechtsbasierten Forderungen nach „angemessenen Vorkehrungen“ im Kontext der UN-Behindertenrechtskonvention beschreiben. Dabei scheint es sich aber oftmals auch um eine wohlfeile bildungspolitische Forderung zu handeln, deren rechtlicher Anspruch sowie die didaktische Konzeption und ressourcenbezogene Ausstattung unterbestimmt bleibt.
Der Vortrag geht daher erstens der Frage nach, welches Verständnis im Konzept „individuelle Förderung“ in bildungspolitischen Verlautbarungen und wissenschaftlichen Publikationen hinterlegt ist und ob in diesem Kontext spezifische vulnerable Gruppen adressiert werden. Zweitens gibt er einen Einblick in empirische Evidenzen bezüglich des fachlichen Lernzuwachs‘ – hier auch mit einem Blick auf Schüler:innen mit sonderpädagogischen Förderbedarfen. Abschließend geht der Vortrag der Frage nach, inwiefern Konzepte individueller Förderung didaktisch in Konzepte inklusiven Unterrichts eingebettet sind und diskutiert die Frage, ob hiermit die Forderung nach „angemessenen Vorkehrungen“ der UN-BRK als erfüllt angesehen werden können.
Ob in Deutschland, Österreich oder der Schweiz: Der Wunsch nach einer systematischen, adressatengerechten Aufbereitung von anwendungsbezogenem Wissen sowohl für die Politik als auch für die pädagogische Praxis wird stets aufs Neue und mitunter nicht ohne eine gewisse Ungeduld artikuliert. Andererseits kann Wissenschaft es der Politik nicht abnehmen, die Ziele ihres Handelns zu definieren und zu entscheiden, was zu tun ist. In einem politischen Umfeld muss mit Forschungsergebnissen immer auch politisch umgegangen werden. Und die konkrete Gestaltung unterrichtlicher Praxis obliegt selbstverständlich den Lehrkräften. Der Einfluss Außenstehender ist stets begrenzt.
Wie ließe sich der Dialog von Politik und Wissenschaft intensivieren, und wie könnten Bildungsadministration und Schulpraxis systematischer als bislang in die Gespräche einbezogen werden? Welche Chancen eröffnen wissenschaftliche Befunde für Politik und Schule? Welche Bedeutung haben sie derzeit in beiden Bereichen? Was ist zu tun, damit wissenschaftliche Erkenntnis stärker als bislang in Politik und Schule berücksichtigt werden können?
Auf diese und weitere Fragen zu Verhältnis von Wissenschaft, Politik und Bildungspraxis sollen im Trialog mit Expert*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Antworten gefunden werden.
Um die Potenziale aller Kinder und Jugendlichen zu fördern, sind optimale Lernumgebungen im Unterricht das Fundament, denn: Ein fordernder und fördernder Unterricht, der Begabungsentfaltung ermöglicht, kann den spezifischen Potenzialen, Interessen, Motivationslagen und Bedürfnissen aller Schüler:innen gerecht werden. Der Regelunterricht ist demnach der zentrale Ort der Begabungsförderung und eine entsprechende fachdidaktische Einrahmung Kern integrativer Begabungsförderung im Schulunterricht. Für einen derartigen begabungsförderlichen Unterricht enthält die Publikationsreihe „Wege in der Begabungsförderung“ zahlreiche erprobte Methoden, die auf den Prinzipien der Vertiefung (Enrichment) und Beschleunigung (Akzeleration) beruhen.
Die Publikationen bieten konkrete Vorschläge und exemplarisch Unterrichtseinheiten für die Ausgestaltung eines begabungs- und begabtenfördernden Unterrichts. Die methodischen Tools machen natürlich den Unterricht nicht zwangsläufig begabungsfördernd. Hierfür ist eine den jeweiligen Bedingungen entsprechende adaptive Umsetzung „vor Ort“ notwendig – auf der Basis begabungsförderlicher Grundprinzipien.
Der Vortrag gibt einen Überblick über die Publikationsreihe „Wege in der Begabungsförderung“ und stellt exemplarisch begabungsförderliche Unterrichtskonzepte und -beispiele aus Mathematik, Deutsch und Englisch vor. In einer abschließenden Diskussion wird ein Erfahrungsaustausch zu begabungsförderlichen Lernumgebungen im Fach mit den Autoren angeregt.
Haben Sie Lust auf eine Fortbildung der etwas anderen Art? Dann laden wir Sie herzlich ein, in Kleingruppen Teile des Brettspiels „Lesson Study – das Spiel“ zu spielen. Lesson Study ist eine Methode der kollaborativen Unterrichtsentwicklung, bei der ein Team aus Lehrkräften regelmäßig zusammenkommt, um gemeinsam Unterricht zu entwickeln und dabei Neues über den Unterricht und das Lernverhalten von Schülerinnen und Schüler zu lernen. Die bisherige Forschung zeigt, dass Lehrkräfte ihre Arbeit mit Lesson Study manchmal schnell abbrechen, etwa, wenn sie kein klares Verständnis von Lesson Study haben oder nicht wissen, wie sie daraus einen Nutzen für ihre eigene Arbeit ziehen können. Lehrkräfte müssen daher zunächst etwas über Lesson Study lernen, bevor erwartet werden kann, dass sie durch LS lernen.
Das Brettspiel entstand im Rahmen des LemaS-Projekts daher mit dem Ziel, Lehrkräften und weiteren am Unterricht beteiligten Personen die Schritte der Lesson-Study-Methode (Leitfrage finden, Unterricht planen, hospitieren, reflektieren) zu vermitteln sowie ihre Fähigkeiten zur Zusammenarbeit, Reflexion und Beobachtung zu trainieren, bevor sie selbst an Lesson Study teilnehmen. Das Spiel bietet die Möglichkeit, die einzelnen Phasen von Lesson Study selbst auszuprobieren.
Spielen Sie sich durch verschiedene Klassenzimmer und bringen Sie Ihre eigenen Kenntnisse und Ideen in den Lesson-Study-Prozess ein. Dabei erhalten Sie die Möglichkeit, auch Ihren eigenen Unterricht zu reflektieren und neue Ansatzpunkte für die Unterrichtsentwicklung zu finden. Durch den interaktiven Charakter des Workshops bekommen Sie außerdem die Gelegenheit, sich mit anderen Personen auszutauschen, die an der Unterrichtsentwicklung interessiert sind.
Hinweis: Das Spiel basiert auf einem Praxisbeispiel aus dem Mathematikunterricht der 2. Klasse. Im Spiel geht es aber vielmehr um die Frage, wie man Lesson Study durchführt. Es eignet sich daher auch für Interessierte aus anderen Fachbereichen und Schulstufen. Vorkenntnisse sind nicht nötig.
Underachievement hat viele Gesichter und es gibt keine Standardlösung, um ihm zu begegnen. Das stellt Lehrkräfte vor besondere Herausforderungen – sowohl im Erkennen wie auch in einem konstruktiven Umgang damit (Siegle & McCoach 2005). Aber es kann gelingen, wenn sich Kollegien gegenseitig unterstützen und wissen, wie sie ggf. weitere Hilfesysteme aktivieren können.
Den Kern des Beitrags bilden zwei Fragencluster und fokussiert zum einen wie Lehrkräfte für Underachievement sensibilisiert werden können und zum anderen wie sie mit hochbegabten Underachiever:innen umgehen und welche – auch präventiven – Aktivitäten den Schüler:innen im schulischen Kontext helfen können. Wie kann das Kollegium dafür sensibilisiert werden, genauer hinzusehen, wenn die Noten nicht den Erwartungen entsprechen? Was kann helfen, das Ursachenbündel im Einzelfall zu verstehen? Wie können Lehrkräfte - einzeln und im Kollegium - dazu beitragen, dass hochbegabte Underachiever:innen ihre Lern- und Leistungsmotivation wiederfinden, ein positives akademisches Selbstkonzept aufbauen und ihr Potential wieder abzurufen? Schließlich wird beleuchtet, dass es bei fortgeschrittenem Underachievement unter Umständen ein interdisziplinäres Zusammenspiel braucht (von der Linden 2022). Wie kann das System Schule damit umgehen, wenn Underachievement mit einem hohen individuellen Leidensdruck verbunden ist? Wer kann mit ins Boot geholt werden? Zur Bearbeitung dieser Fragen werden verschiedene Unterstützungssysteme und -möglichkeiten angesprochen, die Lehrkräfte in ihrem Engagement für Underachiever:innen stärken können.
Im Frühjahr 2020 kam es in der Corona-Pandemie zu Schulschließungen und der Notwendigkeit, Kontakte zu Schüler:innen digital aufrechtzuerhalten. In Zusammenarbeit der VBB-Vernetzungsstelle Begabungsförderung des LIS Bremen mit dem Corona School e.V. entstand mit der Entwicklung digitaler Lernsituationen, eingebettet in Videokonferenzen, ein Onlineangebot für Schüler:innen. Durch den engen Austausch von Vertreter:innen aus Landesinstituten (LI-8) entwickelte sich die „Digitale Drehtür“ (https://digitale-drehtuer.de/), Schüler:innen sollten auch außerhalb des regulären Unterrichts eigenen Interessen und Fragestellungen nachgehen können.
Seit 2022 wird die Digitale Drehtür als länderübergreifende Bildungsinitiative von zwölf Bundesländern weiterentwickelt, die Zahl der teilnehmenden Schulen wächst. Das Konzept basiert auf dem Drehtürmodell von Joseph Renzulli und Sally Reis (1981). Mit der Digitalen Drehtür können Schüler:innen zeitweise den Präsenz-Unterricht verlassen, um an Live-Kursen oder Selbstlernkursen teilzunehmen. Auf einem digitalen Campus finden Schüler:innen ein vielfältiges Angebot. Das Anliegen der Digitalen Drehtür ist die individualisierte Potenzialentwicklung und Begabungsförderung. Schüler:innen aller Altersstufen wird es ermöglicht, ihren eigenen Stärken und Interessen nachzugehen, diese zu entdecken, interessante Fragestellungen zu entwickeln und selbstreguliertes Lernen zu trainieren. Die Digitale Drehtür versteht sich als Instrument der Unterrichts- und Schulentwicklung und leistet einen Beitrag zu einer bildungs- und begabungsgerechteren Zukunft, Schüler:innen können kostenlos teilnehmen.
In Symposion wird zunächst der theoretische Kontext ausgehend von den Konzepten von Renzulli und Reis vorgestellt sowie die Intentionen der Digitalen Drehtür. Der zweite Beitrag skizziert die Organisationsstruktur des bundesweiten Projektes und erläutert den Aufbau des digitalen Campus. Im dritten Beitrag werden ausgewählte Kurse und deren Nutzung vorgestellt. Das Symposion schließt mit einer Diskussion.
Fragestellungen:
Wie lassen sich durch die Digitale Drehtür Potenziale von Schüler:innen entfalten?
Welchen Beitrag leistet die Digitale Drehtür zur Transformation und Zukunftsorientierung der Schule unter dem Aspekt digitaler Lernsituationen und Vernetzung von Schüler:innen über ihre eigene Schule hinaus?
Wie können Angebote der Digitalen Drehtür entlastend im Unterricht eingesetzt werden
Welchen Beitrag leisten diese für eine begabungsgerechtere Unterrichtsentwicklung?
Die neutrale Annahme, dass sich Menschen in ihren „Wahrnehmungs-, Handlungs- und Denkweisen“ (Grummt, 2023, S. 11) unterscheiden, wird mit dem Begriff der Neurodiversität beschrieben. Entgegen der Auffassung, dass sich neurodivergente Kinder an ihre Umwelt anpassen müssen, steht die Forderung, dass die Umwelt alle Kinder anerkennt (Grummt, 2023) sowie eine ganzheitliche individuelle Förderung beabsichtigt (Fischer, 2013). Innerhalb der Professionalisierung von Lehrkräften gilt es im Hinblick auf ein „Diversity Management“ (Andresen & Goldmann, 2016, S. 150, zit. nach Gardenswartz & Rowe, 2010), ein „kritisches Reflexionswissen“ (Helsper, 2021, S. 236) aufzubauen. Dazu gehört auch die Betrachtung mehrfach außergewöhnlicher Kinder (twice exceptional) und dessen potenzialorientierte schulische Begleitung (Scharffenstein, van Gerven & Fischer, 2018).
Das populäre und zugleich umstrittene Persönlichkeitsmerkmal Hochsensitivität im Kontext der
Umweltwahrnehmung betrifft etwa 20% der Menschen (Greven, 2019; Lionetti et al., 2018; Aron et al., 2012; Kagan, 1994) sowie laut einer Studie im UK 20-35 % der 8–19-jährigen Kinder und Jugendlichen (Pluess et al., 2018). In Bezug auf die sensorische Reizverarbeitung zeigt das Persönlichkeitsmerkmal Überschneidungspunkte mit ASS und ADHS (Scharffenstein & Fischer, 2017) auf. Obgleich das Phänomen bereits in früheren Forschungen im Jahr 1913 beschrieben wurde (Jung, 1913, zit. nach Aron, 2004), hat sich die psychologische Forschung erst nach der großen gesellschaftlichen Resonanz auf den Begriff High Sensitivity (im Deutschen Hochsensibilität) nach Aron/Aron (1997) ausgeweitet.
Da Hochsensitivität auch auf elterlicher Seite bekannt und somit im Schulalltag präsent ist, ergibt sich bei einem Workshop erstens der Anlass einer kritischen Auseinandersetzung mit psychologischen Studienergebnissen. Eine individuelle Förderung soll entgegen bestehenden Annahmen zur defizitorientierten Seite (Korrelationen mit Neurotizismus) (Bakker & Moulding 2012; Lionetti et al. 2019; Weyn et al. 2019) die Potenziale hochsensitiver Kinder fokussieren (Fischer, 2015). Darauf aufbauen werden im Workshop zweitens Diskussionsanlässe für Überlegungen zu unterrichtlichen Fördermöglichkeiten in Bezug auf geeignete Lernsituationen/-räume geboten.
Die Förderung von Begabungen in den MINT-Fächern ist seit langem eine wichtige Fragestellung der Fachdidaktiken. In diesem Symposium werden aus unterschiedlichen Disziplinen Positionen herausgearbeitet, wie mit fiktionalen Figuren und historischen Persönlichkeiten neue Impulse entwickelt werden können. Diskutiert werden literarische Medien, die in der Grund- und in der Sekundarstufe kreative Zugänge zu Themen der Mathematik, Biologie, Chemie, Physik, Informatik und Technik eröffnen.
Dieser Workshop möchte anhand praktischer Erfahrungen aus dem Sächsischen Landesgymnasium Sankt Afra, das sich seit 2001 der Förderung und Persönlichkeitsentwicklung besonders begabter Jugendlicher befasst und und dessen Auftrag es ist, Impulse für die Begabungsförderung an Regelschulen anzubieten, sowie im Austausch mit den Teilnehmenden anwendbare Beispiele präsentieren und diskutieren, wie Begabungsförderung im Schulalltag gelingen kann. Ausgehend von der Situation an den Schulen der Teilnehmenden und anhand konkreter Beispiele soll thematisiert werden, wie Begabungsförderung an allen Schulen und Schularten nicht als "Sahnehäubchen", das erst dann zum Zuge kommt, wenn noch Zeit und Ressourcen vorhanden sind, sondern als zentraler Bestandteil schulischer Bildung verstanden und etabliert werden kann, der sich alltäglich auf das Unterrichtsgeschehen und das Handeln der Lehrpersonen auswirkt.
Wie können trotz oftmals umfassender und zeitintensiver Vorgaben der jeweiligen Fachlehrpläne in den Bundesländern Freiräume geschaffen werden, in denen Begabungsförderung, Potenzialentfaltung und damit Persönlichkeitsentwicklung möglich wird? Freiräume, die sich sowohl in unterrichtlichen Situationen, in Enrichment-Angeboten, im persönlichen Austausch von Lernenden und Lehrpersonen (Mentoring) sowie in der gesamten Schulkultur entfalten können?
Je mehr Freiraum Schulen den Lernenden ermöglichen, umso bedeutender wird das Prinzip der Eigenverantwortung, das gerade im Hinblick auf die Zukunftskompetenzen der Lernenden von großen Bedeutung ist. Wie kann es Schulen gelingen, Strukturen zu etablieren, in denen Freiräume und die damit verbundene Eigenverantwortung Grundprinzipien sind, die nicht als Anleitung zum "Abhängen" missverstanden werden, sondern die Vertiefung und Aneignung ermöglichen und Lust auf Kreativität, Kooperation und Leistung machen?
Systemische und strukturelle Grenzen und Hindernisse sollen im Workshop nicht verschwiegen werden. Um so wichtiger ist, es Wege zu finden, Potenzialentfaltung dennoch zu ermöglichen.
Schreiben ist eine Schlüsselkompetenz, die für einen erfolgreichen Übergang zur weiterführenden Schule zentral ist. Das (quasi)experimentelle Interventionsprojekt KommSchreib! fördert Schreibkompetenz und -motivation in den Klassen 3/4 an elf Grundschulen. In Kleingruppen wurde an fünf der teilnehmenden Schulen im Rahmen von AGen im Ganztag eine zusätzliche prozessorientierte Schreibförderung unter Einsatz von Tablets durchgeführt (N = 55). An 14 Terminen wurde ein multimediales Kochbuch mit eigenen instruktionalen Texten (Rezepte) erstellt und gestaltet. Die Schreibfördermaßnahmen (z. B. Arbeit mit Modelltexten, Modellieren von Schreibphasen, Peer-Feedback) wurden ergänzt durch praktische Zubereitungsphasen der Rezepte. Erste Auswertungen der Schreibprodukte zeigen einen positiven Effekt der Intervention. Neben einer Zunahme der Textlänge (t[55] = -3.6, p <.001, d = -.49) verbessert sich auch die Textqualität signifikant (t[55] = -10.92, p <.001, d = -1.47). Der PANAS-C zeigt durchgängig hohen positiven Affekt während der AG-Termine. Wir diskutieren die Ergebnisse u. a. vor dem Hintergrund schulentwicklungsbezogener Herausforderungen.
Die Integration digitaler Werkzeuge in den Bildungsprozess ist unerlässlich, um auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Lernenden einzugehen. Aktuelle Studien, wie die von Fichtner und Kollegen (2023), heben die positiven Effekte digitaler Technologien auf das individuelle Lernen hervor, machen jedoch auch auf Hürden beim Zugang zu Bildung aufmerksam. Es ist daher von großer Bedeutung, (angehende) Lehrkräfte im kompetenten und inklusiven Gebrauch digitaler Mittel zu schulen. Dies ist umso wichtiger, als Untersuchungen der Bertelsmann Stiftung (2017) und von Farjon und anderen (2019) aufzeigen, dass Lehramtsanwärter digitale Medien seltener einsetzen und sich in deren Nutzung oft unsicher fühlen.
Das Projekt „inklusiv.digital“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, modulare OER-Bausteine zu entwickeln, die auf dem Fachwissen von Experten aus den Bereichen Fachdidaktik, Sonderpädagogik, Inklusionspädagogik und Medienpädagogik basieren. Ziel ist es, die Ausbildung von Lehrkräften in digital-inklusiven Settings zu verbessern und wichtige Fähigkeiten zu vermitteln. Die Teams setzen bei der Entwicklung der Bausteine auf einen interdisziplinären Ansatz, der sowohl fachinterne als auch fachübergreifende Elemente vereint, um eine hohe Qualität sicherzustellen. Dabei werden wissenschaftliche Erkenntnisse und praxisbezogene Ansichten integriert und ergänzen sich gegenseitig (Brown, 2017).
Die Bausteine von „inklusiv.digital“ sind so gestaltet, dass sie flexibel eingesetzt werden können, um sowohl angehende als auch berufstätige Lehrkräfte in der Gestaltung von digital-inklusivem Unterricht zu unterstützen. Schon während der Entwicklung durchlaufen die Inhalte ein Verfahren zur Qualitätssicherung. Nach Fertigstellung erfolgt eine umfassende Bewertung der inhaltlichen und technischen Umsetzung, des Designs und der Benutzerfreundlichkeit durch Personen aus allen drei Phasen der Lehrerausbildung. Die Bereitstellung auf einer bundesweiten OER-Plattform soll den Zugang im deutschsprachigen Raum vereinfachen und die Kultur des Teilens im Bildungsbereich fördern.
Der Stifterverband nennt digitale Schlüsselkompetenzen, klassische Kompetenzen sowie transformative Kompetenzen als notwendige Zukunftskompetenzen (Future Skills) zur Bewältigung absehbarer gesellschaftlicher Herausforderungen. Weiterhin wird eine innere Haltung der Offenheit und intrinsischen Motivation gefordert zur Selbststeuerung der persönlichen und beruflichen Entwicklung. https://www.stifterverband.org/future-skills
Wie können wir Kinder und Jugendliche beim Erwerb dieser Kompetenzen und bei der Entfaltung ihrer individuellen Potenziale erfolgreich unterstützen?
Als Mitglied der Community of Practice der Future Skills Journey des Stifterverbandes arbeite ich aktuell mit weiteren Akteuren in der Arbeitsgruppe "Future Skills in digitalen Lernangeboten". In diesem Workshop möchte ich brandaktuelle Arbeitsergebnisse der Reise in dieser Arbeitsgruppe vorstellen ebenso wie die Handreichung, die bis dahin entstehen wird.
Nach aktuellem Planungsstand werden wir einen Blick werfen auch auf ungewöhnliche Begabungen wie soziale Kompetenz, technisch-handwerkliches Verständnis und künstlerische Befähigung und wie sie mit Zukunftskompetenzen zusammenhängen.
Die Teilnehmenden lernen einen Fragebogen zur Entdeckung von diversen Interessen und Stärken kennen und erproben ihn auszugsweise zum Finden solch ungewöhnlicher Begabungen. Sie erhalten einen Einblick in den ProfilPASS (PP) für junge Menschen und wie er in der Binnendifferenzierung in Präsenz oder virtuell eingesetzt werden kann.
Ggf. werden verschiedene berufsbildende Schulformen der Sekundarstufe II vorgestellt ebenso wie anspruchsvolle (schulische) Ausbildungswege. Dieses Wissen wenden wir dann auf verschiedene Fallbeispiele an und reflektieren unsere Erkenntnisse im Hinblick auf die eigene Unterrichtspraxis.
Schülerinnen und Schüler der Oberstufe beschäftigen sich im Rahmen ihrer Facharbeit vertieft mit Themen der Lesesozialisation und Lesedidaktik (Mastery), planen auf dieser Grundlage gemeinsam ein Leseförderprojekt (Creativity) und führen dieses eigenverantwortlich für jüngere Schülerinnen und Schüler der Schulgemeinschaft durch (Identity).
Die besondere Anlage dieses Unterrichtsmodells verknüpft den Deeper-learning-Ansatz mit einem Peer-to-Peer-Verfahren und schafft zusätzlich Ressourcen für Schulbibliotheken, die schülerorientierte Lesefördermaßnahmen anbieten möchten.
Der Workshop gibt einen Überblick über den didaktischen Hintergrund des Unterrichtsmodells und konkrete Beispiele für die Durchführung, damit die Teilnehmenden in einer anschließenden Arbeitsphase für ihre eigene Schulbibliothek/ Schule eine mögliche Umsetzung erarbeiten können.
Die Referentin Dr. Erika Labinsky ist stellvertretende Schulleiterin am Max-Planck-Gymnasium Delmenhorst und führt das Projekt seit 2014 durch. Das Team hat mit dem „Living Library“-Konzept 2016 den deutschen Lehrerpreis gewonnen.
Um die vielfältigen Kompetenzen und Potenziale von Schülerinnen fachlich einschätzen und adaptiv fördern zu können, bedarf es der Ausbildung fachdidaktisch fundierter Diagnose- und Förderfähigkeiten von angehenden Lehrkräften. Das Mathe Zentrum Münster (MaZ) – Lehr-Lern-Labor für mathematische Potenzialförderung am Institut für grundlegende und inklusive mathematische Bildung (GIMB) der Universität Münster bietet dazu unterschiedliche praxisnahe Wahlangebote für G- und Sopäd-Studierende des Lehramts Mathematik. In diesen erwerben die Studierenden grundlegende fachdidaktische Kenntnisse über Diagnose und Förderung sowie zum Umgang mit vielfältigen und besonderen mathematischen Potenzialen, welche in videodokumentierten Arbeitsphasen mit Schülerinnen erprobt und anschließend reflektiert werden.
Im Vortrag werden exemplarisch die Konzeptionen zweier Lehrveranstaltungen zur Professionalisierung der angehenden Lehrkräfte im Rahmen des MaZ vorgestellt, die mit Angeboten für Schüler*innen zur Stärkung mathematischer Verständnisgrundlagen bzw. zur Erweiterung mathematischer Interessen und Begabungen verknüpft sind. Dazu erfolgen konkrete Einblicke in die förderdiagnostische Arbeit mit den Kindern.
Wir sind es gewohnt, nach dem Mehrheitsprinzip zu entscheiden und nehmen damit in Kauf, dass wir Minderheiten zurücklassen, die sich übergangen und nicht gehört fühlen – mit den bekannten Folgen.
Gerard Endenburg, ein Ingenieur, Kybernetiker, der die Schule eines Friedensaktivisten besucht hat, entwickelte in den 60er / 70er Jahren für sein Elektronikunternehmen die Soziokratische KreisorganisationsMethode (SKM). Diese Methode ist in immer mehr Unternehmen, Genossenschaften, Wohnprojekten und auch Schulen zu finden. Sie dient als Arbeitsgrundlage der sich weltweit verbreitenden Bewegung von Kinder- und Jugendparlamenten.
Kernstück der SKM ist die soziokratische Konsent-Entscheidung oder kurz der Konsent.
Angewandt wird diese Methode in Kreisen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen, ihre Entscheidungen auf Augenhöhe treffen und alle „mitnehmen“ möchten. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass jede:r, im Kreis in einem moderierten Prozess angehört und mit seinen Argumenten als auch Einwänden ernst genommen wird. Einwände werden begrüßt und integriert. Resonanz wird angesteuert.
Diese Methode nutzt damit die Schwarmintelligenz und lenkt sie auf ein tragfähiges gemeinsames Ergebnis hin, zu dem es keine schwerwiegenden Einwände (mehr) gibt.
Nebenher fördert diese Methode zwangsläufig Partizipation und lässt die Beteiligten Selbstwirksamkeitserfahrungen machen. Sie trägt damit zur Entwicklung von Selbstbewusstsein und Potenzialen bei. Ebenso stärkt sie ein gemeinschaftliches Verantwortungsbewusstsein und eine tiefe demokratische Haltung, die es ermöglicht aktiv und zusammen die Zukunft zu gestalten.
Die Struktur der Entscheidungsfindung bewirkt, dass die Gruppe sich nicht in ewigen Diskussionen verstrickt, obwohl jeder:r gehört wird.
Im Workshop erfahren Sie, wie eine Konsententscheidung aufgebaut ist und wie die Rahmenbedingungen für deren Gelingen aussehen. Sie haben Gelegenheit erste Erfahrungen mit dieser Methode zu sammeln und sich über ihre Vorzüge und Hindernisse auszutauschen.
Damit begabte Schüler:innen ihre eigenen Begabungen im schulischen Alltag wahrnehmen und ausleben können, spielt beim Erkennen von Begabungen eine Orientierung an den Ressourcen eine wichtige Rolle. Begabungen können unter bestimmten Umständen durch verschiedene Heterogenitätsdimensionen verdeckt werden (Trautmann, 2016). So zeigen Forschungsergebnisse beispielsweise, dass Heterogenitätsdimensionen wie Sozioökonomischer Status oder Migrationshintergrund einen entscheidenden Einfluss darauf haben, ob bei Schüler:innen Begabungen erkannt werden und sie in Begabungsförderungsprogramme aufgenommen werden (Stamm, 2009). Begabungen zu unterstellen, vorhandene Ressourcen aktiv aufzudecken und zu nutzen, spielt folglich im Zusammenhang mit Begabungsförderung eine zentrale Rolle.
Das Konzept der Ressourcenorientierung geht davon aus, dass jeder Mensch eigene Ressourcen besitzt (vgl. z.B. Tsirigotis 2008; Klemenz 2007). Diese Ressourcen sind allerdings nicht immer aktiviert, sondern können auch im Verborgenen liegen. Werden Stärken nicht wertgeschätzt und gefördert, dann geht eine Menge Potenzial verloren. Ein Beispiel dafür, dass Ressourcen nicht ausgeschöpft werden, ist das Phänomen des Underachievments, der Minderleistung, die ganz viele unterschiedliche Ursachen haben kann (Kiso, 2023). In diesem praxisorientierten Workshop gehen wir den Fragen nach, welche Chancen eine ressourcenorientierte Perspektive beim Erkennen von Begabungen bietet und welche ressourcenorientierten Methoden im schulischen Alltag hierfür eingesetzt werden können. Nach einer kurzen theoretischen Einführung zur Bedeutung von Ressourcenorientierung für die Förderung von Begabungen, wird die Reflexion der eigenen Handlungspraxis der Teilnehmenden angeregt und durch den Austausch untereinander neue Möglichkeiten der Ressourcenorientierung im schulischen Alltag ausgelotet. Abschließend wird ein Blick in den Methodenkoffer geworfen und die Arbeit u.a. mit Lern- und Entwicklungsgeschichten, systemischen Fragen sowie mit Bildkarten und Ressourcenschätzen betrachtet. Diese Methoden und Ansätze können dabei unterstützen, die individuellen Potenziale der Kinder und Jugendlichen zu erkennen und zu fördern.
Eltern sind ein echter Gamechanger in der Begabungsförderung und wurden von
James T. Webb als Unterstützer emotionaler Bedürfnisse (hoch)begabter Kinder
gewürdigt. Im SENG-Elternkreis (SENG: Supporting Emotional Needs of the Gifted)
für Familien (hoch)begabter Kinder geht es vorrangig um die Stärkung von Eltern,
damit diese ihre Kinder für Wohlbefinden und Potenzialentfaltung emotional
stärken.
Die SENG-Elternkreise sind wissenschaftlich fundiert und in der Praxis erprobt: Eltern
(hoch)begabter Kinder tauschen sich unter fachlicher Moderation aus. Lösungen
und gute Erfahrungen stehen im Fokus. Die Eltern erleben sich in diesem Setting mit
ihren Fragen, Bedürfnissen und Sorgen angenommen und gleichzeitig als
kompetente Experten für eine positive Veränderung.
Ausgeglichene Eltern und Kinder sind die Grundlage, um Begabungsförderung in
der Schule und außerschulisch zu verbessern oder zu ermöglichen.
Selbstbestimmung und Verantwortungsbewusstsein wird vor allem in Familien
(vor)gelebt. Kompetenzen werden im sicheren Raum der Familie erprobt und
unterstützt.
Die Übertragung des erprobten Konzepts in den deutschsprachigen Raum dient
gleichzeitig dem Ausbau der Ressourcen wie der Entwicklung eines Netzwerks von
Fachleuten im D-A-CH-Raum. Das Konzept kann anderen Fachpersonen dienen,
um langfristig passende Lösungen gemeinsam mit Eltern zu erreichen.
Im Zusammenhang mit literarischen Gesprächen lässt sich ein breites Forschungsfeld ausmachen (u. a. Härle & Steinbrenner, 2019; Heizmann, Mayer & Steinbrenner, 2020). In diesem rückt immer mehr die Frage in den Fokus, wie sich Prozesse der Bedeutungsaushandlung interaktiv zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen vollziehen und welche literarischen und sprachlichen Lernspuren in diesem Kontext beobachtet werden können (u. a. Heizmann, 2023; Mempel, 2023; Merklinger, 2020). Wenig ist bisher dazu bekannt, welche Partizipationsmöglichkeiten sich jedem Einzelnen eröffnen und wie individuelle Potenziale von Schüler:innen im Rahmen literarischer Gespräche erkannt und gefördert werden können (in Ansätzen Mayer & Mempel, 2022).
Daran anschließend geht der Vortrag der Frage nach, welche unterschiedlichen Partizipationsformen sich im Rahmen literarischer Gespräche in der Primarstufe – mit Bezug auf das ‚4-Faktoren-Modell der Themenzentrierten Interaktion‘ (Individuum, Gruppe, Sache, Kontextbedingungen; Schneider-Landolf et al., 2014) – rekonstruieren lassen (dazu auch Härle, 2019).
Der Vortrag ist anschlussfähig an interaktionsanalytische Arbeiten zu Partizipation und kollektiven Bedeutungsaushandlungen (u. a. de Boer, 2015; Brandt, 2004; Merklinger, 2020) mit dem Ziel, literarische Gespräche vor dem Hintergrund des in der Mathematikdidaktik entwickelten Partizipationsmodells von Krummheuer und Brandt (2001) auszuwerten. Die Fragen, ob und wie Partizipationsmöglichkeiten sich ereignen und welche Voraussetzungen dafür notwendig sind, sind dabei leitend.
Datenbasis des Vortrags sind n=15 transkribierte Videoaufnahmen literarischer Gespräche (Vorlese- und Literarische Unterrichtsgespräche zu unterschiedlichen Gegenständen), die im Zeitraum von 2019 bis 2023 im Rahmen des Forschungsprojekts „Förderung des sprachlich-ästhetischen Gesprächs im Regelunterricht im Fach Deutsch in der Primarstufe“ (LemaS-GRiP) in zwei Grundschulklassen erhoben wurden. In der Auswertung wird ein qualitativ-rekonstruktiver Ansatz verfolgt, für den die Interaktionsanalyse (Krummheuer & Naujok, 1999) leitend ist. Auf dieser Grundlage werden Schlussfolgerungen für die Professionalisierung von Lehrpersonen hinsichtlich ihres Leitungshandelns im Kontext des Erkennens und Förderns von individuellen Potenzialen im Rahmen literarischer Gespräche gezogen.
Eine prozessorientierte Diagnostik auf Basis verschiedener Verfahren gilt als weitgehend akzeptierte fachdidaktische Perspektive, um eine effektive Förderung potenziell mathematisch begabter Lernender zu gewährleisten und Benachteiligungen zu vermeiden. Vorstellungen zur Mathematik bzw. mathematische Beliefs von Lernenden beeinflussen individuelle Lernprozesse, wobei Mathematik oft als formales System wahrgenommen wird, bei dem der Fokus hauptsächlich auf der Anwendung von Algorithmen und der Verarbeitung von Zahlen liegt. Dagegen sammeln potenziell mathematisch begabte Lernende häufig differenziertere Erfahrungen mit Mathematik und zeigen ein hohes Interesse an mathematischen Sachverhalten. In ersten Fallstudien konnte rekonstruiert werden, dass mathematisch begabte Lernende über deutlich umfassendere Beliefs verfügen und diese im Sinne (fördernder) Katalysatoren für die Entwicklung von mathematischen Potenzialen relevant scheinen. Demgemäß gelten Facetten mathematischer Beliefs als vielversprechend, um als Eckpfeiler zum Erkennen und Erfassen mathematischer Potenziale herangezogen werden zu können. So sind explizit auch diagnostische Kontexte des Schulalltags mitgedacht, in denen etablierte standardisierte als auch nicht-standardisierte Verfahren zur Identifikation mathematischer Begabungen aufgrund individueller Beeinträchtigungen von Lernenden und vorhandener Barrieren an ihre Grenzen stoßen. Der Beitrag geht der Frage nach, über welche mathematischen Beliefs potenziell mathematisch begabte Lernende in den Jahrgangsstufen 5 bis 7 verfügen. Hierzu werden Ergebnisse einer qualitativ-rekonstruktiven Querschnittsstudie präsentiert, um die mögliche Rolle mathematischer Beliefs in einer diagnosebasierten Förderung zu diskutieren.
Insbesondere im Sachunterricht der Grundschule stellt die Bildungssprache, die in Schulen als konzeptuell schriftliche Sprache definiert ist (Habermas, 1978), viele Grundschüler:innen hinsichtlich der unterrichtlichen Teilhabe- und Bildungschancen vor große Herausforderungen. Hohes Potenzial kommt digitalen Medien als lernförderliche Individualisierungs- und Differenzierungstools zu, da sie neue Möglichkeiten der Interaktion gewährleisten und sprachlichen Barrieren entgegenwirken können (Schaumburg, 2018; Zorn et al., 2019). Aktuelle Studien untersuchen zumeist die Wirkung digitaler Medien auf die fachliche Kompetenzförderung bei Lernenden (Schaumburg, 2018). Doch wie können digitale Medien die Realisierung sprachlicher Bildung begünstigen ¬– und wie nutzen Lernende sprachliche Möglichkeiten in der Produktion eigener, digitaler Medienangebote?
Die vorliegende Studie eruiert im Rahmen einer Unterrichtsreihe zum sachunterrichtlichen Thema „Klimafreundlich bewegen“, welche Funktionen Grundschüler:innen bei der Gestaltung eines interaktiven E-Books nutzen, mithilfe dessen sie ein selbstständig ausgewähltes Handlungsfeld zum Klimaschutz multimedial aufbereiten. Präsentiert werden die Ergebnisse einer qualitativen Querschnittserhebung, die anhand von Gruppeninterviews (deduktiv-induktive Kategorienbildung/Kuckartz ) beleuchtet, wie Viertklässler:innen (N=22) das multimedial vielfältige Repertoire an Funktionen des Book Creators zur Gestaltung eines interaktiven E-Books einsetzen und wie sie diesen Einsatz begründen.
Als zentrales Ergebnis resultiert, dass die Schüler:innen im Rahmen der E-Book-Gestaltung häufiger Audioaufnahmen als Textelemente verwendeten, da sie vor der Herausforderung stehen, den sachunterrichtlichen Lerngegenstand neben der Lebenswelt (deklarative Ebene) und den Handlungsweisen (prozedurale Ebene) auch auf die kommunikative Ebene in Form einer angemessenen (Schrift-)Sprache zu transformieren. Zudem konnte festgestellt werden, dass die Lernenden zu jeder Problemstellung verschiedene multimediale Darstellungsformen erprobten, diese hinsichtlich der Lernförderlichkeit miteinander verglichen und im Zuge dieser Reflexion einen Lösungsweg darstellten, der ein vielfältiges Repertoire an multimedialen Funktionen umfasst.
Als Konsequenzen für die Unterrichtspraxis in Bezug auf den Ausbau an Lern- und Differenzierungsmöglichkeiten im Kontext einer sprachlichen Bildung resultiert, dass E-Books sprachliche Individualisierungspotenziale eröffnen und durch die Erweiterung von sprachlichen Ausdrucksoptionen sowie zahlreiche Möglichkeiten zur Unterstützung komplexer sprachlicher Zusammenhänge neue Teilhabe- und Bildungschancen ermöglichen.
Die soziale Herkunft beeinflusst die Bildungsentscheidungen junger Menschen sowie ihre Partizipation an postsekundären Bildungsgängen oder der Begabungsförderung nach wie vor deutlich (Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung 2022). Diese Herkunftsabhängigkeit von Bildungsperspektiven sowie die unausgeschöpften Entwicklungspotenziale junger Menschen aus benachteiligten Lagen oder nichtakademischen Familien sind Ausgangspunkte der institutionalisierten Talentförderung in Nordrhein-Westfalen.
Mit dem NRW-Talentscouting besteht in NRW ein dauerhaftes Programm zur Unterstützung des nachschulischen Übergangs von Schülerinnen der Sekundarstufe II, dessen ausgeprägte Wirkung auf einen chancengerechteren Zugang zum Hochschulstudium und in die berufliche Ausbildung nachgewiesen wurde (Erdmann et al. 2022). Im Rahmen des Programms begleiten und beraten rund 100 Talentscouts von 23 Fachhochschulen und Universitäten landesweit engagierte Schülerinnen, die insbesondere aus ressourcenarmen oder nichtakademischen Familien stammen, langfristig und individuell während des (Fach-)Abiturs und auf dem anschließenden Weg in eine Berufsausbildung oder ein (duales) Studium (Kottmann und Bienek 2023).
Neben dem NRW-Talentscouting wurde mit weiteren Formaten und der Einrichtung des NRW-Zentrums für Talentförderung eine Struktur institutionalisiert, die es ermöglicht, Schüler*innen systematisch bei der Entwicklung und Entfaltung von Potenzialen zu unterstützen. Die gemeinsame Grundlage der Talentförderung zur Identifikation der Talente bildet der Ansatz Leistung im Kontext, der die Leistungen junger Menschen im schulischen und außerschulischen Bereich unter Berücksichtigung risikobehafteter Lebenssituationen anerkennt.
Im Beitrag wird die institutionalisierte Talentförderung in NRW und insbesondere das Programm NRW-Talentscouting praxisbezogen vorgestellt. Dazu werden die Grundprinzipien der Talentförderung sowie die Weiterbildungsangebote des NRW-Zentrums für Talentförderung, die sich u.a. an Talentscouts und Lehrkräfte richten, erläutert. Anhand von Praxiserfahrungen sowie auf der Grundlage wissenschaftlicher Befunde werden Einblicke ins Programm NRW-Talentscouting und die Zusammenarbeit von Talentscouts und jungen Menschen gegeben. Im Fokus des Beitrags steht die Frage, wie das erweiterte Begabungsverständnis Leistung im Kontext, das grundlegend für die Konzeption und Umsetzung von Formaten der NRW-Talentförderung ist, dazu beiträgt, ein breites Spektrum junger Menschen zu adressieren und bei der Gestaltung ihrer Bildungsbiografien zu fördern.
Stellt das Coaching von (Hoch-)Begabten besondere Anforderungen an den Coach? Gibt es Persönlichkeitsmerkmale von Hochbegabten, die besonders beachtet werden müssen? Braucht es eine besondere Struktur und Methodik?
Wir berichten aus unserer über 20jährigen Erfahrungen in der Beratung und Begleitung Hochbegabter und dem Weiterbildungsgang ´Coaching the Gifted.
Es werden Konzepte, Haltungen und Methoden im Sinne von Gelingensbedingungen für einen guten Coaching Prozess beschrieben. Lösungs- und Stärkenorientierung, eine systemische Sichtweise, Handlungsorientierung und eine dialogische Beratung sind allgemein anerkannte Konzeptionen, die sich auch im Coaching von (hoch-) begabten Personen bewährt haben. Die Haltung des Coach im Kontext pädagogisch-psychologischer Arbeitsfelder und im speziellen im Kontext von Potenzialentwicklung und Begabungsförderung ist dadurch gekennzeichnet, dass er/sie nicht (vorrangig) Wissen vermittelt, sondern ein förderliches ´LehrLernSetting
und eine personenzentrierte Begleitung bereithält, in dessen Rahmen er /sie den Coachee ressourcenorientiert begleitet. Dabei wird ein besonderer Fokus auf entwicklungspsychologische Besonderheiten und auf spezielle kognitive und emotionale Persönlichkeitsmerkmale von Hochbegabten gelegt. Ein erfolgreiches Coaching entwickelt sich keinesfalls zufällig, der Prozess wird von Beginn an offen, aber gut strukturiert mit einer Erhebungs- und Analysephase, der Zielfestlegung, passgenauen Methoden zur Unterstützung des Prozesses in der Arbeitsphase und auch einer gemeinsamen Reflexion der Coachingarbeit sowie Überlegungen zur Sicherung des Erreichten. Im unserem Vortrag werden zudem die Grenzen eines Coachingprozesses markiert. Auch auf den Spezialfall des Coachings von Kindern wird eingegangen.
Die digitale Transformation stellt alle Teile unserer Gesellschaft vor Herausforderungen, ganz besonders auch die Schulen. Digitale Geräte spielen im Leben von Kindern und Jugendlichen eine große Rolle und der sinnstiftende Einsatz dieser beim Lernen ist eine wichtige Zukunftskompetenz. Es zeigen sich hier jedoch immer wieder digitalisierungsbezogene Bildungsungleichheiten, sodass nicht alle Schüler:innen ihre Potenziale entwickeln können (Eickelmann & Gerick, 2020).
Gleichzeitig deuten Studien auf die vielfältigen Gefahren hin, die von digitalen Medien und deren übermäßigem Konsum ausgehen (z.B. Choliz, 2012). Stebner et al. (2020) stellen die besondere Rolle des selbstregulierten Lernens für den Umgang mit digitalen Geräten heraus. Zugleich gilt selbstreguliertes Lernen als wichtiger Faktor der individuellen Förderung (Fischer et al., 2020).
Dieser Beitrag geht daher der Frage nach, wie Gesamtschulen die Lehr- und Lernprozesse ihrer Eingangsklassen gestalten, um eigenverantwortliches, selbstreguliertes Lernen insbesondere im Umgang mit digitalen Medien zu unterstützen.
Im BMBF-Projekt Deisel werden dazu über zwei Schuljahre hinweg (2023/24 und 2024/25) die Eingangsklassen an 16 Gesamtschulen in Niedersachsen und NRW zu vier Messzeitpunkten untersucht. Es werden standardisierte Befragungen der Schüler:innen und Lehrkräfte sowie qualitativ-empirische Leitfadeninterviews mit verschiedenen Akteur:innen durchgeführt. Das multimethodisch angelegte Kohorten-Längsschnittdesign ermöglicht, dass sowohl die Gelingensbedingungen in der Umsetzung als auch die Stabilität der Effekte sowie die Nachhaltigkeit der Angebote auf eine belastbare Basis gestellt werden können. Das Studiendesign gewährt zudem eine Unterstützung der Schulen bei der (Weiter-)Entwicklung ihrer Konzepte und Angebote und somit die Durchführung einer datengestützten (postpandemischen) Schulentwicklung (Reintjes & im Brahm, 2021).
Im vorliegenden Beitrag werden das Projekt sowie ausgewählte zentrale Erkenntnisse der bisherigen zwei Messzeitpunkte vorgestellt.
Seit 2008 führt das österreichische Gymnasium BG/BRG Keimgasse Modellklassen zur Begabungs- und Begabtenförderung. Die lernorganisatorischen und didaktischen Maßnahmen zielen darauf ab, Begabungen zu erkennen und Talente zu entfalten. Die als besonders begabt oder hochbegabt identifizierten Schüler*innen werden auch in ihrer intellektuellen und sozialen Persönlichkeitsentwicklung unterstützt. Die Maßnahmen zur Begabungs- und Begabtenförderung sowie ihre Auswirkungen werden extern durch das Österreichische Zentrum Begabtenförderung und Begabungsforschung (ÖZBF) an der Pädagogischen Hochschule Salzburg Stefan Zweig und die Pädagogische Hochschule Niederösterreich evaluiert.
Das Forschungsvorhaben beinhaltet qualitative Interviews mit Schülerinnen sowie Lehrpersonen, quantitative Fragebogenerhebungen und Untersuchungen mit Kontrollgruppen. Ziel ist es, herauszufinden, welche lernorganisatorischen und didaktischen Maßnahmen, welche schulischen Lehr-Lern-Umgebungen mit innovativen Formaten eines fachgebundenen und fächerübergreifenden Lernens dazu beitragen, Begabungen zu erkennen, Talente zu entfalten und besonders begabte oder hochbegabte Schülerinnen in ihrer intellektuellen und sozialen Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, Maßnahmen zur Förderung von Begabungen und Begabten in Schulen weiterzuentwickeln, zu optimieren und so zukünftigen Schularchitekturen die Förderung von Begabungen und Entwicklung von Talenten zu erleichtern
Dieser Beitrag konzentriert sich auf die Resultate der qualitativen Interviews mit Lehrpersonen und ermöglicht so einen Blick auf Kompetenzen und Haltungen von Lehrpersonen zu erfolgreicher Begabungsförderung und Talententwicklung. Dabei liegt der Fokus auf dem Verständnis der Lehrpersonen zum Thema Begabung, der Untersuchung der Unterrichtsgestaltung im Zusammenhang mit Begabungsförderung und der kritischen Hinterfragung begabungsförderlicher Maßnahmen in der Schule hinsichtlich ihrer Gelingensbedingungen und Effekte.
In Schule und Unterricht verfolgen wir das wichtige Ziel, die individuellen Potenziale von Schüler:innen zu erkennen und zu fördern, um sie zu befähigen, ihre Zukunft positiv und selbstbestimmt zu gestalten.
Damit leistet die Schule zugleich einen bedeutsamen Beitrag für unsere Gesellschaft. Der Beziehungsaspekt spielt hier eine zentrale Rolle, denn Lernen geschieht innerhalb von Beziehungen – und Beziehungen zu gestalten ist ein zentraler Aspekt eines gelingenden Lebens. Folgende Fragen beschäftigen Lehrkräfte im Alltag:
• Wie lässt sich die Beziehung zwischen Elternhaus und Schule stärken?
• Wie können Eltern-Lehrer:innen-Gespräche beziehungssensibel gestaltet werden?
• Was trägt zu einem beziehungssensiblen Umgang mit Schüler:innen bei?
• Welche förderlichen Impulse gibt es für die Beratungsarbeit an unserer Schule?
Diesen und ähnlichen Fragen wollen wir im Workshop nachgehen. Im Zentrum stehen die Einbeziehung der Eltern ins Schulleben sowie mögliche Beratungsangebote für Schüler:innen und ihre Eltern.
Der Workshop gibt zunächst praktische Impulse zur Stärkung der Beziehungen aller beteiligter Akteur:innen. Zum besseren Verständnis werden dann Aspekte für die gelingende Kommunikation und die Beratungsarbeit in der Schule thematisiert. Verschiedene praxisorientierte Methoden und Tools werden vorgestellt, die z. B. dazu beitragen können, Gespräche effektiver zu gestalten, Lernfreude zu wecken oder zu erhalten und die Ressourcen wie auch die Resilienz der Gesprächspartner:innen zu stärken. Der Workshop kann Ansatzpunkte dazu liefern, die Selbstreflexion – der Teilnehmenden und in der Folge der Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern – zu unterstützen, die Beratungspraxis in der Schule auszubauen und längerfristig ein Klima des Respekts und der Verständigung zu schaffen sowie die Lernbedingungen für Schüler:innen zu verbessern.
Die „Digitale Drehtür“ setzt sich für die Förderung begabter und hochbegabter Schüler:innen ein, um deren Wissbegierde gerecht werden zu können. Dabei orientiert sie sich am Lernkompass der OECD sowie an den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Das übergeordnete Ziel des Lernkompasses ist die Entwicklung einer eigenständigen Gestaltungs- und Handlungskompetenz von Schüler:innen. Diese sollen dazu befähigt werden, eigene Lernziele zu setzen, ihren Lernprozess eigenverantwortlich zu steuern und zu reflektieren. Schüler:innen muss vermittelt werden, dass sie Handlungskompetenz haben und ihre Umwelt und die eigene Zukunft mitgestalten können – unabhängig von Leistungsbewertungen. Die Digitale Drehtür setzt sich dafür ein, ein Instrument für ebensolche Transformationskompetenzen zu sein, womit es für eine begabungs- und bildungsgerechtere Schulentwicklung eingesetzt werden kann. In den Live- oder Selbstlernkursen der Digitalen Drehtür, die während des Regelunterrichts besucht werden können, steht vor allem das prozedurale Wissen im Vordergrund, mit welchem die Schüler:innen befähigt werden, komplexe Probleme zu lösen.
Im Workshop gehen wir den Fragen nach, welche Rolle wir Lehrende in der Umsetzung dieser Ziele spielen und wie eine notwendige Handlungs- und Gestaltungskompetenz aufgebaut werden kann, um Schüler:innen im Prozess des selbstregulierten Lernens und dem Aufbau von Handlungskompetenzen für die eigene Zukunft zu unterstützen. Mittels der Think-Pair-Share Methode erarbeiten sich die Teilnehmer:innen Positionen zu folgenden Fragestellungen:
-wie kann eine begabungsfördernde Haltung im Unterricht entwickelt werden und welche Rolle spielt das Drehtür-Modell dabei?
-wie kann die digitale Drehtür gewinnbringend für die Schülerinnen und Schüler eingesetzt werden? Welche Begleitung der Lernprozesse erfordert die Umsetzung von uns Lehrpersonen?
-Welche Hürden treten bei der Teilnahme an der digitalen Drehtür auf? Was braucht es, um diese Hürden produktiv zu überwinden?
Das Ziel ist es, mit dem Erfahrungswissen der Teilnehmenden rund um die digitale Drehtür zu arbeiten, anhand von Best Practice Beispielen die eigene Anwendung der digitalen Drehtür zu reflektieren und auch untereinander ins Gespräch zu kommen.
Das multidimensionale Begabungs-Entwicklungs-Tool (mBET) unterstützt Lehrer:innen bei der ganzheitlichen Begabungsförderung von Schüler:innen der 2. bis 6. Schulstufe. Im Rahmen des Tools werden Begabungen sowie moderierende Persönlichkeits- und Umweltfaktoren anhand dreier mBET-Beobachtungsbögen (für Lehrpersonen, Eltern und Schüler:innen) – basierend auf etablierten Verfahren der Begabungsdiagnostik – eingeschätzt. Im mBET-Fördergespräch werden in der Zusammenschau der Bögen mit Eltern, Kind und Lehrperson individuell passende (schulische und außerschulische) Fördermaßnahmen entwickelt.
Im Forschungsprojekt wird das Fördergespräch untersucht und auf Grundlage von Befragungen von Schüler:innen, Eltern und Gesprächsleiter:innen bei ca. 40 Gesprächen zu zwei Erhebungszeitpunkten (im Anschluss an das mBET-Fördergespräch und in Nachbefragungen bei den Schüler:innen ca. 10 Wochen nach dem mBET-Fördergespräch), die über einen Zeitraum von drei Jahren geführt werden, um Effekte und Wirksamkeit zu erfassen und daraus mögliche Gelingensbedingungen abzuleiten.
Vorrangig geht es im Forschungsprojekt darum, herauszufinden, bei welchen Anliegen das mBET eingesetzt wird, welche Förderziele vereinbart und wie umfassend diese umgesetzt werden, welchen Einfluss die Gesprächsqualität auf die Umsetzung hat und welche weiteren Gelingensbedingungen (z.B. Inhalt und Formulierung der Ziele, Motivation, Selbstwirksamkeit, Emotionen) abgeleitet werden können.
Der Vortrag gibt einerseits einen Einblick in das mBET-Tool und das mBET-Fördergespräch. Andererseits werden das Forschungsdesign vorgestellt, erste Ergebnisse präsentiert und mit den Teilnehmer:innen diskutiert.
Die Forschung über Hochbegabung im Kindes- und Jugendalter sowie entsprechende Bildungs- und Förderangebote haben sich in den letzten Jahren etabliert. Zur Hochbegabung im Erwachsenenalter gibt es aktuell noch vergleichsweise wenige Erkenntnisse. Wenig ist zudem bekannt über die biografische Perspektive Erwachsener auf den Zuschreibungsprozess von Hochbegabung und die damit verbundenen biografischen Herausforderungen. Beratungs- und Unterstützungsangebote für hochbegabte Erwachsene sind kaum institutionalisiert, in der Regel nicht theoretisch fundiert und nicht formativ evaluiert.
Im Rahmen des Impulsvortrags wird die Perspektive hochbegabter Erwachsener in besonderer Weise gewürdigt und – theoretisch gerahmt – zum Ausgangspunkt von Impulsen für Bildungsforschung, pädagogische Praxis und beratend Tätige. Weiterhin werden Möglichkeiten und Grenzen von institutionalisierten Angeboten für hochbegabte Erwachsene in den Blick genommen. Handlungsfelder für Stiftungen, Vereine und Verbände werden zudem aufgezeigt.
Ziel ist es, das Konstrukt Hochbegabung anhand theoretischer Zugänge und empirischer Befunde – unter Perspektive des Erwachsenenalters – kritisch zu reflektieren. Teilnehmende haben die Möglichkeit, im Anschluss an den Impulsvortrag, ins Gespräch zu kommen und diskursiv Handlungsfelder und -optionen weiterzuentwickeln.
Die Lesescouts an der Gesamtschule Münster Mitte stellen ein bewährtes Konzept zur Förderung der Lesekompetenz und -motivation dar. Seit über 10 Jahren entwickelt sich dieses Projekt hauptsächlich durch die Eigeninitiative der teilnehmenden Schüler:innen stetig weiter, welche im Rahmen ihrer Tätigkeit nicht nur ihre eigenen Lesefähigkeiten als Begabung erkennen, sondern diese nutzen, um auch andere Schüler:innen, die über weniger Lesekompetenz und kaum Zugang zu Büchern verfügen, zum Lesen zu motivieren. So werden auf der einen Seite unter anderem Selbstwahrnehmung, Selbstbewusstsein, Lesekompetenz und gesellschaftliche Verantwortungsübernahme gestärkt, auf der anderen Seite sorgen die Lesescouts im Sinne einer transformativen Bildungsidee für mehr Teilhabe an der Gesellschaft und für praktizierte Bildungsgerechtigkeit.
Geplant ist, dass die Lesescouts selbst am Workshop beteiligt sind.
Lehrkräfte aus der Sekundarstufe erhalten einen Einblick in Vorgehensweisen, die es erleichtern, die Potentiale aller Schülerinnen und Schüler zu erkennen und zu entfalten. Übergeordnetes Ziel der vorgestellten Methoden ist es, alle Schülerinnen und Schüler zu befähigen, ihren Weg zum persönlichen Wohlergehen („Well-Being“ im Sinne des OECD-Lernkompasses) zu finden, aber auch sie zu motivieren und in die Lage zu versetzen, ihre Fähigkeiten zum Wohle der Gemeinschaft einzusetzen. Es wird der Frage nachgegangen, wie wir alle Lernenden dabei unterstützen können, Zukunftskompetenzen (Future Skills) zu erwerben, ohne uns selbst zu überfordern.
Dabei werden kleine Tipps aus eigener Unterrichtspraxis, Erfahrungen aus mehr als 25-jähriger Fortbildungstätigkeit bis zu neusten Erkenntnissen aus der Initiative „Leistung macht Schule“ (LemaS) vorgestellt.
Einige Methoden werden so vermittelt, dass sie erlebbar sind und zur Reflexion sowie einem Austausch einladen.
In diesem Workshop wird ein innovatives Kooperationskonzept zwischen der Universität Rostock und interessierten Schulen vorgestellt. Es stellt eine besondere Form der Fördermöglichkeit für leistungsstarke und potenziell besonders leistungsfähige Schülerinnen und Schüler dar. Die Schülerinnen und Schüler werden von Koordinatoren/innen und Tutoren/innen betreut und haben bereits während ihrer Schulzeit die Gelegenheit, online-Vorlesungen und Seminare an der Universität Rostock zu besuchen und sich diese ggf. für ein späteres Studium anrechnen zu lassen. Insgesamt sind 2 Präsenzveranstaltungen pro Semester vorgesehen: die erste, um den Schülerinnen und Schülern das Juniorstudium inhaltlich und organisatorisch vorzustellen und sie die Universität „hautnah“ erleben zu lassen. Die zweite Präsenzveranstaltung hat einen individuell, je nach Kurs variierenden praktischen Inhalt (z.B. Experimente) und findet in der Regel an einem Nachmittag statt. Alle übrigen Veranstaltungen werden über eine online-Plattform organisiert. Die kostenfreie Teilnahme für einige Kurse ist bereits ab Klasse 9 möglich.
Eine digitale Teilnahme am Workshop ist über Zoom möglich:
https://uni-rostock-de.zoom-x.de/j/61902377237?pwd=d7yFIOZ4GDq0Ppy534cWONtrsgE1Wk.1
Meeting-ID: 619 0237 7237
Kenncode: 392066
In der heutigen Begabungsforschung besteht ein breiter Konsens dahingehend, dass eine frühzeitige domänenspezifische Diagnostik und eine hierauf basierende individuelle Begabungsförderung für das Entfalten der Potenziale jedes Kindes notwendig sind - auch, um negative Persönlichkeitsentwicklungen zu verhindern, die daraus resultieren, dass die besonderen Leistungspotenziale von Lernenden nicht angemessen beachtet und gefördert werden. Eine solche domänenspezifische Begabungsforschung ist notwendigerweise interdisziplinär und sollte die jeweilige fachdidaktische Forschung systematisch einbeziehen.
Im ersten Teil des Symposiums werden wesentliche aktuelle Erkenntnisse fachdidaktischer Forschung in den Bereichen Mathematik, Deutsch und moderne Fremdsprachen überblicksartig präsentiert. Dabei werden sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede der bisherigen domänenspezifischen Begabungsforschung herausgestellt. Hiervon ausgehend werden Chancen und Herausforderungen für eine zeitgemäße fachdidaktische Begabungsforschung und Begabungsförderung im Kontext einer potenzialorientierten Förderung aller Schülerinnen und Schüler aufgezeigt.
Der zweite Teil des Symposiums bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, zu den Potenzialen und Herausforderungen kritisch Stellung zu beziehen, Fragen zu stellen, eigene Standpunkte bzw. Vorschläge und Erfahrungen einzubringen sowie gemeinsam Ideen für eine theoriebasierte und zu-gleich praxisorientierte Förderung besonderer Potenziale im Fachunterricht zu entwickeln.
Gemeinsamer Abstract
Die Kreativitätsentwicklung und -förderung wird als Grundvorgang der Anregung, der Entfaltung und Profilierung von individuellen Begabungen geplant und gestaltet. Dies folgt der Erkenntnis, dass eine ausgeprägte kreative Kompetenz die wesentliche Komponente von entwickelten Begabungen ausmacht. Dabei tritt sie spezifisch in Erscheinung und bestimmt das Problemlöseverhalten und entsprechend die Qualität der erbrachten Leistungen auf dem jeweiligen Begabungsgebiet maßgeblich.
Die Kreativitätspädagogik projektiert unter dieser Prämisse die Begabungsentwicklung als Prozess der Herausbildung und individuellen Profilierung kognitiver, kommunikativer, künstlerisch-ästhetischer, psychomotorischer, sozial-emotionaler und kooperativer Fähigkeiten. Diese Fähigkeiten kennzeichnen die Handlungskompetenzen, die im Rahmen der Begabungsgenese angeregt und ausgebildet werden sollen. Sie sind die Grundlage für ein möglichst ausgewogenes Fähigkeitsprofil für domänenspezifisches kreatives Tätigsein.
Zur Anregung, Entwicklung und Förderung werden Tätigkeiten/Beschäftigungen aus begabungsrelevanten Bereichen in Prozesse von Spiel, Lernen, Arbeit und Freizeit integriert, deren Anforderungscharakter das Ausprobieren und Anwenden vorhandener kreativer Fähigkeiten stimuliert und deren Weiterentwicklung ermöglicht.
Der Beitrag soll eine Übersicht über die grundlegenden Annahmen des kreativitätspädagogischen Ansatzes, einen Einblick in die Arbeit ausgewählter Kreativitätsgrundschulen und einen Überblick über wirksame Faktoren und Maßnahmen zur Entfaltung von Begabung geben. Dementsprechend begleitet folgende Frage den gesamten Beitrag: „Wie entdeckt, fördert und stärkt kreativitätspädagogisches Handeln die vorhandenen Potenziale bei Kindern?“
Seit 2006 ermutigt die Robert Bosch Stiftung deutsche Schulen im In- und Ausland, mit dem Deutschen Schulpreis (DSP) ihre Schul- und Unterrichtsentwicklung in den Blick zu nehmen. Zentral für den DSP sind die Entwicklungen in den folgenden Qualitätsbereichen:
• Unterrichtsqualität
• Leistung
• Umgang mit Vielfalt
• Verantwortung
• Schulklima, Schulleben und außerschulische Partner
• Schule als lernende Institution
Wir möchten im Workshop die vielfältigen Unterstützungs- und Beratungsangebote der Robert Bosch Stiftung vorstellen, vor allem auf das Bewerbungsverfahren zum DSP eingehen und dabei die oben genannten Qualitätsbereiche näher erläutern. Der Deutsche Schulpreis bietet nicht nur die Aussicht auf hochdotierte Preise, er ist vielmehr ein Instrument der Schulentwicklung. Um Impulse für Ihre eigene Schule zu erhalten, kommt auch die Perspektive von Bewerber- und Preisträgerschulen nicht zu kurz: Wir werden erläutern, inwiefern die Teilnahme in mehrfacher Weise einen Gewinn darstellen kann. Im Jahr 2023 ist die Zahl der Preisträgerschulen auf insgesamt 103 Schulen angewachsen.
Angesprochen sind alle Schulen (vor allem auch aus dem LemaS-Netzwerk), die sich im Sinne des Kongressthemas bereits auf den Weg gemacht haben, die ihre Schülerinnen und Schüler durch qualitätsvollen Unterricht in ihrer Potenzialentfaltung unterstützen und sie dadurch auch in ihrer Bereitschaft und Fähigkeit stärken wollen, Verantwortung zu übernehmen und persönliche und gesellschaftliche Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Die Qualitätsbereiche des Deutschen Schulpreises können helfen, die Ressourcen und bisherigen Erfolge der Schule systematisch zu bilanzieren, Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen und den Prozess weiter voranzutreiben. Die mit dem Wettbewerb verbundene Positionierung und Vernetzung innerhalb der Schullandschaft schafft neue Perspektiven und bietet vielfältige Anregungen zur Weiterentwicklung.
Schulische Leistung wird vor allem in Prüfungen gemessen. Doch was tun, wenn die Noten die kognitive Leistungsfähigkeit und die fachliche Kompetenz nicht abbilden, weil Prüfungsangst dies verhindert?
Motivation ist eine Voraussetzung für Lernerfolg. Doch warum wirken Motivierungsversuche, Lob und Noten oft nicht wie gewünscht?
Selbstverantwortung gilt als Schlüsselkompetenz für eine selbstbestimmte Lebensführung. Doch wie kann diese im eng geführten Schulalltag entwickelt werden?
Im Workshop wird ein ursprünglich an der Universität Kassel entwickeltes praxistaugliches Beratungskonzept vorgestellt, welches seit 2018 bundesweit an Schulen und Hochschulen als Lehrerfortbildung akkreditiert ist und vermittelt wird. Es basiert auf der Selbstbestimmungstheorie (vgl. Deci u. Ryan 2000, 2008), auf einem mehrdimensionalen Konzept von Lern- und Leistungsprozessen (Nolle 2017, 2021) und berücksichtigt die systemischen Zusammenhänge zwischen Lernverhalten, Emotion und Motivation. Nach einer theoretisch/wissenschaftlichen Einführung werden einige konkrete Methoden live demonstriert und mit den Teilnehmenden „am eigenen Leib“ erprobt.
Nolle, Timo (2021): Blackout, Bauchweh und kein' Bock. Therapie und Coaching bei Prüfungsangst, Prokrastination und Leistungsdruck. Carl-Auer Verlag, Heidelberg.
Professionelle Handlungskompetenzen von Lehrpersonen hinsichtlich der Diagnostik und Förderung mathematischer Potenziale wirken auf eine gelingende Begabungsförderung im Fach Mathematik. Ungeachtet formaler Inhalte der Lehramtsausbildung werden Lehrpersonen im Schulalltag umfangreiche Aufgabenbereiche anvertraut. Individuelle Praxiserfahrungen mit mathematischen Begabungen und Potenzialen führen im Zusammenhang von professionellen Kompetenzen zu Subjektiven Theorien, die im Sinne handlungsleitender Weltsichten die Planung, Organisation und Durchführung eines potenzialfördernden (Mathematik-)Unterrichts beeinflussen. Demgemäß besitzen Subjektive Theorien über Kausalzusammenhänge verknüpfte Argumentationsstrukturen, deren Rekonstruktion zur Optimierung professionellen Handelns und zur Gestaltung von Fortbildungsinhalten, auch im fachdidaktischen Kontext, genutzt werden kann. Fortbildungsstrategien, die eine reflexive Auseinandersetzung von Lehrpersonen mit Subjektiven Theorien als Teil ihrer Haltungen und Überzeugungen eröffnen, können vor dem Hintergrund fördernder interpersonaler Katalysatoren für die Entwicklung von (mathematischen) Potenzialen als bedeutsam gelten. Der Beitrag geht der Frage nach, welche Subjektiven Theorien Lehrpersonen mit umfangreichen Aufgabenbereichen im Kontext der Begabungsförderung im Mathematikunterricht besitzen. Hierzu werden Ergebnisse einer qualitativ-rekonstruktiven Studie präsentiert. Die Rekonstruktion von Inhalts-Struktur-Kombinationen offenbart vorhandene überindividuelle fachdidaktische und wissenschaftliche Prägungen sowie kontrastierende Haltungen der befragten Lehrpersonen hinsichtlich einer Begabungsförderung im Fach Mathematik. Anhand der Eindrücke lassen sich Vorschläge für die Professionalisierung von Lehrpersonen hinsichtlich der Diagnostik und Förderung mathematischer Potenziale ableiten.
In diesem Workshop werden anfangs die Grundlagen und schulischen Perspektiven des transformativen Lernens vorgestellt und diskutiert. Neben einem Überblick über die Angebotsformate im Kontext des Landeskompetenzzentrums für individuelle Förderung lif und LemaS NRW, sollen Ideen und Projektskizzen für (eigene) Lernarchitekturen mit Hilfe eines Modells zur Förderung des transformativen Lernens erarbeitet werden. Im Austausch miteinander können perspektivisch Herausforderungen, Hürden und Gelingensbedingungen für die Lernarchitekturen diskutiert werden.
Das meist über Jahre entstandene Wirkgefüge bei Underachievement ist oft hochkomplex, sehr individuell und mit einem großen Leidensdruck verbunden. Dies kann nicht nur die Schüler:innen selbst, sondern auch ihr jeweiliges Umfeld lähmen. Vor diesem Hintergrund entstand an der Beratungsstelle besondere Begabungen (BbB) der Handlungsleitfaden Underachievement (Ziesenitz & Melbye, 2020). Ziel des Leitfadens ist es, den Fachkräften und Berater:innen einen Orientierungsrahmen für Handlungsschritte bei der Begleitung von Underachiever:innen zu geben. Der Leitfaden unterstützt bei der Bestandsaufnahme bereits getätigter Maßnahmen und gibt Impulse für die Entwicklung zukünftiger Interventionen, z.B. in dem Bereich der Lernkompetenz, der intrinsischen Motivation oder der Gefühlskompetenz. Er schafft für alle Beteiligten Transparenz im psychologisch-pädagogischen Vorgehen und bietet eine Grundlage für Kooperationsvereinbarungen.
In dem Workshop wird zunächst der Handlungsleitfaden Underachievement vorgestellt. Danach können die Teilnehmenden den Leitfaden anhand eines anonymisierten Fallbeispiels aus der Beratungspraxis der Referentin oder anhand eines eigenen Fallbeispiels erproben. Der Workshop ist insbesondere für beratende Fachkräfte aller Schulformen und Schulstufen geeignet, die sich mit der Begleitung von Underachiever:innen beschäftigen (möchten) und an einem konstruktiven Austausch interessiert sind.
Die Etablierung eines lernförderlichen Schulklimas sowie die erfolgreiche Umsetzung von Schulentwicklungsprozessen werden von personenbezogenen Merkmalen schulischer Akteure beeinflusst. Hierzu zählen Einstellungen, Motivation, Wertvorstellungen und das Selbstwirksamkeitserleben sowie kooperative Arbeitsweisen von Lehrkräften und Schulleitungen (Urton et al., 2018; Kreher & Solf, 2014; Ahlgrimm et al., 2012). Für die Entwicklung einer begabungsförderlichen und potenzialorientierten Schule setzt sich das Forschungsprojekt LemaS-Transfer ein. Zentrale Akteure sind die Lehrkräfte aus der ersten Projektphase, die in Lemas-Transfer der Aufgabe nachgehen, ihre Erfahrungen und ihr Wissen im Bereich Begabungsförderung, Potenzialorientierung und Schulentwicklung als Multiplikator:innen innerhalb von Netzwerken an die neu teilnehmenden Schulen weiterzugeben. Um diesen Prozess zu begleiten und mögliche Entwicklungstendenzen über die Projektlaufzeit hinweg abbilden zu können, wurde zu Beginn der zweiten Förderphase eine Fragebogenerhebung im offenen Fragenformat mit n = 43 Multiplikator:innen und n = 36 Schulleitungen der neuen Schulen (Schulstufen: Grundschule, Gesamtschule und Gymnasium) durchgeführt. Es wurde den folgenden Fragen nachgegangen: Welches Verständnis von Begabung und einer begabungsförderlichen und potenzialorientierten Haltung haben die Multiplikator:innen und Schulleitungen zu Beginn der zweiten Projektphase? Welche Gelingensbedingungen und welche Herausforderungen nehmen diese bei der Umsetzung eines begabungs- und leistungsförderlichen Schulklimas wahr und welche kooperativen Strukturen bedarf es aus ihrer Sicht dafür?
Die Ergebnisse wurden mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse (Kuckartz & Rädiker, 2022) ausgewertet. Sie geben einen Hinweis darauf, dass sich das Begabungs- und Leistungsverständnis der befragten Schulleitungen und Multiplikator:innen deutlich voneinander unterscheiden. Während die Schulleitungen ein stärker biologisches bzw. kognitiv-enges Verständnis von Begabung zeigen, versteht die Mehrheit der Multiplikator:innen Begabung als individuelles Fähigkeitspotenzial, das multifaktoriell beeinflusst werden kann. Im Vortrag werden weiter Ergebnisse mit Blick auf die erlebten Herausforderungen und Gelingensbedingungen sowie die zugeschriebenen Rollen hinsichtlich kooperativer Strukturen bei der Umsetzung von Begabungs- und Potenzialförderung beider Personengruppen adressiert.
Darüber hinaus werden erste praktische Implikationen für eine gelingende Netzwerkarbeit sowie die begabungsförderlichen und potenzialorientierten Schulentwicklungsarbeit formuliert.
In diesem Beitrag wird ein gemeinsames Projekt des Österreichischen Zentrums für Begabtenförderung und Begabungsforschung der PH Salzburg und der Universität Leipzig vorgestellt, das sich zum Ziel gesetzt hat, das Instrument der mBET-Beobachtungsbögen in einem iterativen Entwicklungs- und Forschungsprozess digital zu transformieren und wissenschaftlich zu begleiten. Das Projekt leistet einen Beitrag zur nachhaltigen und zukunftssicheren Gestaltung der Potenzial- und Talententwicklung mit den mBET-Beobachtungbögen, um somit sich ändernden Anforderungen an schulisches Handeln im Kontext von Digitalität (vgl. u.a. Mecklenburg, 2020) bzw. digitaler Transformation von Schule (vgl. Herbig, Doberitz, Blumenstein & Wollersheim, i.E.) gerecht zu werden.
Das multidimensionale Begabungs-Entwicklungs-Tool (mBET) ist ein Instrument zur ganzheitlichen und individuellen Förderung von Begabungen (vgl. Stahl, Rogl & Schmid, 2022), das speziell für die Begabungsförderung für Schüler:innen der 2. bis 6. Schulstufe geeignet ist. Im Sinne eines ganzheitlichen und systemischen Begabungsbegriffs werden vier Begabungsbereiche, die Schul-leistung sowie fünf Persönlichkeits- und Umweltmerkmale erfasst, die für die Entwicklung von Begabungen entscheidend sind. Die mBET-Beobachtungsbögen basieren auf etablierten Verfahren der Begabungsdiagnostik und ermöglichen eine systematische Beobachtung von Begabungen (vgl. ebd.).
Im Beitrag wird einführend auf die Notwendigkeit einer nachhaltigen und zukunftssicheren Gestaltung der Potenzial- und Talententwicklung mit mBET-Beobachtungsbögen im Kontext von Digitalität sowie digitaler Transformation eingegangen. Anschließend wird das Entwicklungs- und Forschungsprojekt „mBETdigi“ zur digitalen Transformation der mBET-Beobachtungsbögen vorgestellt. Im Blickpunkt der Begleitforschung stehen Fragen der Usability (vgl. Brooke, 1996) und der User Experience (vgl. Schrepp, Hinderks & Thomaschewski, 2017) im Zusammenhang mit Einstellungen zu digitalen Medien (vgl. Schmid, Görtz & Behrens, 2017), Fragen nach Vor- und Nachteilen der Nutzung der digitalen mBET-Bögen sowie Fragen nach der subjektiven Wahrnehmung von Effizienz, Wirkung und Effektivität im Hinblick auf die vereinbarten mBET-Ziele. Neben der Vorstellung und Diskussion des Projekts werden auch Einblicke in den aktuellen Arbeitsstand gegeben.
Untersucht wurden Entwicklungsprozesse, die im Rahmen des Forschungsverbundprojektes Leistung macht Schule (LemaS) über einen Zeitraum von fünf Jahren wissenschaftlich begleitet wurden (Weigand et al. 2022) und der schulischen Begabungsförderung dienten. Begabungsförderliche Schulentwicklung wird verstanden als die systematisierte Weiterentwicklung von Einzelschulen mit dem Ziel, dass Begabungen der Schüler*innen besser erkannt und gefördert werden können. Unter Schulentwicklung wird eine bewusste und absichtsvolle Veränderung verstanden, die von den Mitgliedern der Einzelschulen selbst vorgenommen wird (Dedering 2012).
In der vorliegenden Studie wurde untersucht, welche Rahmenbedingungen und Maßnahmen begabungsförderliche Schulentwicklungsprozesse unterstützt und/oder beeinträchtigt haben. LemaS eröffnet einen geeigneten Rahmen, diese Fragestellungen zu untersuchen, da das Verbundprojekt eine „Wissenschaft-Praxis-Brücke“ (Weigand et al. 2022, S. 20) schafft, in dessen Rahmen wissenschaftliche Forschung und schulische Praxis auf eine langfristig angelegte Weise zusammengebracht werden. In der Praxis stellt dieses Vorgehen eine Ausnahmeerscheinung dar.
Im Zuge der Studie wurden an 16 Grund- und weiterführenden Schulen insgesamt 18 leitfa-dengestützte Fokusgruppeninterviews geführt (Döring & Bortz 2016). Interviewt wurden Lehrpersonen und Schulleitungen, die zum Zeitpunkt der Erhebungen (2020 und 2021) in die Prozessdurchführung involviert waren. Die Auswertung des Datenmaterials erfolgte gemäß der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2008).
Die befragten Lehr- und Schulleitungspersonen nannten förderliche und hinderliche Bedingungen, die insgesamt acht Dimensionen zugeordnet wurden; diese wiederum wurden unterschieden in projektbezogene und schulinterne Bedingungen. Unter den schulinternen Bedingungen wurden etwa die strukturell sinnvolle Verortung des Themas in der Schule, spezifische Arbeitsweisen aller Beteiligten, Charakteristika des Schulleitungshandelns sowie ausreichende zeitliche und personelle Ressourcen genannt. Unter den projektbezogenen Bedingungen wurden eine stärkenorientierte, wertschätzende Prozessberatung, innovative inhaltliche Impulse, verbindliche Arbeitsweisen sowie Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch zwischen Schulen angeführt. Die Ergebnisse wurden im fachlichen Diskurs zur Schulentwicklungsberatung und zum Ansatz des Design-Based-Research (Reinmann, 2020) verortet. Resümiert wird, dass Entwicklung und Einführung begabungsförderlicher Maßnahmen anderen pädagogischen Innovationsprozessen in Schulen ähneln und die vorgestellten Erfolgsbedingungen auf andere Kontexte übertragbar sein können.
Einleitung/Problemstellung
Ein zukunftsorientiertes Bildungssystem zielt darauf ab, eine “Kultur der Zusammenarbeit” (Schleicher 2023, S. 13) zu stärken, um Kinder dazu zu befähigen, ihre Potenziale zu entfalten (Müller-Oppliger 2021). Dennoch werden Multiprofessionelle Kooperationsprozesse in Ganztagsgrundschulen (Fischer Kielblock 2020; Spies 2018) oftmals als ein paralleles, segregiertes Arbeiten beschrieben (Niehoff et al. 2019). Umso deutlicher ist zu problematisieren, dass insbesondere die Perspektiven von pädagogischen Fachkräften im Diskurs um Kooperationsprozesse im schulischen Ganztag bislang unterrepräsentiert sind (Hertel et al. 2023).
Fragestellung
Im geplanten Vortrag werden ebenjene Perspektiven und Relevanzsetzungen, mit denen von Schulleitungen, relationiert, um Impulse für die nachhaltige Gestaltung potenzialorientierter Ganztagsgrundschulen (Rastede et al. 2015) zu gewinnen. Ziel ist es, ebenso die Vielfalt der professionellen Erwachsenen als auch die vielfältigen Potenziale der Kinder zu berücksichtigen, unabhängig von sozialen Ungleichheiten (Horvath 2018).
Design
Dem folgend widmet sich das Projekt „DigiSchuKuMPK“ (2023-2026) sowohl den Perspektiven von Schul- als auch Ganztagsleitungen und möchte Multiprofessionelle Kooperation (Serke 2022) durch die Arbeit mit dem Index für Inklusion an den Projektschulen stärken (Booth/Ainscow 2017). Als Ausgangserhebung werden Expert:inneninterviews mit Schul- und Ganztagsleitungen geführt, um auf Basis der Äußerungen einen Überblick über die Sichtweisen und Sinnsetzungen der Beteiligten zu gewinnen. Die Interviews werden am Projektstandort Osnabrück an drei Kooperationsschulen durchgeführt. Das Datenmaterial wird mit einer strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet (QDA: Kuckartz/Rädiker 2022).
Ergebnisse
Auf dem 8. Münsterschen Bildungskongress werden erste Forschungsergebnisse vorgestellt und hinsichtlich abzuleitender Implikationen für die Gestaltung Multiprofessioneller Kooperationsformen diskutiert. Dabei ist ein Schwerpunkt, wie das Spannungsverhältnis aus wissenschaftlichem Entwicklungsauftrag und einzelschulspezifischer Rekontextualisierung von den beteiligten Akteursgruppen relationiert wird. Auf Grundlage dieser formativen Begleitforschung sollen nicht nur Entwicklungsfelder für die Einzelschulen, sondern für eine reflexiv-inklusive Grundschulentwicklung auf der Systemeben ausgemacht werden.
Diskussion/Ausblick
Weiterführend bleibt zu diskutieren, wie “das ganze Dorf” “Schule” seine multiprofessionelle, schulpraktische Zusammenarbeit gestalten kann und welche zukunftsbezogenen Entwicklungsaufgaben für Einzelschulen damit verbunden sind.
Wie kann es noch besser gelingen, dass das Wissen über Begabtenförderung an möglichst alle Schulen gelangt, dort verankert und auch erfolgreich umgesetzt wird? Wie kann gewährleistet werden, dass das Erkennen und Fördern von Begabungen nicht vom Zufall abhängen, sondern durch eine Institutionalisierung der Regelfall sind?
Ein zentrales Element zur Lösung dieser Fragen, die auch in der 2. LemaS-Phase in den Blick genommen werden, ist in Hamburg die bereits 2016 eingeführte schulinterne Funktion „Fachkraft für Begabtenförderung (FBF)“. Die FBF ist für die Belange von potenziell leistungsstarken, besonders begabten und hochbegabten Schülerinnen und Schülern zuständig. Alle weiterführenden Schulen sowie viele Grundschulen in Hamburg haben eine solche Fachkraft, über 350 Lehrkräfte sind mittlerweile als FBF ausgebildet worden.
In diesem Vortrag wird die Funktion der Fachkraft für Begabtenförderung mit ihren Aufgaben (u.a. Erstellung eines schulinternen Begabtenförderungskonzeptes) und ihrer Rolle im Hamburger Schulsystem erläutert.
Es wird außerdem die schulformübergreifende FBF-Qualifizierung des Hamburger Landesinstitutes vorgestellt. Dabei werden Ziele, Organisation und Inhalte sowie die Weiterentwicklung dieser Qualifizierung in den letzten Jahren thematisiert. Zusätzlich wird die Vernetzung der FBFs während und nach ihrer Ausbildung sowie ihre Zusammenarbeit mit der BbB betrachtet.
Abschließend wird die Wirksamkeit der FBFs in der Hamburger Schullandschaft sowie mögliche Weiterentwicklungen der Funktion beleuchtet. Dabei wird u.a. die mögliche Rolle der bestehenden FBF-Strukturen in der Zusammenarbeit mit den LemaS-Netzwerken betrachtet.
Der praxisorientierte Vortrag fragt danach, wie die Digitale Drehtür Potenziale und Begabungen von Lernenden bereits frühzeitig und fachdidaktisch fundiert in digitalen Lernräumen fördern und inwiefern dies zu einer nachhaltigen Transformation der (Grund)Schule und des (Regel)Unterrichts führen kann.
Insbesondere unterrichtsintegrierte Förderangebote für mathematisch und sachunterrichtlich besonders interessierte Lernenden bilden für Lehrkräfte eine beständige Herausforderung im Schulalltag. Dabei soll der Grundschulunterricht alle Lernende in ihren individuellen Potenzialen ansprechen, fördern und ein Ort sein, fachliche und überfachliche Kompetenzen zu entwickeln. An diesem Spannungsfeld setzt das adaptierte Enrichment-Angebot der Digitalen Drehtür an (https://www.digitale-drehtuer-campus.de/explore) und bietet einerseits ein fachdidaktisch fundiertes Lernangebot für alle interessierten Lernenden, andererseits Entlastung für die Lehrkraft im Schulalltag. Das Konzept lehnt sich an die Begabungsentfaltung nach Renzulli et al. (1981) an. Aus der Mathematik werden mit den Lernprogrammen verschiedene Themen angesprochen, wie z.B. Codierungen, geometrische Fragen oder Primzahlen. Die Lernenden können so ihre mathematischen Potenziale entfalten und zu tragfähigen fachlichen Kompetenzen erweitern. Im Sachunterricht werden gesellschaftsrelevanten Themen und Fragen zur Zukunft der Kinder mit Blick auf zukunftsrelevante Herausforderungen wie Nachhaltigkeit und Klimawandel, Krieg und Frieden oder Kinderrechte in den Lernprogrammen aufgegriffen.
Es handelt sich bei der Digitalen Drehtür um ein didaktisches Projekt mit korrespondierender qualitativen wie quantitativen Begleitforschung zu unterschiedlichen Akteursgruppen und inhaltlichen Schwerpunkten, das sich gegenwärtig in der zweiten Förderphase befindet. Auf dem Drehtür Campus werden kostenfrei jahrgangsübergreifend didaktisch entwickelte Lernprogramme für die Fächer Mathematik, Sachunterricht, Deutsch, Biologie und Kunst bereitgestellt, die von Schulen nach einer Registrierung unterrichtsintegriert genutzt werden können. Im Vortrag werden die Angebote und die Potenziale für den Grundschulunterricht in den Fächern Mathematik und Sachunterricht vorgestellt und dabei erste Einblicke in die Arbeit der Lernenden mit den Programmen gegeben.
Im Vortrag wird das am Österreichischen Zentrum für Begabtenförderung und Begabungsforschung (ÖZBF) entwickelte mBET-excellence-Modell zur Exzellenzförderung vorgestellt. Das theoretische Modell wurde auf Basis des systemischen Aktiotop-Modells (Ziegler, 2005), des Talent Development Megamodels (Subotnik, Olszewski-Kubilius & Worrell, 2011) und der Kreativitätsforschung (Csíkszentmihályi et al., 2017) konzipiert. Es adressiert zentrale personale, prozess- und umweltbezogene Aspekte der Exzellenzförderung – Schlüsselkomponenten wie Selbstwirksamkeit (Bandura, 1997), Deliberate Practice (Ericsson & Harwell, 2019) oder Flow-Erleben bzw. Kreatives Denken und Handeln (Csíkszentmihályi et al., 2017) und setzt diese in Bezug zum PERMA-Modell (Seligman, 2001) der Positiven Psychologie. Das Zentrum des Modells bildet der Exzellenz-Kristall, der die Theorie des Wohlbefindens aus der Positiven Psychologie in Zusammenhang mit der Entwicklung der Personalized Niche (Subotnik et al., 2001) stellt. Das Modell bildet die Grundlage für das gleichnamige Coachingprogramm mBET-excellence, das leistungsmotivierte und -starke Studierende in ihrer Exzellenzentwicklung begleitet und dabei auf die Persönlichkeit sowie die Eigenverantwortung fokussiert. Das Programm wurde als einjähriges Freifach 2023/24 an der Pädagogischen Hochschule Salzburg Stefan Zweig pilotiert. Im Vortrag werden erste Erfahrungswerte aus der Pilotierung und der Evaluation thematisiert.
Bibliographie im Anhang!
Aus aktuellen Jugendstudien lässt sich ablesen, dass die junge Generation in Zeiten einer krisenhaften Zuspitzung Von Lebenslagen und verunsicherte Zukunftsperspektiven unter hohem mentalen Druck steht. Im digitalen Zeitalter werden von ihr zugleich umfangreiche Anpassungen des gesamten Lebensstils abverlangt. Im ersten Teil des Vortrags werden diese Tendenzen nachgezeichnet, um im zweiten Teil dann aus dieser veränderten Generationslagerung Konsequenzen für die Neuorientierung des schulischen Lernens und des Schulleben abzuleiten. Die die zentrale These ist, dass eine neue Generation von Schulen auf alle Entwicklungsherausforderungen im Jugendalter - von Bildung und Qualifikation über Bindung und Beziehungsgestaltung, Konsum-, Wirtschafts- und Medienkompetenz bis hin zur Fähigkeit der sozialen und politischen Beteiligung eingehen sollte.
In LemaS und anderen Projekten wurden tolle Konzepte entwickelt für potentialförderlichen Unterricht. Doch wie kommen diese in den 33000 allgemeinbildenden Schulen dieses Landes an? Was müssen wir wissen über Unterrichtsentwicklungsprozesse an Schulen und Professionalisierungswege von Lehrkräften und Fortbildenden, damit auch Transferprozesse treffsicher gestaltet werden können? Welche Zusammenarbeit ist dazu mit wem notwendig, um die entsprechenden Gelingensbedingungen herzustellen?
Der Vortrag gibt Einblick in Transferstrategien und Forschungserkenntnisse des Deutschen Zentrums für Lehrkräftebildung Mathematik, wie fachdidaktische Innovationen in der Praxis ankommen können.
Wisdom involves the seeking of an ethical, meaningful common good—a good for everyone—over the long- as well as the short-term. Whereas people of high IQ are a dime a dozen, comparatively speaking, wise people are hard to find. How many wise leaders can you identify? Regrettably, many of the intellectually gifted ones are simultaneously very unwise, downright foolish, or toxic.
Wisdom is particularly important in STEM disciplines because, while their innovations can create great good, they also can create great harm. Weapons of mass destruction, medications that turn out to have biological destructive long-term side effects, junk food advertised as nutritionally beneficial, and AI that spews out poisonous lies in support of extremist and destructive ideologies are only a few examples of how STEM can go wrong. Regrettably, many of the purveyors of bad-STEM innovations are gifted but choose to deploy their gifts to benefit themselves at the expense of others.
In this talk, I will discuss what STEM wisdom is, how STEM wisdom can be measured, and how STEM wisdom can be developed in young people. What teaching techniques ensure that young people learn now only about STEM, but about how wisely to deploy it? STEM wisdom may seem like a metaphorical “pie in the sky,” but when one thinks of how the microbes that will cause the next pandemic may be brewing in a scientist’s test-tube right now, one must realize that STEM wisdom is necessary, now.
Deeper Learning fungiert als Motor für die zeitgemäße Transformation von Schulen. Diese Transformation bezieht sich auf vier Schlüsseldimensionen: Zeit, Raum, Team und Assessment. Zeitlich betrachtet, schaffen Schulen neuartige Rahmenbedingungen für Unterrichtsphasen, die Wissensaneignung, Ko-Konstruktion und
authentische Leistungen integrieren. Räumlich erfordert Deeper Learning die Schaffung von hybriden Lernumgebungen, die digitale und analoge Lernorte kombinieren und somit den Lernraum über traditionelle
Klassenzimmer hinaus erweitern. Lehrkräfteteams entwickeln gemeinsam Deeper-Learning-Lerneinheiten und stärken so die kooperative Professionalität und kollektive Wirksamkeit in den Kollegien. In Bezug auf die Leistungsbewertung fördert Deeper Learning eine Verschiebung von summativer zu formativer Leistungsentwicklung, die hochwertige, authentische Leistungen von Lernenden unterstützt und zukunftsrelevante Kompetenzen in den Vordergrund stellt. Der Vortrag wird die Dynamik und Notwendigkeit dieser Veränderungen beleuchten, die darauf abzielen, Schülerinnen und Schüler nicht nur auf akademische Herausforderungen vorzubereiten, sondern sie auch zum kritischen Denken sowie zum gemeinsamen problemlösenden und kreativen Handeln zu befähigen. Der Schwerpunkt des Vortrags liegt auf der praktischen Umsetzung dieser Transformation von Schulen sowie den damit verbundenen Herausforderungen und Chancen.
Schule ohne Unterricht
In seinem Beitrag stellt Stefan Ruppaner die Entwicklung der Alemannenschule Wutöschingen vor, die sich zunehmend vom traditionellen Unterricht entfernt. Mit dem Leitsatz „Unterricht ist aller Übel Anfang“ hinterfragt er das herkömmliche Schulsystem und skizziert die Transformation der Schule von einem Ort des Lehrens hin zu einem Ort des Lernens. Im Zentrum steht die „Schmetterlingspädagogik“, die die individuelle Potenzialentfaltung der Kinder und Jugendlichen fördert. Für Stefan Ruppaner sind dabei drei wesentliche Faktoren entscheidend: Raum, Zeit und Expertise.
Adaptive Lernarchitekturen zum selbstregulierten, forschenden Lernen adressieren die individuellen Lernbedürfnisse und -voraussetzungen einer jeden Schülerin und eines jeden Schülers, auch von potenziell leistungsstarken Lernenden. Der Erfolg hängt von Kompetenzen zum selbstregulierten forschenden Lernen – verbunden mit dem Erwerb wirksamer kognitiver, metakognitiver und ressourcenbezogener Lernstrategien – ab. Die Motivation zum Erwerb dieser adaptiven Lernstrategien wird durch die Kopplung an interessenorientierten Lerngegenständen im Sinne des persönlichen Relevanzerlebens für die Schüler:innen unterstützt. Der nachhaltige Erwerb dieser wirksamen Lernstrategien gelingt mittels einer diagnosebasierten individuellen Förderung nach dem Scaffolding-Prinzip, fokussiert auf die Zone der nächsten Entwicklung der Lernenden. Zum Gelingen dieser innovativen Förderformate tragen zum einen die personelle Lernbegleitung durch qualifizierte Lehrpersonen bzw. Mentor:innen bei; zum anderen bieten digital gestützte Lernmaterialien im Sinne des verteilten Scaffoldings – in einer vorbereiteten Lernumgebung – gezielte Unterstützung.
In diesem Beitrag werden innovative Förderformate zum selbstregulierten forschenden Lernen im Rahmen der Unterrichts- und Schulentwicklung skizziert. Vorrangig wird die adaptive Lernarchitektur zum diagnosebasierten individualisierten Fordern und Fördern (diFF) im Rahmen der Förderinitiative Leistung macht Schule (LemaS) präsentiert. Neben der Entwicklung diagnostischer Instrumente werden auch die Erprobung und Evaluation didaktischer Materialien zum selbstregulierten forschenden Lernen im schulischen Regelunterricht fokussiert. Überdies werden Perspektiven der Weiterentwicklung des diFF-Formats sowie Ansätze der Professionalisierung von Lehrpersonen hinsichtlich des Transfers und der Implementation in die Breite der Schullandschaft erläutert.
Im Mittelpunkt des Vortrags steht der Zusammenhang zwischen der Begabungsentwicklung und der Kompetenzentwicklung im Englischunterricht. Den Kern dieses engen Bezuges bildet ein Kompetenzbegriff, der die Persönlichkeit des lernenden jungen Menschen mit dem gesamten Spektrum seiner Persönlichkeitsmerkmale und Potenziale in den Mittelpunkt stellt. Ein solcher persönlichkeitsorientierte Kompetenzbegriff geht weit über enge sprachliche Kompetenzen (skills) hinaus. Dies jedenfalls ist die entscheidende Einsicht, die das Teilprojekt Englisch in der ersten LemaS-Phase hervorgebracht hat. Was sehr pauschal ‚Begabung‘ genannt wird, umfasst stets eine große Bandbreite von Persönlichkeitsmerkmalen, die allesamt Bestandteil sowohl der Begabungsdiagnose als auch des begabungsfördernden Unterrichtsdesigns sein müssen. Der Kern des Englischprojektes (wie z.B. auch des Mathematik- und des Physikprojekts) ist daher ein ganzheitlicher, problemlösungsorientierter und persönlichkeitsorientierter Ansatz, der sich im Konzept der komplexen Kompetenzaufgabe niederschlägt. Dieses ermöglicht es, Begabungs- und Persönlichkeitsentwicklung und die Kompetenzentwicklung im Fach aufeinander zu beziehen und so Begabungs- und Leistungsförderung in Englischunterricht zu etablieren. Der Vortrag entwickelt die zentralen Begriffe und Eckpunkte des Ansatzes im Sinne der Unterrichtsentwicklung und deren Einbettung in ein allgemeineres Konzept der Schulentwicklung.
Gemäß vieler übereinstimmender aktueller Untersuchungsergebnisse und Positionen zum Themenkomplex „Begabungsförderung“ wird mit der Förderung von Begabungen und Talenten im schulischen Unterricht eine „breite Spitze“ von Schülerinnen und Schülern, die zudem unter einer personenorientierten (ganzheitlichen) Sicht sehr verschiedene individuelle Ausprägungen aufweisen, in den Fokus genommen. Ein Erfolg versprechender Ansatz, mit der enormen vielschichtigen Heterogenität der Lernenden im Regelunterricht angemessen umgehen zu können, besteht u.E. darin, dass sich Lehrpersonen an pädagogisch-didaktischen Leitideen Inklusiver Bildung orientieren und eine dem jeweiligen Bedingungsgefüge entsprechende Balance zwischen lehr- und lernseits (bzw. Lehrpersonen- und Schüler:innenperspektive) wahren. Dies schließt - angesichts der immer noch im Schulalltag häufig präferierten „Lehrpersonensicht“ – ein, den Schülerinnen und Schülern im Unterricht ausreichend Freiräume für das Entfalten ihrer Potenziale und zugleich für mehr selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Lernen zu ermöglichen. Im Vortrag werden diesbezüglich wichtige konzeptuelle Eckpfeiler für eine praktikable Umsetzung im Mathematikunterricht vorgestellt. Die mit konkreten Unterrichtsbeispielen unterlegten Konzeptbausteine umfassen begabungsfördernde Lernumgebungen, in die der Einsatz offener substanzieller Aufgaben integriert ist, weiterhin das Nutzen binnendifferenzierender Unterrichtsformate, eine prozessorientierte Diagnostik unter aktiver Einbeziehung der Lernenden, Formate selbstregulierten Lernens (auch unter Einbeziehung digitaler Medien) und Organisationsformate für soziales Lernen (spielerische Lernformen, Lernkonferenzen, Stationenlernen, Lernpatenschaften).
Schlagworte
Fachdidaktik und Begabungsförderung im Kontext inklusiver Bildung, förderliche Lernumwelten, prozessorientierte Diagnostik, selbstreguliertes Lernen, Mathematikunterricht
Schulstufe
1.-10. Schulstufe
Der Deutschunterricht hat vielfältige Anforderungen zu erfüllen, die in den vergangenen Jahrzehnten durch den PISA-Schock und das Inklusionsgebot noch gestiegen sind. Das Hauptfach Deutsch soll nicht nur die sprachliche und kulturelle Teilhabe ermöglichen, sondern auch das literarhistorische ‚kulturelle Gedächtnis‘ aufrechterhalten und aktuelle gesellschaftliche (Problem-)Themen aufgreifen. Im Unterschied zu allen anderen Fächern dient es diesen auch unmittelbar durch den Auf- und Ausbau sprachlicher und literar-ästhetischer Kompetenzen, sodass Begabungs- und Leistungsförderung im Deutschunterricht ebenso anderen Fächern zugutekommen.
Empirische Untersuchungen der LemaS-Projekte zeigen, dass sich von Schüler:innen mündlich oder schriftlich produzierte Texte überdies zur Diagnose von Sprachbegabungen nutzen lassen (Laudenberg et al. 2022). Auf welche Weise eine entsprechende Förderung im inklusiven Deutschunterricht (Mayer 2018) möglich ist, werden wir im Jubiläumsjahr von Erich Kästner (125. Geburts- und 50. Todestag) und Franz Kafka (100. Todestag) am Umgang mit Textausschnitten aus ‚Klassikern‘ der Weltliteratur aufzeigen. Dazu stellen wir differenzierende, adaptive Aufgabenformate zum literarischen Schreiben vor, die in Verbindung mit solchen zur Präsentation und zum Feedbackgeben auch zur Förderung der rhetorisch-sprachlichen Kommunikation gereichen. Darüber hinaus wollen wir im Beitrag anhand der Beispiele schließlich die Möglichkeiten einer partizipativen Unterrichtsentwicklung aufzeigen.
Der Forschungsverbund „Leistung macht Schule“ (LemaS) begleitet seit 2018 die gleichnamige Bund-Länder-Initiative zur Begabungsförderung. Der Forschungsverbund vertrat dabei von Anfang an einen inklusiven Ansatz, mit dem die Begabungen aller Schülerinnen und Schüler gefördert werden soll. Dabei war es neben der Entwicklung von Konzepten und Materialien für begabungsförderlichen Unterricht von Anfang an Anliegen des Forschungsverbundes, mit den teilnehmenden Projektschulen Methoden zur Schulgestaltung (namentlich Leitbildentwicklung und Netzwerkbildung) zu entwickeln und zu erproben. In der aktuellen Transferphase geht es nunmehr darum, die entwickelten Konzepte, Methoden und Materialien mit Hilfe von Netzwerken in neue Schulen weiterzutragen, damit sich auch diese zu begabungsfreundlichen Bildungseinrichtungen weiterentwickeln können.
Da die Aktivitäten und Ziele sowie insbesondere die Architektur des Forschungsverbundes und der Bildungsinitiative LeamS durch die gängigen Begabungsmodelle nicht genügend abgebildet werden, wurde von Kolleginnen des Forschungsverbundes ein Modell der Begabungs- und Leistungsentwicklung entwickelt, das das Begabungsverständnis und die Arbeitsweise des Forschungsverbundes LemaS besser modellieren soll als andere Begabungsmodelle. Dieses sog. "Transformative Modell der Begabungs- und Leistungsentwicklung" (TMBL) thematisiert insbesondere die Schülerinnen als zu bildende Personen (personaler Ansatz), betont Werthaltungen und Nachhaltigkeit und berücksichtigt institutionelle und gesellschaftliche Rahmenbedingungen für Prozesse der gesellschaftliche Transformation.
Das Modell stellt aber kein theoretisches Modell im strengen Sinne dar, aus dem etwa prüfbare Hypothesen abgeleitet werden könnten. In dem Modell werden aber Merkmale der lernenden bzw. zu bildenden Personen berücksichtigt und die Umsetzung von Potenzialen in Leistung als spiralförmige Entwicklung konzipiert. Weiter werden Mikro-, Meso- und Makroebenen thematisiert, in der die Bildungsprozesse der Kinder- und Jugendlichen sowie die Transformation der Schulen zu begabungsförderlichen Einrichtungen eingebettet sind.
Literatur:
Fischer, C., Fischer-Ontrup, C., Hallet, W., Käpnick, F., Perleth, Ch. & Weigand, G. (2024, im Druck). Transformatives Modell der Begabungs- und Leistungs-entwicklung (TMBL). In G. Weigand, C. Fischer, F. Käpnick, Ch. Perleth, F. Preckel, M. Vock & H.-W. Wollersheim (Hrsg.), Wege begabungsfördernder Schulen - Transformative Impulse aus Wissenschaft und Praxis. 3. LemaS-Band. (Leistung macht Schule, Bd. 3). Bielefeld: wbv.
In der ersten Phase von LemaS wurden in Zusammenarbeit von Wissenschaft und Schulen Aufgabenstellungen ebenso wie Materialien, Konzepte und Maßnahmen – die sog. LemaS-P³rodukte - für einen potenzialorientierten Unterricht entwickelt und erprobt. Der Vortrag greift dieses enge Zusammenspiel von Produkt, Prozess und Person auf und ordnet die LemaS-P³rodukte mit Bezug auf die Fächer Mathematik und Sachunterricht in der Grundschule in das Transferkonzept von LemaS neu ein. Anhand ausgewählter Aufgabenstellungen wird im Vortrag exemplarisch anhand generischer Prinzipien der fachdidaktischen Begabungsförderung aufgezeigt, wie im Mathematik- und Sachunterricht fachliche Potenziale der Kinder erkannt und gefördert werden können und wie eine potenzialorientierte Transformation von Schule und Unterricht vom Fach aus gedacht möglich ist.
Den Multiplikator:innen im Inhaltscluster MINT bietet der Vortrag damit auch eine konzeptionelle Rahmung für die anschließende Weiterarbeit in den Workshops.
Schlagworte: Grundschule; Mathematik, Sachunterricht; Multiplikator:innen; Landesvertreter:innen; Schulleitungen; Lehrpersonen
Mentoring ist eine vielversprechende Maßnahme der Talentförderung, die einen besonders hohen Grad an Individualisierung ermöglicht. Es erlaubt die Förderung gezielt auf individuelle Voraussetzungen und Bedürfnisse zuzuschneiden und erweist sich für unterschiedliche Zielgruppen sowie Zielsetzungen (z. B. leistungs- und kompetenzbezogene Ziele, sozio-emotionale Ziele, entwicklungsbezogene Ziele) als effektiv (z. B. Christensen et al., 2020; Luo & Stoeger, 2023). Diese positiven Effekte zeigen sich allerdings nur bei geeigneter Umsetzung des Mentorings und professioneller Vorbereitung und Begleitung der Mentees und Mentoren/-innen. So weisen Metaanalysen darauf hin, dass Mentoring bei unzureichender Planung und Umsetzung nur moderate (z. B. Christensen et al., 2020; DuBois et al., 2011; Raposa et al., 2019) oder gar negative Effekte (z. B. Herrera & Karcher, 2013; Laco & Johnson, 2019) erzielen kann. Während also das Potenzial von Mentoring für die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen bei der Entwicklung ihrer Interessen und Talente groß ist, ist es nicht einfach sicherzustellen, dass Mentoring tatsächlich effektiv ist. Insbesondere müssen Mentoring-Programme in der Konzeption, Planung und Umsetzung passgenau auf die jeweilige Zielgruppe abgestimmt sein.
Im Vortrag werden die Rolle und die geeignete Konzeption und Umsetzung von Mentoring in unterschiedlichen Phasen der Talententwicklung diskutiert. Anhand von Beispielen für Mentoring-Programme, die unterschiedliche Phasen der Talententwicklung fokussieren, werden zentrale Aspekte, die bei der Planung und Umsetzung von Mentoring-Programmen in der jeweiligen Phase zu beachten sind, aufgezeigt.
Für die potenzialorientierte Weiterentwicklung von Schule und Unterricht liegen neben theoretisch fundierten Konzepten inzwischen auch zahlreiche Unterrichtsmaterialien vor. Viele wurden in der ersten Phase von LemaS von Wissenschaft und Schulen gemeinsam erarbeitet, getestet und adaptiv ergänzt, um einen wirksamen und zugleich praktikablen Einsatz möglich zu machen. Die LemaS-P³rodukte basieren auf einem weiten Produktverständnis und umfassen gleichermaßen Strategien, Konzepte, Maßnahmen und Materialien zum Einsatz im Unterricht, sie dienen aber auch der Gestaltung der Schulentwicklung sowie der (Weiter-)Professionalisierung von Lehrpersonen und Schulleitungen. Als „P hoch 3“-Produkte verstehen sie sich als Zusammenspiel von Produkt, Prozess und Person, weil sie stets im Zusammenhang mit dem Prozess der Entwicklung und Anwendung stehen und durch Personen angeleitet, transferiert und weiterentwickelt werden. Der Vortrag fokussiert auf dieses enge Zusammenspiel von Produkt, Prozess und Person und setzt es in den Rahmen der zweiten Projektphase von LemaS: dem Transfer in die Schullandschaft. Am Beispiel das Faches Biologie werden exemplarisch LemaS-Produkte vorgestellt und in das Transferkonzept eingeordnet, sodass die beteiligten Akteursgruppen (Multiplikator:innen, Landesvertreter:innen, Schulleitungen, Lehrpersonen) dahingehend Orientierung finden, wie eine potenzialorientierte Transformation von Schule und Unterricht nicht nur denkbar, sondern auch praktisch möglich ist.
Schlagworte: Sekundarstufe; Naturwissenschaften; Potenzialorientierung, Multiplikator:innen; Landesvertreter:innen; Schulleitungen; Lehrpersonen
Für die potenzialorientierte Weiterentwicklung von Schule und Unterricht liegen neben theoretisch fundierten Konzepten inzwischen auch zahlreiche Unterrichtsmaterialien vor. Viele wurden in der ersten Phase von LemaS von Wissenschaft und Schulen gemeinsam erarbeitet, getestet und adaptiv ergänzt, um einen wirksamen und zugleich praktikablen Einsatz möglich zu machen. Die LemaS-P³rodukte basieren auf einem weiten Produktverständnis und umfassen gleichermaßen Strategien, Konzepte, Maßnahmen und Materialien zum Einsatz im Unterricht, sie dienen aber auch der Gestaltung der Schulentwicklung sowie der (Weiter-)Professionalisierung von Lehrpersonen und Schulleitungen. Als „P hoch 3“-Produkte verstehen sie sich als Zusammenspiel von Produkt, Prozess und Person, weil sie stets im Zusammenhang mit dem Prozess der Entwicklung und Anwendung stehen und durch Personen angeleitet, transferiert und weiterentwickelt werden. Der Vortrag fokussiert auf dieses enge Zusammenspiel von Produkt, Prozess und Person und setzt es in den Rahmen der zweiten Projektphase von LemaS: dem Transfer in die Schullandschaft. Am Beispiel der Fächer Deutsch und Englisch werden exemplarisch LemaS-P³rodukte vorgestellt und in das Transferkonzept eingeordnet, sodass die beteiligten Akteursgruppen (Multiplikator:innen, Landesvertreter:innen, Schulleitungen, Lehrpersonen) dahingehend Orientierung finden, wie eine potenzialorientierte Transformation von Schule und Unterricht nicht nur denkbar, sondern auch praktisch möglich ist. Den Multiplikator:innen im Inhaltscluster Sprachen bietet der Vortrag damit auch eine konzeptionelle Rahmung für die anschließende Weiterarbeit in den Workshops.
Schlagworte: Grundschule; Sekundarstufe; Sprachen; Multiplikator:innen; Landesvertreter:innen; Schulleitungen; Lehrpersonen
Die Schule als Institution ist unumstritten, gleichzeitig deuten die aktuelle Situation in einem Großteil der Schulen sowie auch die (inter-)nationale Studienlage darauf hin, dass grundlegende Änderungen dringend erforderlich sind. Um den globalen Herausforderungen, den gesellschaftlichen Erfordernissen und dem Anspruch auf hochwertige Bildung und Begabungsförderung für alle Kinder und Jugendlichen in ihrer Heterogenität und Diversität gerecht zu werden, bedarf es einer grundlegenden Transformation.
Der Vortrag greift drei Gründe für diese Transformation auf und nimmt drei Ebenen in den Blick, auf denen eine Transformation erfolgen muss, wenn wir die Schule bildungsgerecht und zukunftsorientiert aufstellen wollen. Auf der individuellen Ebene geht es darum, die Schule an der Person jedes einzelnen Heranwachsenden zu orientieren mit dem doppelten Ziel, das eigene Leben wie auch die Gesellschaft verantwortlich (mit)gestalten zu können. Auf der institutionellen Ebene ist Schule nach innen wie nach außen kooperativ und partizipativ als Schulgemeinschaft unter Einbezug der Eltern und des gesamten pädagogischen Personals in partizipativen Lernumgebungen und in Bildungslandschaften zu denken. Transformation auf der systemischen Ebene erfordert in Bezug auf die optimale Unterstützung der Einzelschule eine konsequente Abstimmung zwischen Ministerien, Schulaufsicht, Schulträgern, Kommunen und Schulen, wobei idealerweise ein parteiübergreifender Konsens über Werte und Ziele sowie zentrale pädagogische und gesellschaftliche Funktionen von Schule, unabhängig von Legislaturperioden, angestrebt wird.
Der Vortrag ist thesenartig aufgebaut und soll auch Raum für Diskussion und Erfahrungsaustausch bieten.
Die Transformation des Bildungssystems ist ein geflügeltes Wort. Akteure aus Wissenschaft, Politik und Verbänden fordern sie ebenso ein wie Schüler:innen, Lehrkräfte oder Eltern. Aber wie kann Transformation gelingen? Welches Wissen, welche Kapazitäten im System und vor allem welche gemeinsamen Zielbilder benötigen wir, um das abstrakte Ziel von Transformation in konkrete Praxis zu übertragen?
Im Panel diskutieren wir über die Voraussetzungen gelingender Transformation und nehmen als konkretes Beispiel u.a. den Vorschlag für einen „Bildungsdialog für Deutschland“ in den Blick. Über einhundert Organisationen der Zivilgesellschaft unterstützen den Vorschlag, der einen ebenen- und ressortübergreifenden Dialogprozess der Politik gemeinsam mit Zivilgesellschaft und Bildungspraxis einfordert. Die Kultusministerkonferenz hat ihre Mitwirkung am Bildungsdialog bereits erklärt.
Kann der „Bildungsdialog für Deutschland“ die Transformation des Bildungssystems befördern? Was braucht ein Dialogprozess, um erfolgreich zu sein? Und welche Beiträge müssen Politik, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Bildungspraxis dazu leisten?
Mit
Maike Finnern (Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft)
Burkhard Jungkamp (Staatssekretär a.D., Moderator des Netzwerk Bildung der Friedrich-Ebert-Stiftung)
Prof. Dr. Anne Sliwka (Universität Heidelberg, Institut für Bildungswissenschaft)
Dr. Dirk Zorn (Director Bildung und Next Generation, Bertelsmann Stiftung)
Die Weiterentwicklung von Schule und Unterricht geht mit erheblichen Anforderungen an Lehrkräfte und Schulkollegien einher. Impulse für entsprechende Transformations- und Innovationsprozesse kommen auch aus der Fortbildungsforschung. Dieser Forschungszweig verweist bspw. darauf, durch welche Merkmale sich wirksame Fortbildungen und Schulentwicklungsvorhaben auszeichnen. Im Vortrag werden einige Befunde der Fortbildungsforschung dargestellt, gebündelt und an Beispielen veranschaulicht.
Demnach zeichnen sich wirksame unterrichtsbezogene Fortbildungen u.a. dadurch aus, dass sie „close to the job/close to the teaching practice“ sind und eine unmittelbare Anwendung und Erprobung der Fortbildungsinhalte erlauben und unterstützen. Häufig werden Lehrkräfte in wirksamen Fortbildungen dazu angeregt, sich vertiefter mit den Lern- und Verstehensprozessen von Schüler:innen auseinanderzusetzen. Entsprechend weisen wirksame Fortbildungen eher einen engen inhaltlichen Fokus auf und sind nicht zu breit angelegt. Für die Motivation der teilnehmenden Lehrpersonen, Fortbildungsinhalte in die eigene Praxis zu transferieren, scheint es wichtig zu sein, Gelegenheiten vorzusehen, die den Lehrpersonen den Zusammenhang zwischen dem eigenen Handeln und dem Lernen von Schüler:innen vor Augen führen können.
Eine nach wie vor erhebliche Herausforderung stellt der Transfer von Fortbildungsinhalten in die schulische Praxis dar. Dies ist insbesondere der Fall, wenn Fortbildungen nur von einzelnen Lehrpersonen aus der Schule besucht werden, die anschließend diese Fortbildungsinhalte in das Kollegium transferieren sollen. Die diesen Transferkonzepten zugrundeliegenden Annahmen werden im Vortrag dargestellt und problematisiert.
„Die Idee, Schule zu öffnen und außerschulische Lernorte zu erschließen, ist mit Sicherheit nicht neu, wurde aber durch die Pandemie beflügelt und verstärkt. Die Schließung der Schule (besser der Schulgebäude) musste automatisch bedeuten, Schule endgültig nicht mehr als einen scheinbar statischen Ort, sondern als agilen Prozess zu verstehen, der eben auch an außerschulischen Lernorten stattfinden kann.“
Micha Pallesche
Viele Schulen gehen inzwischen neue Wege, um ihren Schülerinnen und Schülern die Aneignung von Kompetenzen zu ermöglichen, die sie für die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und ihre persönliche Zukunft benötigen. Diese Schulen öffnen sich verstärkt ins Quartier, knüpfen regionale Wissensnetze und arbeiten mit außerschulischen Akteuren zusammen. Dahinter steht die Vision, gemeinsam mit anderen Bildungspartnern Lernen neu zu denken.
Was jedoch braucht es konkret, um Kooperationen so zu gestalten, dass sie tatsächlich zu „Ermöglichungsräumen“ werden? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Partnern gelingen? Und wie kann eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten in den schulischen und außerschulischen Lernorten aussehen?
Die Mitwirkenden sind u. a.
Christof Haering, Schulleiter des Landfermann-Gymnasiums in Duisburg
Klaus Hagge, Schulleiter der Gemeinschaftsgrundschule Sandstraße in Duisburg-Marxloh
Micha Pallesche, Schulleiter der Gemeinschaftsschule Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe
Frank Wagner, Schulleiter der Gebrüder-Grimm-Grundschule in Hamm
PISA, Iglu, SWK – aktuelle Schulstudien und -gutachten bescheinigen deutschen Schülerinnen und Schülern vor allem eines: mangelnde Kompetenzen in Kernfächern und Defizite im emotional-sozialen Bereich. Manches davon mag noch der Corona-Pandemie geschuldet sein (Zierer, 2021). Aber ein Großteil liegt auch daran, dass die Schule viele Kinder und Jugendliche nicht mehr erreicht, vor allem Heranwachsende aus sozial herausfordernden Milieus. Ausgehend von einer Analyse der Probleme werden im Vortrag Ansatzpunkte für eine Verbesserung der Situation entwickelt. Die Lösung kann nicht darin liegen, immer „mehr des Gleichen“ nachzulegen, sprich mehr Mathematik- und Deutsch-unterricht. Vielmehr braucht es neue Zugänge zum Lernen, um die Schülerinnen und Schüler zu errei-chen. Wichtiger denn je ist dafür die „andere Seite der Bildung“: Das Erleben in der Gruppe, Spiel und Interaktion, Kunst und Musik, Naturerlebnisse und handwerkliche Tätigkeiten. Und es braucht mehr Bewegung in der Schule. Dazu zählen bewegungsfreundliche Schulgebäude und -höfe, vielseitige Bewegungs- und Sportangebote im Unterricht und im Ganztag, bewegte Schulfeste und Klassenfahr-ten, Bewegungspausen im Klassenunterricht und auch bewegtes Lernen im Fachunterricht (Neuber, 2024). Damit ließen sich nicht nur neue Zugänge für Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkei-ten eröffnen, sondern es wäre auch ein Beitrag zu einer lebenswerten Schule für alle Heranwachsen-den.
Die weitreichenden Digitalisierungsprozesse der letzten Jahre werden aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Während im Bildungskontext vor allem den technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekten große Aufmerksamkeit zukommt, werden damit einhergehende gesellschaftlich- kulturelle Veränderungen in der Breite vernachlässigt (Hauck-Thum 2021). Dabei ist mit der Kultur der Digitalität ein völlig neuer „kultureller Möglichkeitsraum“ (Stalder 2021, S. 4) entstanden, der auch Schule und Schulentwicklung grundlegend verändert und prägt.
Damit sich Schulen in der Kultur der Digitalität transformativ weiter entwicklen können, müssen sie sich neue Ziele setzen und sich umfassend, agil und flexibel weiterentwickeln. Nur dann kann es gelingen, dass Schüler:innen im Sinne digitaler Souveränität befähigt werden, aktuellen und zukünftigen Herausforderungen aktiv und kompetent zu begegnen (Hauck-Thum & Pallesche 2022). Digitale Souveränität in einer sich dynamisch entwickelnden Kultur der Digitalität ist jedoch nicht nur die Zielperspektive von Schule sowie von Lehren und Lernen, sondern adressiert in einem transformativen Verständnis alle Akteur:innen im System Schule und damit neben den Lehrkräften, den Schulleitungen und dem weiteren pädagogischen Personal auch die Schulaufsicht, die Schuladministration und -verwaltung. Nur aus kontinuierlichen gemeinsamen Austauschprozessen kann im Ergebnis ein geteiltes Verständnis schulischer Transformation hervorgehen, das durch weitere Vernetzung sowie das Teilen von Erfahrungen stetig adaptiert und gemäß zukünftiger Anforderungen entsprechend erweitert werden kann (Hauck-Thum, Sliwka, Klopsch, Heinz, Bremm, Lenzgeiger, Schmid & Gerick 2023).
An konkreten Beispielen aus der Praxis wird im Rahmen des Vortrags aufgezeigt, wie entsprechende Veränderungsprozesse gelingen können.
Im Vortrag wird zunächst ein Überblick über die historische Entwicklung und die gegenwärtige Verbreitung der Ganztagsschulen in Deutschland gegeben, mit einem besonderen Fokus auf die Grundschule als Ausgangspunkt der Bildungsbiografie.
Ein zentrales Element des Vortrags bildet sodann die Präsentation aktueller Forschungsergebnisse zur Ganztagsschule in der Grundschule. Darüber hinaus wird auf die Herausforderungen eingegangen, die bei der Umsetzung ganztägiger Bildungsangebote bestehen. Diese umfassen unter anderem die Qualitätsentwicklung, die Professionalisierung des pädagogischen Personals und die infrastrukturellen Anforderungen. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei auch der Schulkulturentwicklung und der multiprofessionellen Kooperation gewidmet, die entscheidend zur erfolgreichen Umsetzung von Ganztagsschulkonzepten beitragen.
Abschließend wird ein Blick in die Zukunft geworfen, wobei mögliche Entwicklungen und innovative Ansätze am Beispiel des vom BMBF geförderten Projektes DigiSchuKuMPK vorgestellt werden. Diese Ansätze zielen darauf ab, die Ganztagsschule als festen Bestandteil des Bildungssystems weiter zu etablieren und zu verbessern, insbesondere im Kontext der Grundschule.
Ziel des Vortrags ist es, einen fundierten Einblick in den aktuellen Stand der Ganztagsschulentwicklung in der Grundschule zu geben und zur Diskussion über deren zukünftige Gestaltung anzuregen.
Ergeben sich durch die rasanten Entwicklungen in der Künstlichen Intelligenz jetzt auch neue Chancen für die Begabungs- und Begabtenförderung? Dieser interaktive Workshop bietet einen Überblick über die aktuelle KI-Tools-Landschaft und lädt dazu ein, Einsatzmöglichkeiten im Bildungs- und Begabungskontext praktisch zu erkunden. Neben ChatGPT nehmen wir auch KI-Portale in den Blick, die speziell für den Bildungskontext hohe Relevanz besitzen, wie beispielsweise ToTeach, Fobizz, MagicSchool).
KI kann zunächst Entlastung und Arbeitshilfe im pädagogischen Alltag bedeuten. Darüber hinaus eröffnen sich durch KI aber auch ganz neue Chancen für mehr Individualisierung, Differenzierung und Begabungsförderung im Unterricht. Hochbegabte Kinder lernen anders: potenziell schneller, vernetzter, reflektierter, kreativer. Im Workshop blicken wir näher auf diese Lernbesonderheiten und erweitern in diesem Zusammenhang das pädagogische Repertoire um den "Faktor KI". Anhand beispielhafter Szenarien schaffen wir mithilfe von KI-Tools motivations- und leistungsförderliche Rahmenbedingungen, in denen sich hohes kognitives Potenzial entfalten kann. Es bleibt ausreichend Zeit für den Austausch und kritische Reflexion für einen verantwortungsvollen Umgang mit KI.
Um an den praktischen Übungen teilnehmen zu können, bringen Sie gerne Ihren Laptop mit. Es wird darum gebeten, sich im Vorfeld einen kostenlosen Account anzulegen auf https://chat.openai.com/.
Schon die Reformpädagoginnen haben Lernen und Bewegung als natürlich zueinander gehörende Bestandteile eines Ganzen angesehen. In den vergangenen zehn Jahren haben verschiedene Studien beispielsweise im Bereich der Förderung der exekutiven Funktionen durch Bewegung, also der Ansprache kontrollierter kognitiver Prozesse, die Grundlage für weitere kognitive Aktivitäten darstellen, im Rahmen von Interventionsstudien im Kontrollgruppendesign zu signifikanten Verbesserungen bei den Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern u.a. im Bereich der Mathematikleistung (Boriss, 2015; Hanssen-Doose et al., 2019) geführt. Das „alte“ Thema der durch unterschiedliche normative Diskurslinien argumentativ fundierten Vorstellung einer Bewegten Schule (Thiel et al., 2013) ist um empirische Evidenzen ergänzt, was wiederum Kritiker auf den Plan ruft. In der sportpädagogischen Diskussion wird eine zu weitreichende Indienstnahme von Bewegung für andere Zwecke als der Bewegung selbst reklamiert. Diese Kritik lässt sich trefflich diskutieren, wozu im Symposium allerdings zunächst drei Beiträge die Breite der Zugänge im Zusammenhang mit der kognitiven Förderung von und durch Bewegung, Spiel und Sport vorgetragen werden,
Lena Radünz berichtet von ihrem erfolgreichen Dissertationsprojekt im Mathematikunterricht der Grundschule. Kathrin Aschebrock stellt ein Transferprojekt im schulischen Ganztag vor. Malte Stoffers beschäftigt sich mit der Frage, ob die Förderung exekutiver Funktionen bei Jugendfußballspielerinnen nicht auch das Fußballspiel der Proband*innen fördern kann, womit die Diskussion um die Chancen und Grenzen der kognitiven Förderung von und durch Bewegung, Spiel und Sport in Schule und Sportverein um eine neue Facette bereichert wird.
Boriss, K. (2015). Lernen und Bewegung im Kontext der individuellen Förderung: Förderung exekutiver Funktionen in der Sekundarstufe I. Springer VS. Abruf unter http://dx.doi.org/10.1007/978-3-658-11372-8
Hanssen-Doose, A., Ittensohn, J., Kloock, A., Oriwol, D., & Worth, A. (2019). Kurze Bewegungspausen im Fachunterricht zur Steigerung der Konzentration. Sportunterricht, 68(10), 441–446.
Thiel, A., Teubert, H., & Kleindienst-Cachay, C. (2013). Die "bewegte Schule" auf dem Weg in die Praxis: Theoretische und empirische Analysen einer pädagogischen Innovation. Schneider Hohengehren.
Die Förderung sogenannter Future Skills erhält in der schulpolitischen Forschung zunehmend Bedeutung. Sie sollen befähigen, Anforderungen des täglichen Lebens aus eigener Kraft zu bewältigen. Ein neuer Inhalt von fächerübergreifend-gesundheitspräventiven Life-Skill-Programmen ist das Erlernen der lebensrettenden Laienreanimation . Die Evidenz zur Wirksamkeit von Unterricht zum Thema Laienreanimation steht dabei im Kontrast zur vergleichsweise geringen Umsetzung in deutschen Schulen, wofür Ursachen in Schulentwicklungsprozessen vermutet werden. Dieser Beitrag untersucht daher erstmals in Deutschland und in diesem Themenfeld qualitativ, welche Lehr-Lern-Umgebungen die Potenziale bei Schüler*innen am ehesten fördern könnten. Vor allem steht dabei die Frage im Vordergrund, welche Rolle Kompetenzen und Haltungen von Lehrpersonen für eine gelingende Umsetzung spielen, was – auch schulpolitische – Barrieren sind und wie Professionalisierung beitragen kann, innovative oder fächerübergreifende Lösungen für einen „Laien-Reanimationsunterricht“ zu fördern.
Dreizehn Lehrkräfte weiterführender Schulen wurden in 20-60-minütigen, semi-strukturierten Leitfadeninterviews als Expert*innen aus der Schulpraxis interviewt. Die Interviews wurden audio-aufgezeichnet, transkribiert und kodiert und inhaltsanalytisch (Mayring) analysiert. Das Coding erfolgte durch zwei Rater (Cohens κ=0.68).
In drei Hauptkategorien mit zehn Subkategorien zeigten sich oft heterogene Einstellungen und Vorgehensweisen der befragten Lehrkräfte. Diese waren in Erster Hilfe ausgebildet und erkannten die Bedeutung des Themas an, ihnen fehlte aber Erfahrung im Unterrichten dieser Inhalte. Lehrkräfte wollten zudem sicherstellen, dass sie in Laienreanimation kompetent sind, da es sich um ein „medizinisches Thema“ handelt. Die Befragten äußerten Bedarf an zugeschnittenen „Specialized-Content-Schulungen“, Materialien, pädagogischen Informationen sowie die Einbindung der Thematik in den Lehrplan. Bedenken wurden mehrfach hinsichtlich Zeitmangels, unwilligen Kolleginnen oder dem Umgang mit (jungen) Schülerinnen, die aufgrund der sensiblen Thematik überfordert reagieren, geäußert.
Implikationen aus den Ergebnissen werden in der Präsentation weitergehend diskutiert. Abschließend erfolgt ein Ausblick anhand von Daten einer Folgebefragung der Autor*innen an n=126 Schulen in NRW, welche zentrale Interview-Erkenntnisse (wie Umfang/Dauer, Methodenform, Weiterbildung, Gelingensfaktoren/notwendige Maßnahmen) quantifizierend integriert hat.
Wie können potenziell besonders leistungsfähige und leistungsstarke Schüler:innen mit KI-Angeboten gefördert werden? Wie können komplexes Denken und kreative Problemlösungskompetenz mit KI unterstützt werden? Dieser Workshop zeigt Potenziale und Perspektiven auf, wie KI von Lehrkräften und Schüler:innen sinnvoll eingesetzt werden kann, um die Begabungsentfaltung zu stärken.
Es wird gezeigt, wie Lehrkräfte individualisierte Angebote und komplexe Aufgaben mit KI entwickeln können. Es werden Anregungen gegeben, wie Schultexte komplexer gestaltet werden können und wie Lernsettings mit künstlicher Intelligenz nach den Kriterien komplexer Aufgaben (Dilemmasituation, inhaltliches Problem, kreative Gestaltungsaufgabe und abwägendes Urteil) gestaltet werden können.
Zusätzlich wird erläutert, wie Lernende mit KI-basierten individuellen digitalen Drehtüren arbeiten können. Dabei werden die Potenziale und Grenzen des selbstständigen Arbeitens mit KI diskutiert und Praxisbeispiele für einzelne Fächer (z.B. philosophische Diskussionen und Gespräche mit Romanfiguren) gezeigt.
Zuletzt geht es darum, wie künstliche Intelligenz, zum Beispiel mit perplexity.ai, Schüler:innen beim selbstgesteuerten forschenden Lernen unterstützen kann. Ein Schwerpunkt liegt auf der Erstellung kreativer Produkte. Hier werden konkrete Ergebnisse von Schüler:innen wie KI-generierte Bilder, Videos und programmierte Chatbots vorgestellt.
In diesem Projekt geht es darum, mittels einer eigens entwickelten webbasierten App herauszufinden, welche Aufgaben und Materialien bei fremdsprachlich begabten SchülerInnen der Primarstufe Motivation (SDT, Müller et al., 2007) und foreign language enjoyment (FLE, Dewaele et al., 2023) erzeugen bzw. aufrecht erhalten. Solche Aptitude-treatment-Passungen (ATI, Vatz et al., 2013), in der allgemeinen Begabungsforschung seit vielen Jahren gängiger Forschungsgegenstand, sind auch für die domänenspezifische Begabungsförderung zentral (Granena, 2019; Granena & Yilmaz, 2018), für den Bereich der modernen Fremdsprachen jedoch bisher kaum erforscht. In einer zweijährigen, querschnittsartigen mixed-methods ATI-Pilotstudie, mit einer zum selbstregulierenden Lernen anregenden Ressourcenecke als Intervention und quantitativen wie auch qualitativen Messgrößen, konnten die für ATI-Studien typischen disordinalen Effekte zwischen aptitude und treatment bereits beobachtet werden (Resch et al., 2024). Schwachstellen im Forschungsdesign bzw. Widersprüche in der Datentriangulation führten jedoch dazu, die Intervention in der Hauptstudie computergestützt zu planen. Der vorliegende Beitrag stellt zunächst Ergebnisse aus der Pilotstudie überblicksartig vor, gefolgt vom experimentellen Design sowie den Phasen der Hauptstudie. Dies beinhaltet eine explorative Proof-of-concept-Studie, in der getestet wird, inwiefern die App technisch realisierbar und benutzerfreundlich ist, inwiefern die zentralen Einflussfaktoren implementierbar und kontrollierbar sind, und inwiefern der Probedatensatz sinnvoll statistisch modelliert werden kann (vgl. Schindler & Rott, 2017). In der Hauptstudie wird dann ein Convenience sample mit SchülerInnen der 4. Schulstufe in Österreich (N = 200+) die Endversion der App durchlaufen, wobei fremdsprachliche Begabung, Verarbeitungsgeschwindigkeit, Kontextfaktoren sowie Nutzerverhalten als Prädiktoren erhoben und mit den Zielgrößen Motivation (SRI) und foreign language enjoyment (FLE) in Beziehung gesetzt werden. Im Idealfall erzeugt diese App statistisch belastbare Evidenzen zum Zusammenspiel dieser Variablen und hilft dadurch, Fördermaterialien und Lernarchitekturen für fremdsprachlich begabte SchülerInnen zu kreieren bzw. kritisch zu evaluieren. Das vorliegende Projekt leistet damit einen pionierhaften Beitrag zur Professionalisierung einer breiten, diagnosebasierten, adaptiven und domänenspezifischen schulischen Begabungsförderung.
Wie motiviert man Jugendliche zur Potenzialentfaltung, die nach vielen Erfahrungen des Scheiterns ganz unten angekommen sind? Welche Lernprozesse werden bei Oberstufenschülerinnen angestoßen, wenn sie mit sozial Benachteiligten auf Augenhöhe an einem gemeinsamen Ziel arbeiten?
Seit über 15 Jahren bilden Schülerinnen der Georg Müller-Schule Bielefeld (Gesamtschule und Gymnasium) zusammen mit Inhaftierten der JVA Herford (Jugendvollzug) die Redaktion der Gefangenenzeitung POPSHOP. Was als Sozialprojekt begann, entwickelte sich zunehmend zu einem Instrument der Begabungsförderung.
Das gemeinsame Ziel fördert auf Schüler*innenseite die Persönlichkeitsbildung sowie co-kognitive Begabungsmerkmale (Renzulli). Die Relevanz von Zuverlässigkeit und Intensität wird z.B. bei der Materialbeschaffung offensichtlich, denn sie ist die Voraussetzung für die Arbeit der Häftlinge. Typische Gegebenheiten des Jugendvollzugs fordern und fördern kreative Problemlösungskompetenz. Ehemalige Redaktionsmitglieder berichten, dass sie durch das Projekt nachhaltig in ihrer Persönlichkeit und ihrem Gesellschaftsbild geprägt wurden.
Junge Inhaftierte sind extreme Underachiever. Regelmäßiger Schulbesuch und ein der Intelligenz entsprechender Abschluss sind die Ausnahme. Praktisch keiner hat vor der Haft kognitive oder sonstige legale Interessen entwickelt. In der Begegnung auf Augenhöhe mit Gleichaltrigen erfahren sie erstmals, wie sich „die Lust an der Sache einstellt“ (von Hentig). Sie starten unsicher, staunen über ungeahnte Kompetenzen, erleben bei kognitiver Arbeit erstmals Flow-Gefühle, identifizieren sich mit den nicht inhaftierten Gleichaltrigen. Dies hat Auswirkungen auf ihr Selbstkonzept und ihre Ziele.
Im Workshop wird das Projekt vorgestellt. Nach Verfügbarkeit werden ein Ex-Häftling und eine ehemalige Schülerin von ihren Erfahrungen berichten. Das Integrative Begabungs- und Lernprozessmodell 2.0 (Fischer/ Fischer-Ontrup 2022) dient als Hilfe, um den Mehrwert des Settings zu verstehen.
In Kleingruppen wird das Modell diskutiert mit der Option, weitere Ideen zur Begabungsförderung mit (nicht: für!) sozial Benachteiligten zu entwickeln.
In dem Symposium werden drei Lernarchitekturen vorgestellt, die die individuelle Potenzialentwicklung von Schülerinnen und Schülern in Formaten des selbstregulierten, forschenden bzw. transformativen Lernens adressieren. Ein Fokus der Darstellungen liegt dabei neben der Entwicklung der Schülerinnen auf der Rolle der (Lehr-)Personen, die die Schülerinnen in ihren Lernprozessen unterstützen. Neben Lehrkräften werden teils auch Lehramtsstudierende und Peer-Mentorinnen in den Blick genommen. Um den Lernenden Kompetenzen zu vermitteln, die ihnen eine nachhaltige Zukunftsgestaltung ermöglichen, bedarf es einer deutlich veränderten Rolle und Schulentwicklungsprozessen, welche eine Transformation von Schule ermöglichen. Gezeigt werden soll dabei auch, auf welchen Ebenen seitens der Schülerinnen sich entsprechende Entwicklungen abbilden lassen.
Damit schulisches Lernen nachhaltig wird und gesellschaftliche Relevanz erhält, sollte es über die Grenzen des Unterrichts hinausreichen und dies sollte für Schülerinnen und Schüler erfahrbar sein. Wir führen im Hochbegabtenzweig des Otto-Schott-Gymnasiums seit einigen Jahren Intensivzeiten durch, bei denen in möglichst allen Fächern über einen längeren Zeitraum zum gleichen aktuell relevanten Oberthema gearbeitet wird, und die mit einer Projektphase abschließen, die zum einen den Lernort Schule für externe Referenten öffnet, ihn um andere Orte erweitert und zudem jedem Lernenden eine eigene Vertiefung ermöglicht. Durch diese Intensivzeiten entstehen in den Köpfen der Lernenden und Lehrenden ungeahnte Verknüpfungen, Interessen werden angestoßen, die aus der Schule hinaus reichen und zu Diskussionen und Reflexionen anregen, die das Leben aller Beteiligter bereichern und in die Zukunft weisen.
Zwischen den Lehrkräften findet ein intensiver Austausch statt, so dass die Lernenden auch ein gemeinsames Lernen mit ihren Lehrkräften erfahren und damit viele Beispiele für lebensange Neugierde und Offenheit. Anders als in Projekten sind große Teile der Inhalte der Intensivzeiten bewertungsrelevant, was den Lernenden ermöglicht, die Relevanz schulischen Lernens für eine größere Lebenswirklichkeit wahrzunehmen.
Die Themen in den letzten Jahren waren in Klassenstufe 7 "Nachhaltigkeit in Ernährung und Landwirtschaft", in 8 "Demokratie und Rechtsstaatlichkeit" und in K 9 "Gewalt, Flucht und ihre Folgen", in 6 dieses Jahr neu „Zukunft gestalten im Ehrenamt“. Die Inhalte werden jedes Jahr an die aktuelle Lage der Klasse und der Welt angepasst.
Die Schülerinnen und Schüler bewerten die Intensivzeiten als sehr wertvoll, insbesondere in Bezug auf die Nachhaltigkeit des Lernens und auf die Fähigkeit, Informationen zur eigenen Meinungsbildung zu nutzen und Verständnis für fremde Erfahrungen und Ansichten zu entwickeln. Aus den Intensivzeiten ergibt sich immer wieder gesellschaftliches Engagement, sei es in der Flüchtlingsarbeit, sei es durch Kooperation mit einer Grundschule.
In den letzten Jahren wurde das Konzept auch in Klassen des Regelgymnasiums erprobt.
Im Juni 2022 taten sich vier Gelsenkirchener Hauptschulen zusammen und sandten eine Überlastungsanzeige an die Schulabteilung der Bezirksregierung Münster (BRMS). Hintergrund: Die erlebte Gewalt ließ ein geordnetes pädagogisches Handeln kaum noch zu. Die BRMS rief daraufhin eine Expertenrunde ins Leben. Sie erhielt den Auftrag, die 4 Schulen zu unterstützen. Die Projektkoordination berief kurzfristig Pädagogen/innen, Schulpsychologen/innen, Deeskalationsexperten/innen, Schulleitungen und Lehreratsmitglieder in die Runde.
Ein erster früher Schritt der Projektkoordination (Ulrike Kleber und Volker Krobisch) war es, weitere „Stakeholder“ einzubeziehen. Denn die prekäre Lage von Schulen ist nicht allein ein pädagogisches oder didaktisches Problem, sie war und ist eine gesellschaftliche Herausforderung.
Schon im August 2022 folgte die Gründung des „Runden Tisches Hauptschulen Gelsenkirchen“ mit Schuldezernentin, Polizei, Kommunalem Ordnungsdienst, Jugendamt, Kommunalem Integrationszentrum u.a. Dies war ein wichtiger Schritt für die ersten Erfolge des Projektes. Schon nach einem halben Jahr Entwicklungsarbeit in der „Expertengruppe HauGE“ und am „Runden Tisch“ war eine deutliche Beruhigung in den Schulen festzustellen. Ein Schulleiter bilanzierte im Februar 2023: „Unsere Situation hat sich gegenüber der im Juni 2022 dramatisch verbessert“. Das war Anlass die Zusammenarbeit der vier Schulen und die Kooperation mit dem Schulträger zu intensivieren. Die im Netzwerk begonnene, von Schulaufsicht und Schulentwicklungsberatung moderierte gemeinsame Schulentwicklungsarbeit der vier Schulen trug Früchte.
Wie dieses Netzwerk aufgebaut und warum es wirksam wurde, was Schulentwicklung im „lokalen Netzwerk“ kann, wo die ungelösten Probleme liegen und ob das „Projekt HauGE“ ein Modell sein kann, das und manches mehr wird in diesem Workshop präsentiert und stellt sich den kritischen Fragen und Kommentaren der Teilnehmenden.
Das Schülerpatenmodell ist ein innovatives Projekt, bei dem es darum geht, die Schülerpartizipation in der Begabungsförderung in den Fokus zu stellen. Die Schülerpaten gestalten aktiv die Begabungsförderung an ihrer Schule und das Schulleben mit. Nach ihrer Ausbildung zu Schülerpaten sind sie in der Lage, konkrete Angebote in der Begabungsförderung, wie z.B. Workshops, AGen und Ausflüge durchzuführen, in Projektgruppen an ihrer Schule mitzuarbeiten und das Thema auf Informationsveranstaltungen zu vertreten. Die Ausbildung wird ebenfalls von erfahrenen Schülerpaten nachhaltig entwickelt und geleitet. Durch das Schülerpatenmodell ergibt sich somit eine besondere Möglichkeit der Potenzialentfaltung. Zudem wird der Rahmen geschaffen, Selbstwirksamkeitserfahrungen zu sammeln und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.
Bereits in den 1970er-Jahren entdeckte die Schuleffektivitätsforschung, dass einige Schulen in benachteiligten Lagen gute Leistungsergebnisse vorweisen konnten. Es wurde deutlich, dass sich gute von schlechten Schulen nicht aufgrund ihrer Komposition der Schülerschaft unterscheiden lassen, sondern durch ihre pädagogische Handlungsfähigkeit. Verbesserungen der didaktischen Arbeit einer Einzelschule sind möglich.
Die Grundschule Berg Fidel hat sich seit den 1970er-Jahren bis heute in mehreren Phasen stark zum Wohle der Kinder und ihrer Potentialentfaltung umgebaut. Daran waren Eltern, Kollegium und Kinder aktiv beteiligt. Bei diesem Rückblick wird ein roter Faden gesucht, der erklärbar macht, dass im laufenden Betrieb über Jahrzehnte die das Lernen hemmenden Strukturen schulintern „Zug um Zug außer Kraft gesetzt“ wurden.
Die Schule in Berg Fidel hat in 40 Jahren wesentliche strukturelle Gelingensfaktoren aufgebaut, die zur Potentialentfaltung der Kinder und Jugendlichen beitrugen, wie:
• Gebundener Ganztag bis Jahrgang 10,
• pädagogische Arbeit in klasseneigenen Teams mit wöchentlichen Teamsitzungen,
• altersgemischte Klassen,
• durchgehende Schule von (0)1-10 bzw. 13.
Im Workshop werden die Transformationen der Schule exemplarisch dargestellt. In der gemeinsamen Diskussion suchen wir nach den entscheidenden Faktoren, die zur Transformation beigetragen haben. Die Übertragbarkeit auf andere Schulen wird je nach Fragestellung der Teilnehmer*innen ausgelotet.
Fragen die im Workshop bearbeitet werden können:
Wie kann angesichts der von Armut betroffenen Schüler*innen eine Schule in benachteiligten Lagen zukunftsfähig gestaltet werden?
Welche strukturellen Veränderungen von Schule in benachteiligten Lagen sind erforderlich und wie können sich diese positiv auf die Begabungsentfaltung aller Kinder auswirken?
Wie kann es gelingen, dass selbstreguliertes und forschendes Lernen in Schulen in benachteiligten Lagen selbstverständlich wird?
Welche schulischen Lehr-Lern-Umgebungen in benachteiligten Lagen ermöglichen innovative Formate eines fachgebundenen und fächerübergreifenden Lernens?
Der Hauptmodus wissenschaftlicher Kongresse ist der Wissenstransfer und der diskursive Austausch über den Stand der Forschung, Forschungsergebnisse und Themen der Bildung - hier insbesondere zu Potenzialentfaltung und Begabung, Schulentwicklung und gesellschaftlicher Transformation. Im Workshop soll es einen Raum geben, sich mit den eigenen Resonanzen auf Gehörtes, Erfahrenes und Erlebtes auf dieser Tagung zu verbinden: Ein Setting des Sprechens aus dem Herzen und Augenblick und des gegenseitigen aktiven Zuhörens lassen zutage treten, was uns beim Besuch der Tagung berührt hat und gerade innerlich beschäftigt. Wir begegnen uns im Kreis als Menschen, gehen in Resonanz miteinander und erforschen das, was uns in dieser Tagung verbindet und sich in unserer Mitte entfalten wird.
Dabei geht es nicht um eine Bewertung oder Einordnung, sondern einfach darum, dass das gerade sein darf, was sich äußern möchte, zeigen will und vor allem um eine Verbindung von Gedanken, Wissen und der Verstandesebene mit weiteren Ebenen der Weisheit des Körpers, der Visions- und Vorstellungskraft und des Noch-Nichtwissens, aber vielleicht Fühlens, Erahnens oder der Sehnsucht nach etwas, das gehört werden möchte. ...Vielleicht sind gerade viele Fragen da, Anregungen, Interessen und gleichzeitig gibt es das Bedürfnis nach einem Landeplatz in dem sich das ausdrücken darf, was gerade da ist.
Der Moduswechsel vom wissenschaftlichen Denken zur gefühlten Gewissheit, wird im innehalten und Wahrnehmen unterstützt, wir hören einander zu und lassen uns von dem, was sich mitteilen möchte überraschen. Mit diesen Workshop kreieren wir gemeinsam einen Moment der Reflexion, des Innehaltens im dynamischen Feld der Tagung, des Lauschens nach Innen und Außen und des Beitragens.
(Bei Interesse und das Einverständnis aller vorausgesetzt, kann diese Session ggf. aufgezeichnet werden und allen Teilnehmenden im Anschluss zur Verfügung gestellt werden - dies wäre im Vorfeld gemeinsam abzustimmen).
Angesichts der vielfältigen und sich zunehmend schnell verändernden Anforderungen, die Lehrkräfte bei der Förderung ihrer (begabten und leistungsstarken) Lernenden berücksichtigen müssen, bietet die Hessischen Lehrkräfteakademie innovative Fortbildungsangebote an.
Der praxisorientierte Vortrag stellt zwei Fortbildungsreihen mit Konzepten und Maßnahmen zur Entwicklung begabungsfördernder Schul- und Unterrichtskulturen der Hessischen Lehrkräfteakademie vor, welche gegenwärtig erfolgreich umgesetzt werden. Die erste Reihe, die „HIBB-Akademien“ (HIBB: Hessisches Innovations- und Beratungszentrum für Begabungsförderung), unterstützt Lehrkräfte dabei, ihre Kompetenzen in den Bereichen Begabungsdiagnostik, Lernbegleitung, Förderung individueller Potenziale sowie in weiteren Themenfeldern der Begabungsförderung zu erweitern. In den Akademien lernen die Teilnehmenden zudem praxiserprobte Methoden und Konzepte von Schulen kennen, die diese bereits umsetzen.
Die zweite Fortbildungsreihe basiert auf neuesten Erkenntnissen der (Begabungs-)Forschung und unterstützt Lehrkräfte dabei, neue Lernformate sowie Lernumgebungen zu schaffen, die Kreativität, Selbstwirksamkeit und Motivation der Lernenden fördern und gleichermaßen fordern. Einen Schwerpunkt bildet dabei die nachhaltig ausgerichtete Struktur, welche Hospitationen, Selbstlernmodule, die Erarbeitung von unterrichtsbezogenen Entwicklungsvorhaben, individuelle Beratungen und die Bildung von (Schul-)Netzwerken sowie Möglichkeiten der Teilnahme an „Refresher-Veranstaltungen“ beinhaltet.
Vorerfahrungen, Kenntnisse und Erwartungen sind von Kindern zu Schulbeginn sehr verschieden (Hasemann & Gasteiger 2020). Um dieser Diversität im Übergang von der Kita in die Grundschule förderlich zu begegnen, bedarf es gegenüber Kindern mit besonderen mathematischen Potenzialen einer Sensibilität pädagogischer Fachkräfte (Fuchs 2015). Wenn Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren in ihren mathematikspezifischen Begabungsmerkmalen und begabungsstützenden Persönlichkeitseigenschaften ein weit über dem Durchschnitt liegendes Niveau aufweisen, kann von einer mathematischen Begabung im Kitaalter gesprochen werden. Bezüglich der Begabungsentwicklung im Übergang von der Kita in die Grundschule bestand bisher jedoch ein Forschungsdesiderat.
Die hier vorgestellte Studie „Mathematisch begabte Kinder im Übergang von der Kita in die Grundschule“ fragte daher nach Orientierungen und Gelingensbedingungen für begabungsfördernde Übergänge. Aus retroperspektivischer Sicht erfolgten leitfadengestützte Interviews mit Übergangsakteur:innen zu sechs gelungenen und zwei nicht-gelungenen Transitionsverläufen mathematisch begabter Kinder. Zentrale Begleitpersonen für diesen Übergang sind Erzieher:innen und Grundschullehrer:innen (Griebel & Niesel 2018), da sie maßgeblich für die kindliche und elterliche Partizipation am Übergang beitragen (Lingenauber & von Niebelschütz 2015). Vor allem für die Pädagog:innen boten die Interviewsituationen Anlässe, in denen sie ihr professionelles Handeln im Hinblick auf die Gestaltung des Übergangs reflektierten konnten. Dabei rekonstruierten sie Übergänge sowohl als Impuls für die Begabungsentwicklung, als auch als Bruch zwischen Lebenswelten. Die Auswertung der erhobenen Interviewdaten erfolgte in Anlehnung an die metatheoretische Rahmung des Forschungsprojekts anhand der dokumentarischen Methode (angepasst nach NOHL 2017; BOHNSACK 2021; PRZYBORSKI & WOHLRAB-SAHR 2021). Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass insbesondere das Wohlfühlen der Schüler:innen (Griebel & Niesel 2003) sowie ihre individuelle Förderung entsprechend ihrer Potenziale und Bedarfe (Käpnick & Benölken 2020) wesentlich für gelingende Übergangsprozesse sind.
Im Vortrag wird ein im Rahmen der Studie entwickeltes Modell zu Gelingensbedingungen eins begabungsfördernden Übergangs Kita-Grundschule vorgestellt, sowie auf praxeologische Konsequenzen für die Förderung mathematisch begabter Kinder im Übergang von der Kita in die Grundschule eingegangen.
Demokratiebildung gewinnt in einer von Pluralität und Digitalisierung geprägten Gesellschaft zunehmend an Bedeutung, da Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts in den Fokus rücken (Fahrenwald, 2023). Ein verstärktes Demokratiebewusstsein wird durch eine schulische Partizipationskultur unterstützt, weil einerseits die Meinungs- und Entscheidungsbildung der Schülerinnen gefördert und andererseits ein wertsensibler Erfahrungsraum für die Wertebildung geschaffen wird (Speck, 2010). Insbesondere dem Grundschulunterricht wird eine entscheidende Schlüsselrolle für die Förderung von Mit- und Selbstbestimmung zugeschrieben, was gleichzeitig die Ausprägung der Partizipations- und der demokratischen Handlungsfähigkeit der Schülerinnen begünstigt (Dörner, 2023). Zusätzlich stellen Grundschullehrkräfte eine entscheidende Bezugsperson der Schülerinnen dar, weshalb der Lehrerinnenpersönlichkeit eine bedeutende Vorbildfunktion zugeschrieben wird (Schubarth, 2018).
So ergab eine Studie der Bertelsmann-Stiftung (2018) zum Stellenwert von Demokratiebildung aus Lehrerinnenperspektive, dass das eigene Kompetenzprofil, die wahrgenommene Selbstwirksamkeit sowie der Stellenwert von Demokratiebildung in der Schule und Lehrerinnenausbildung das Ausmaß der Demokratiebildung im Unterricht der Lehrkräfte bedingen. Weiter konnte gezeigt werden, dass Lehrkräfte, die selbst demokratischen Werten und Unterrichtspraktiken eine hohe Relevanz zuschreiben auch gleichzeitig die demokratische Schulkultur höher einstufen (Laren & Mathé, 2023).
Im Mittelpunkt des vorliegenden Forschungsvorhabens steht die Frage, welche Einstellungen zur Demokratiebildung Grundschullehrkräfte vertreten und wie diese mit deren Unterrichtsgestaltung zusammenhängen. Im Rahmen eines Mixed-Methods-Designs soll anhand von standardisierten Interviews und einer Fragebogenuntersuchung bei Grundschullehrkräften in NRW gezeigt werden, was Grundschullehrkräfte unter Demokratiebildung verstehen und wie sie die Relevanz von Demokratiebildung an Grundschulen einschätzen und begründen. Weiter soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit das Verständnis und die Einschätzungen der Lehrkräfte zur Demokratiebildung mit deren individueller Unterrichtsgestaltung zusammenhängen.
Erwartet werden hohe Übereinstimmungen von förderlichen Einstellungen zur Demokratiebildung und einer hohen Relevanzeinschätzung, die mit einer statistisch signifikant höheren unterrichtspraktischen Umsetzung von partizipativen Unterrichtsformen einhergehen.
Die Ergebnisse sind u.a. bedeutsam für die Stärkung des Themas Demokratiebildung im Rahmen einer nachhaltig zukunftsorientierten Lehrkräftebildung und können somit zu einer weiteren Professionalisierung des Lehrerberufs beitragen.
Kunst ist eine Form des Dialogs. Diesen Grundgedanken aus der Agenda Bildung 2030 hat die gemeinnützige Organisation SmV Schule mit Vision in einen innovativen Ansatz für Schulentwicklung überführt: Interaktive Schulentwicklung. Denn kulturelle Bildung "ist Schlüsselfaktor für gesellschaftliche Teilhabe und Integration sowie eine kritische Auseinandersetzung mit den Herausforderungen und Konflikten unserer Welt".
In diesem praxisorientierten Vortrag werden Sie auf die Visionsreise von SmV mitgenommen, um zu erfahren, warum herkömmliche Fortbildungsangebote für Schulentwicklung es nicht schaffen Lehrer:innengesundheit in den Fokus der Schule als Organisation zu rücken (Deutsches Schulportal 2020) und warum sich Demokratie in Schule hauptsächlich auf Scheinbeteiligung beschränkt (nds GEW 2019).
Eine Schule, die die Visionsreise durchführt, entscheidet sich für eine offenes Reiseziel, denn die Entwicklungsimpulse gehen zunächst von den Schüler:innen aus. Mittels kunst- und kulturpädagogischer Interventionsplanung werden Schüler:innen zu Impulsgebenden in der Weiterentwicklung ihrer Schule. Andererseits begleitet die Visionsreise auch die Lehrer:innen selbst bei der entsprechenden Adaption institutioneller Rahmenbedingungen von Schule.
Ebenso wie interaktive Schulentwicklung, ist auch dieser Vortrag interaktiv angelegt. Lassen Sie uns in den Dialog treten! Führen Sie dazu im Vorfeld die Standpunktanalyse von SmV durch. Das Tool ermöglicht Lehrer:innen und Schulen sich visionär zu verorten.
Alle weiteren Infos zu SmV erhalten sie HIER. Wählen Sie Ihre Perspektive und begeben Sie sich auf Visionsreise.
Die vorliegende qualitative Fallstudie untersucht die Begabungsförderprogramme an einer österreichischen Volksschule. In dieser Studie wurden sowohl traditionelle Begabtenförderprogramme analysiert, die sich auf Mathematik und Deutsch fokussieren und nur wenige, als „begabt“ identifizierte Schüler:innen einbeziehen, als auch die Effekte eines integrativen MINT-basierten Programms, das einen inklusiven Ansatz verfolgt und die Potenzialentwicklung aller Kinder fördert. Für die Studie wurden Interviews mit Lehrkräften, Fokusgruppen mit Lehrkräften und Schüler:innen, Datenanalysen an der Schule sowie Unterrichtsbeobachtungen durchgeführt. Ausgehend von einem Begabungsbegriff, der sich auf die Entfaltung und Förderung von Begabungen konzentriert und weniger die Identifikation, werden an der untersuchten Volksschule wöchentliche Experimentierstunden durchgeführt, die allen Schüler:innen offenstehen. Die Analyse zeigt, dass in den traditionelle Begabtenförderungsprogramme ethnische Minderheiten und sozial benachteiligte Schüler:innen unterrepräsentiert sind. Auffallend ist hierbei das Geschlechterverhältnis mit durchschnittlich 80% männlichen Teilnehmern in der Begabtenförderung in Mathematik über das letzte Jahrzehnt, was die Existenz stereotyper Rollenverteilungen reflektiert. Im Kontrast dazu betont das MINT-Programm Kreativität, Problemlösung und Teamarbeit, was zu gerechteren Bildungschancen und zur Stärkung individueller sowie kollektiver Fähigkeiten der Kinder führt. Der inklusive und praxisorientierte Ansatz des MINT-Programms fördert die Neugier und Kreativität jedes Kindes und etabliert MINT als eine essenzielle Säule der modernen und zukunftsorientierten Bildung. Diese Praxis zeigt, wie Bildungssysteme transformiert werden können, um nicht nur akademische, sondern auch soziale und kreative Kompetenzen zu entwickeln, was wesentlich zur Bewältigung zukünftiger gesellschaftlicher Herausforderungen beiträgt. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer Reform in der Lehrkräftebildung, um die Prinzipien des österreichischen Grundsatzerlasses zur Begabungsförderung effektiv umzusetzen und verdeutlichen den Nutzen einer integrierten MINT-Bildung für eine zukunftsorientierte Gesellschaft.
Im Schuljahr 2022/23 startete die Pilotierung des Gütesiegels für Begabung NÖ (GripS). GripS (Gütesiegel ressourcen-, interessen- und potenzialorientierte Schule) wurde an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems (Fachstelle Begabung.Person.Potenzial) in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich konzipiert und wird von der Bildungsdirektion Niederösterreich für niederösterreichische Schulen der Primar- und Sekundarstufe I angeboten.
Das Konzept versteht sich als ganzheitlicher, systemischer Zugang. Es soll allen Begabungen gerecht werden, den Hoch- ebenso wie den Minderleistenden. Es soll intellektuell-kognitive Stärken gleichermaßen fördern wie etwa Begabungen im emotionalen, sozialen, kreativen oder körperlichen Bereich. Zudem ist die Überwindung stereotyper Rollenzuschreibungen im Sinne einer Geschlechtergerechtigkeit angestrebt. Um all das zu erreichen, erscheint es zielführend, an bereits am Schulstandort vorhandene Ressourcen, einer Orientierung an den Interessen der Schüler:innen sowie an ihren individuellen Potenzialen anzuknüpfen. Um ein GripS-Gütesiegel zu erreichen, müssen die Bewerberschulen eine Reihe an Gütekriterien erfüllen (ganzheitliches Förderkonzept, begabungsfördernde Unterrichtsgestaltung, Begabungsdiagnostik und Beratung, Kompetenz- und Qualitätsentwicklung des Lehrer:innen-Kollegiums, gelebte Schulpartnerschaft, alternative Formen der Leistungsrückmeldung, Dokumentation der Aktivitäten sowie interne und externe Qualitätssicherung). Im Bereich der Kompetenz- und Qualitätsentwicklung stellen die beiden niederösterreichischen Pädagogischen Hochschulen passgenaue Fort- und Weiterbildungsformate zur Verfügung. Zudem erfolgt im Sinne einer Qualitätssicherung eine externe Evaluierung der Bewerberschulen. Mithilfe eines Portfolios werden die getroffenen Maßnahmen durch die Schulleitungen dokumentiert. Das Portfolio ist somit der sichtbare Nachweis der Umsetzung des Begabungskonzepts und soll u.a. folgende Punkte berücksichtigen: Schulprofil und Begabungskonzept, namentliche Auflistung der Mitglieder der Steuergruppe + Schul-Multiplikator:in für Begabungs- und Begabtenförderung, Auflistung der Personen mit Zusatzqualifikationen, exemplarische Beispiele für begabungsfördernden Unterricht sowie Nachweise der Elternkooperation. Das GripS-Gütesiegel wird von der Bildungsdirektion NÖ für drei Jahre verliehen. Danach können sich die Schulen um eine Wiederverleihung bewerben. Nach der Pilotierungsphase wird das GripS-Gütesiegel sowohl hinsichtlich inhaltlicher Kriterien als auch bezüglicher seiner Praktikabilität fortwährend im Mixed-Methods-Design formativ evaluiert, erste Ergebnisse werden im Rahmen des Vortrags vorgestellt.
Der Bereich der Sprachlernbegabung ist im deutschsprachigen Raum bisher kaum erforscht (Gut & Matz, 2022), obwohl er eine wichtige Variable darstellt, die die Unterschiedlichkeit von Lernenden in Bezug auf Lernerfolg/-prozesse im Fremdsprachenunterricht zuverlässig erklären kann (z.B. Ehrmann & Oxford, 1995; Sparks et al., 2009). Während Tests zur Sprachlernbegabung international eine lange Tradition haben (z.B. Berthele & Udry, 2021; Carroll & Sapon, 1959; Kiss, 2009; Linck et al., 2013), gibt es bisher keinen zugänglichen diagnostischen Test für die Erfassung von Sprachlernbegabung von Personen mit Deutsch als (einer ihrer) Muttersprache(n) (Gut & Matz, 2022).
Unser interdisziplinäres Forschungsprojekt adressiert dieses Desiderat durch die Entwicklung eines solchen Tests, der die zentralen Dimensionen von Sprachlernbegabung (phonologisches Gedächtnis, sprachanalytische Fähigkeiten, implizites Sprachlernen, lexikalisches Gedächtnis) umfasst, die Testgütekriterien erfüllt und durch Methoden der probabilistischen Testtheorie validiert wird. Der digital und frei verfügbare Sprachbegabungstest wird auf Lernende der 6. Klasse ausgerichtet und so konzipiert, dass gesamte Klassen ohne vorheriges Screening innerhalb einer Schulstunde getestet werden können.
Der entwickelte Test soll die systematische Identifikation einer Sprachbegabung für die gezielte Förderung einzelner Schülerinnen ermöglichen (Prat et al., 2020) und kann Lehrkräfte dabei unterstützen, fundierte Selektionsentscheidungen zu treffen (z.B. bilinguale Beschulung, dritte Fremdsprache). Darüber hinaus kann eine solche Potenzialdiagnostik auch im Hinblick auf die Transformation von Schule im Kontext von Bildungsgerechtigkeit einen Beitrag leisten, indem Begabungen von Schülerinnen sichtbar werden, die derzeit unentdeckt bleiben. Das betrifft häufig systematisch benachteiligte mehrsprachige Schüler*innen, die jedoch über eine ausgeprägte Begabung im Sprachenlernen verfügen können (Ma, Yao & Zhang, 2018). Durch eine testbasierte Diagnostik sollen solche Potenziale aufgedeckt werden, was zu einer verstärkten Anerkennung individueller Mehrsprachigkeit als Ressource für den Fremdsprachenunterricht führen kann.
In unserem Beitrag präsentieren wir verschiedene Konzeptualisierungen von Sprachlernbegabung. Anschließend stellen wir die bisherigen Entwicklungsschritte des Tests mit ersten Ergebnissen und Analysen vor und geben einen Ausblick auf den weiteren Projektverlauf.
In den letzten Jahr(zehnt)en wurden vermehrt Ansätze auf Schulebene initiiert, die auf eine Förderung von Chancengerechtigkeit abzielen. Der Vortrag nimmt mit dem Schulversuch PRIMUS einen schulstrukturellen Ansatz in den Blick, der an fünf Langformschulen von Klasse eins bis zehn Primar- und Sekundarstufe zusammenführt. Durch den Wegfall des früheren Übergangs nach Klasse vier sollen unterschiedliche Herkunftseffekte reduziert werden, die Schüler:innen an der Entfaltung ihrer Stärken hindern können. Dabei halten die PRIMUS-Schulen bis zum Abschluss alle Bildungsgänge offen. In jahrgangsgemischten Lerngruppen kommen individualisierte Lernformen zum Einsatz, wobei die Schüler:innen Verantwortung für ihren persönlichen Lernprozess übernehmen, indem sie priorisieren und Zeitpläne entlang anstehender Abgaben strukturieren (Doǧmuş et al. 2022).
Basierend auf qualitativen, bildungsbiografischen Interviews widmet sich der Beitrag den Erfahrungen von Absolvent:innen der PRIMUS-Schulen und rekonstruiert aus ihrer Perspektive, wie es während ihrer Schulzeit Phasen gab, in denen sie die Schule nicht ernst nahmen und keine guten Leistungen erbrachten, wie sie im Bildungsverlauf jedoch eine Veränderung durchliefen und nun ihren Abschluss erfolgreich absolvieren.
Während für die Schüler:innen das individualisierte Lernen und die Offenheit der Abschlüsse mit einer Verantwortungsübernahme für den eigenen schulischen Erfolg einher gehen, sehen sie sich gleichzeitig mitverantwortlich dafür, dass ihre Peers diese Verantwortung ebenso für sich annehmen. Diese Verantwortungsübernahme präsentieren sie als kollektive Erfahrung. Mit Massumi (2015) lassen sich die Schüler:innen als von der Idee der PRIMUS-Schule affiziert charakterisieren, alle Möglichkeiten offen zu halten und dadurch Bildungsdisparitäten zu reduzieren. Die Analyse der Interviews (Charmaz 2014) illustriert beispielhaft an Erfahrungen von Schüler:innen des PRIMUS-Schulversuchs, wie längeres gemeinsames Lernen zur Potentialentfaltung und Förderung der Schüler:innen beitragen kann.
Doǧmuş, A./Huf, C./Idel, T.-S. (2022). Jahrgangsmischung als Irritation des Zeitregimes der Jahrgangsklasse? Lernbiographische Erfahrungen von Schüler*innen eines Schulversuchs. Zeitschrift für interpretative Schul- und Unterrichtsforschung 11, 142-156.
Charmaz, K. (2014). Constructing grounded theory. Los Angeles u.a: SAGE.
Massumi, B. (2015). Politics of Affect. Cambridge: polity.
Der Erhalt unserer Erde durch eine nachhaltige Lebensweise ist die Basis für die Zukunft der Menschheit. Vor diesem Hintergrund wurde die globale Non-Profit-Initiative „Inner Development Goals“ (IDGs), 2020 in Stockholm gegründet. Sie vereint Menschen weltweit aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Die Vision: Menschen weltweit mit Fähigkeiten und Qualitäten auszustatten, um so eine nachhaltigere globale Gesellschaft zu schaffen. Ziel ist die Erreichung der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der United Nations.
Jaana Rasmussen zeigt im Kongressbeitrag vor wie die Inner Development Goals Being, Relating, Thinking, Collaborating und Acting in Schulen und Hochschulen vermittelt und gelernt werden können und wie eine Integration in Lehrpläne und Curricula gelingen kann.
Der Schwerpunkt liegt dabei auf talentierten und begabten SchülerInnen und Studierenden. Diese haben häufig ein hohes ethisches Interesse an globalen Themen, die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und strategisch zu denken und zu handeln.
Der Vortrag schließt mit konkreten, direkt umsetzbaren ersten Schritten, die Inner Develpment Goals in den Unterricht zu integrieren.
Jaana Rasmussen stellt dabei Beispiele aus ihrer beruflichen Praxis als Organisationsentwicklerin und Dozentin vor.
Data Literacy - eine für die zukunftsweisende und transformative Bildung unerlässliche Kompetenz. Ein kompetenter Umgang mit Daten sowie die Fähigkeit, diese kritisch zu hinterfragen, gewinnt mit der wachsenden Anzahl an Desinformationen an Bedeutung (Barberi et al., 2021). Zugleich ermöglicht der kompetente Umgang mit Daten bzw. deren eigenständige Erhebung eine evidenzbasierte Beteiligung an gesellschaftlichen Fragestellungen (Burger, 2016), welche im Kontext der umfassenden gesellschaftlichen Transformationen ebenfalls zunehmend bedeutsamer wird (Ridgway, 2022; Schüller et al., 2019).
Bis jetzt blieb die Frage nach einer Förderung des Datenverständnisses durch eine eigenständige Datenerhebung im Kontext Schule jedoch weitgehend unberücksichtigt. Unter Anwendung einer pädagogischen Interventionsforschung in einem feldbasierten, quasi-experimentellen Forschungsdesign mit n=112 Lernenden konnte die Relevanz der Teilkompetenz ‚Datenerhebung‘ herausgestellt werden (Witte & Bartoschek, 2024). Diese Erkenntnis bildet eine der Grundlagen für das von der DBU geförderte Projekt ‚Essen auf Rädern – Jugendliche entwickeln mit digitalen Geomedien Konzepte für den Radverkehr‘. Durch den im Projekt forcierten Prozess der datenbasierten Entscheidungsfindung erheben die Lernenden Daten während des projektorientierten Unterrichts nicht nur selbst, sondern nutzen diese gemäß des spatial citizenship Ansatzes (z. B. Gryl & Jekel, 2012) für aktive Partizipationsprozesse in der Stadtentwicklung, insbesondere mit Blick auf die Umgestaltung und Stärkung der Fahrradinfrastruktur in der eigenen Stadt respektive im eigenen Viertel. Dadurch erwerben die Jugendlichen im Rahmen der Projektteilnahme einerseits Fähigkeiten einer immanent geforderten Handlungs- und Gestaltungskompetenz (Partizipation lernen) und erhalten andererseits die Möglichkeit, sich mittels der erhobenen Daten aktiv in die Gestaltung der lokalen Verkehrswende einzubringen (Partizipation leben).
Der Vortrag gibt einen praxisorientierten Überblick über die konzipierte und evaluierte Projekteinheit zur datenbasierten und partizipativen Gestaltung der Verkehrswende mit Lernenden der Sekundarstufe 2. Zudem werden erste Einblicke in die theoretische Begleitforschung gewährt, welche Erkenntnisse zur Gestaltung eines zukunftsweisenden Unterrichts bereithält.
Seit dem Schuljahr 2007/08 verleiht die Bildungsdirektion Wien das Begabungssiegel für
Grundschulen. Damit bekommen Schulstandorte die Möglichkeit, ihre Bemühungen, den vielfältigen Begabungen ihrer Schüler:innen gerecht zu werden, sichtbar zu machen. Um ein Begabungssiegel zu erhalten, müssen die Schulen bestimmte Qualitätskriterien erfüllen. Bei Erfüllung erfolgt eine Verleihung des Begabungssiegels durch die Bildungsdirektion auf drei Jahre. Nach diesem Zeitraum wird über eine Wiederverleihung entschieden. Im Kontext dieses Rezertifizierungsprozesses wurde ein Kooperationsprojekt zwischen der KPH Wien/Krems und der Bildungsdirektion Wien initiiert, um entsprechende Messinstrumente zu entwickeln. Ziel war es, die Begabungs- und Begabtenförderung an den Begabungssiegelschulen multiperspektivisch (Erziehungsberechtigte, Lehrpersonen und Schüler:innen der 3. und 4. Schulstufe) abzubilden. Diese Messinstrumente sollen sich einerseits an den Kriterien des Begabungssiegels und andererseits an der normativen Rahmung durch den Grundsatzerlasses für Begabungs- und Begabtenförderung des BMBWF orientieren. Die Fragebögen sind seit Sommer 2023 über das Online-Portal IQES online (Instrumente für die Qualitätsentwicklung und Selbstevaluation an Schulen) abrufbar und können von den Schulen zur Selbstevaluation genutzt werden. Im Sommersemester 2024 werden die Einschätzungen der oben genannten Personengruppen mittels Online-Befragung erhoben. Zudem können die Messinstrumente auch bundesweit von Grundschulen zur Evaluation ihrer Begabungs- und Begabtenförderung herangezogen werden. Begleitend wurde ein Reflective Paper entwickelt. Dieses soll in knapper Form neben einer Reflexion der Ergebnisse der Fragebogenerhebung auch Angaben zu den fünf Dimensionen des Qualitätsmanagementsystems für Schulen (QMS) enthalten und der Bildungsdirektion Wien durch die Schulleitungen übermittelt werden. Es ist geplant, den einzelnen Standorten anhand der Evaluationsergebnisse passgenaue Fort- und Weiterbildungsangebote durch die Pädagogischen Hochschulen zur Verfügung zu stellen. Damit soll die Schul- und Unterrichtsqualität der Begabungssiegelschulen nachhaltig verbessert werden. In einem weiteren Schritt erfolgt ab dem Sommersemester 2024 eine Ausweitung auf den Bereich der Sekundarstufe I. Zu diesem Zweck werden derzeit aufbauend auf den bestehenden Fragebögen entsprechende Messinstrumente für Mittelschulen und die gymnasiale Unterstufe entwickelt.
Mathematik ist die Wissenschaft der Muster und Strukturen. Sich gezielt mit dem Erkennen
von Mustern und dem Beschreiben von Strukturen zu beschäftigen, hilft nicht nur dabei,
mathematische Inhalte tiefer zu verstehen und ein gültiges Bild der Mathematik zu
entwickeln, sondern ist auch über den Mathematikunterricht hinaus relevant. Durch die
Kenntnis mathematischer Strukturen können wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen und
neue Technologien entwickelt werden. Damit bildet der Umgang mit Mustern und
Strukturen eine zentrale Kompetenz zur Bewältigung zukünftiger gesellschaftlicher
Herausforderungen. In diesem Zusammenhang haben wir in den vergangenen Jahren den
synchronen Onlinekurs "Muster und Strukturen der Mathematik" entwickelt, der darauf
abzielt, die mathematische Strukturierungskompetenz begabter Schülerinnen der 4. bis 6.
Klasse zu fördern. Dieser Kurs wird im Rahmen der Hector Kinderakademien, einem
Enrichment-Programm für begabte Grundschülerinnen aus Baden-Württemberg,
angeboten. Kernkomponenten des Kurses bilden mathematisch reichhaltige Aufgaben sowie
das aktiv entdeckende Lernen. Durch die zusätzliche Implementation eines Ich-Du-Wir-
Modells wird das Lernen im Onlinekurs strukturiert und die Zusammenarbeit der Kinder
unterstützt.
In unserem Beitrag wird der Kurs sowie erste Ergebnisse aus zwei wissenschaftlichen
Begleitstudien präsentiert. In einer ersten Studie mit N = 142 (45 weiblich) und einer zweiten
Studie mit N = 104 (32 weiblich) haben wir mittels Feldstudien in einem Prä-/Posttestdesign
mit randomisierter Kontrollgruppe die Auswirkungen des Kurses auf die mathematische
Strukturierungskompetenz, mathematische Kompetenz und motivationale Dispositionen wie
das Selbstkonzept untersucht. Es zeigte sich, dass eine Kursteilnahme zu verbesserten
Strukturierungskompetenzen der Schülerinnen führte. Effekte hinsichtlich mathematischer
Kompetenz und motivationaler Dispositionen waren dagegen nicht signifikant. Mit den
vorliegenden Studien tragen wir dazu bei, die Frage zu beantworten, ob und wie eine
erfolgreiche Begabungsförderung auf Distanz realisiert werden kann, um Schülerinnen in
unterschiedlichen sozialen Kontexten zu erreichen.
In spring 2020, the coronavirus pandemic led to school closures and the need to maintain contact with students digitally. Representatives from various state institutes developed the "Digital Revolving Door"(https://digitale-drehtuer.de/) based on the revolving door concepts of Joseph Renzulli and Sally Reis (1981), enrichment concepts (Renzulli et al. 2008; Greiten 2016a,b). During the pandemic, students should receive digital offers in the form of video conferences and digital learning situations and be able to pursue their own interests and questions with other students in Germany.
Since 2022, the Digital Revolving Door has been further developed as a cross-state educa-tional initiative by twelve federal states, and the number of participating schools is growing. The aim of the Digital Revolving Door is to develop individualized potential and promote talent. Pupils of all ages are given the opportunity to pursue their own strengths and inter-ests. As an instrument of teaching and school development, it can contribute to an educa-tional and talent-oriented future.
In an interview study with 10 teachers (primary school and lower and upper secondary schools), the following questions are examined: Which school system conditions are relevant for the initiation and implementation of the Digital Revolving Door at their own school? How do teachers assess the use of offers by students beyond lessons but also in connection with lessons? What effects do teachers attribute to the use of the digital revolving door for the development of students' talents and potential? The guided interviews (Helfferich, 2022) were analyzed using qualitative content analysis (Kuckartz & Rädiker, 2022). The article presents selected results regarding the role of teachers in the initiation and implementation of the digital revolving door.
Greiten, S. (2016). School developments through the "Revolving-Door-Model" in Germany. Journal of Education and Human Development,5(4),1-9.
Renzulli et al. (1981). The Revolving Door Identification Model. Creative Learning Press.
Wie können Realschulen Angebote in der Begabungsförderung gestalten und institutionalisieren? Impulse aus der Praxis der Willy-Brandt-Realschule Königsbach zeigen mögliche Formen und Formate der Begabungsförderung auf und geben Hinweise auf strukturelle Rahmenbedingungen sowie personelle Voraussetzungen. Die Praxisimpulse werden durch Einblicke in den aktuellen Forschungsstand wissenschaftlich gerahmt.
Im Workshop besteht die Möglichkeit Chancen und Grenzen der Begabungsförderung an Realschulen gemeinsam mit Wissenschaft und Schulpraxis zu reflektieren und zu diskutieren.
Visionen für eine wünschenswerte Zukunft wurden mit Schulkindern (3.-6. Klasse) der Begabtenförderung und Wissenschaftlern in einem kollaborativen Designansatz entwickelt und in einem Kinderbuch zu einer nachhaltigeren, kreislauffähigen Zukunft umgesetzt. Das Kinderbuch soll einen Beitrag zur Kommunikation von wissenschaftlichen Erkenntnissen leisten. Dieser Kongressbeitrag gibt Einblick in den gesamten Entwicklungsprozess dieses unterstützen Projektes.
Die Forschung zeigt auf, welche planetaren Grenzen überschritten sind und welcher Wandel für eine nachhaltige Gesellschaft nötig ist (Desing, et al., 2020a; Desing, et al., 2020b). Wie wir in Zukunft wohnen, uns bewegen, zusammenleben und arbeiten möchten, kann die Forschung nicht alleine beantworten. Die Entscheidungsträger von morgen, können kreative Visionen beisteuern, die nicht durch alte Weltanschauungen eingeschränkt sind.
Die in einem Forschungsprojekt der Empa entwickelten nachhaltigen Materialkreisläufe bilden die wissenschaftliche Grundlage für die Co-Kreation. Mittels Design Thinking wurden Visionen aus der Vorstellungskraft von Primarschulkindern aus der Ostschweiz mit der biophysikalischen Perspektive von Wissenschaftlern der Empa verbunden. Der gewählte kollaborative Ansatz gab den Bildungsexpert:innen sowie Praktikanten der Pädagogischen Hochschule und den begabten Primarschulkindern einerseits die Möglichkeit in die wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnisse einzutauchen und andererseits gemeinsam an innovativen Ideen zu arbeiten.
Der Prozess des Design Thinking (Ball, 2019; Buchanan, 1992) basiert auf vier Hauptschritten (Entdecken, Definieren, Entwickeln und Evaluieren), die den Ablauf dieses Projektes bestimmen. Kern der Co-Kreation waren zwei Halbtage mit Empa-Forschenden. Vor diesen gemeinsamen Workshops sind die Primarschulkinder bereits an 10 Halbtagen in Themen zur Umwelt, Energie und zu nachhaltigen Kreisläufen eingetaucht. Dazu gab es Spiele, Experimente, fachliche Inputs, einen Ausflug an die Empa, Theaterszenen und jedes Kind hielt seine Zukunftsvisionen skizzenhaft in einem Tagebuch fest. Während der Workshops entstanden Pläne einer Zukunftsstadt und vier konkrete Geschichten, die auf die Überschreitung von planetaren Grenzen aufmerksam machen und Lösungsansätze aufzeigen. Diese Geschichten wurden von einer Designerin für ein Kinderbuch aufbereitet und durch Bildungsexpert:innen mit Begleitmaterial für den Schulunterricht ergänzt.
In der diversifizierten Gesellschaft der BRD ist die Schule weiterhin ein Ort sozialer Ungleichheit (PISA 2023) und institutioneller Diskriminierung (Gomolla/ Radtke 2009). Lehrerinnen als „Agentinnen der vorherrschenden Verhältnisse“ (Shure 2016) spielen eine entscheidende Rolle in der (Re)Produktion und Transformation von Machtverhältnissen (Althusser 2016). Aus der Perspektive einer nachhaltigen Transformation der gesellschaftlichen und schulischen Zukunft ist eine diversitätssensible Lehrerinnenbildung von großer Bedeutung, um Machstrukturen innerhalb der Institution Schule beleuchten und reflektieren zu können. Die Frage nach der Entwicklung einer kritischen Selbstreflexivität und Diversitätssensibilität (Fereidooni 2020) von Lehrerinnen wird aufgeworfen, die Einstellungen/ Überzeugungen und Erfahrungen als wichtige Einflussfaktoren des beruflichen Habitus betrachtet (Bandura 1986; Ullucci 2007; Kurucz 2022; Kurucz et al. 2023; Hachfeld et al. 2012; Wolsko et al. 2009; Vorauer et al. 2009).
Das Forschungsprojekt zielt darauf ab, zu untersuchen, wie diese Faktoren die Wahrnehmung heterogener Bildungsumgebungen sowie die Konstruktion von Differenz beeinflussen. Die übergeordnete Fragestellung lautet demnach:
Welche Zusammenhänge bestehen zwischen den diversitätsbezogenen Einstellungen/ Überzeugungen und (lebensgeschichtlichen) Erfahrungen von Lehrerinnen und deren Wahrnehmung heterogener Bildungsumgebungen sowie Konstruktion von Differenz?
Für dieses Forschungsvorhaben wird ein mixed-methods-Design mit freien oder halbstrukturierten Interviews, sowie einer Fragebogenuntersuchung eingesetzt. Eine Kombination mit anderen qualitativen Methoden erscheint sinnvoll. Im Rahmen der Untersuchung werden Lehrerinnen mit unterschiedlichen Hintergründen (Schulform, Alter, Region etc.) und Erfahrungen rekrutiert, um mögliche Ursachen für diversitätsaffines und kritisch-reflexives Denken und pädagogisches Handeln zu untersuchen, sowie Zusammenhänge diversitätsbezogener Einstellungen im schulischen Kontext mehrdimensional zu beleuchten. Die Forschungsergebnisse sollen Implikationen für die Lehrerinnenbildung und mögliche (außeruniversitäre) Fortbildungsmaßnahmen aufzeigen sowie Indikatoren diversitätsbezogener Einstellungen angehender Lehrerinnen liefern. Es wird erwartet, dass dieses Forschungsvorhaben dazu beiträgt, ein tieferes Verständnis für die Rolle der Lehrer*innen in der Gestaltung diversitätssensibler Bildungsumgebungen zu entwickeln und Strategien zur Förderung von Diversitätssensibilität und kritischer Selbstreflexivität hinsichtlich der „eigene[n] Involviertheit in die Herstellung von Differenzen und Ungleichheit“ (Schmidt/ Nikolenko 2020) zu identifizieren.
Die mit dem Anspruch nach und der Umsetzung von individueller Förderung von Kindern und Jugendlichen verbundenen Herausforderungen im schulischen Alltag – insbesondere die Frage nach personellen, zeitlichen und strukturellen Ressourcen – sind beständiger Teil pädagogischer Debatten (vgl. u.a. Fischer, 2014; Herbig, 2017, 2020; Kunze, 2008; Wischer/Trautmann, 2014). Im schulischen Alltag erscheint eine individuelle Potenzialentfaltung und Talentförderung im Einzelfall machbar. Aus der Forderung nach der Gestaltung eines gerechteren und nachhaltigeren Bildungssystems ergibt sich jedoch die Notwendigkeit, die „Leistungspotenziale aller Lernenden bestmöglich zur Entfaltung zu bringen sowie gleichzeitig ein Höchstmaß an sozialer Teilhabe für alle Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen und dadurch deren Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen“ (Herbig, 2020). Die individuelle, leistungsorientierte Förderung der Lernentwicklung aller Schülerinnen und Schüler wird so schnell ressourcenintensiv oder gar überfordernd – insbesondere, wenn das Wechselspiel aus förderorientierter Diagnostik und diagnosebasierter Förderung nicht adäquat geplant, organisiert, dokumentiert, begleitet und kontinuierlich evaluiert wird.
Das Symposium widmet sich der Frage, wie wir individuelle Förderung zukünftig gestalten können, um entsprechende Prozesse der Potenzial- und Talententwicklung für alle Schülerinnen und Schüler nachhaltig(er), ressourcenschonend(er) und effizient(er) – und damit häufiger und normaler zu machen. Die Beiträge im Rahmen dieses Symposiums geben einen Einblick in zukunftsorientierte Transformationen im pädagogischen Denken und Handeln. So wird einführend ein schulpädagogischer Orientierungsrahmen (Herbig, 2020) vorgestellt, der zeigt, wie ein bildungsgerechter und nachhaltiger Umgang mit der Vielfalt an Lernausgangslagen und Entwicklungspotenzialen in Schule und Unterricht in Zukunft aussehen sollte. Danach wird die Personalisierte Entwicklungsplanung als pädagogisches Konzept zur Organisation und Begleitung von Prozessen der individuellen Persönlichkeits- und Lernentwicklung vorgestellt und gezeigt, welchen Beitrag dessen Umsetzung für die Initiierung von strukturellen Veränderungsprozesse in Schule und Unterricht leisten kann (vgl. u.a. Herbig, Doberitz, Blumenstein & Wollersheim, 2020, 2022). Abschließend werden Einblicke in die schulpraktische Arbeit mit dem Konzept der Personalisierten Entwicklungsplanung und den unterstützenden digitalen Tools (Web-App etc.) gegeben.
Lernplattform Digitale Drehtür steht für Schüler:innen bundesweit offen, um während der Schulzeit ergänzende, alternativ zum Regelunterricht gestaltete, Kursangebote nutzen zu können. Damit handelt es sich bei der digitalen Drehtür um ein klassisches Enrichment im Drehtürmodell (Greiten 2016). Das Leitmotiv der Digitalen Drehtür lautet „Alle haben Talente – Wir lassen sie frei“ (Digitale Drehtür, 2022) und zeigt, dass der Fokus dieser Bildungsinitiative insbesondere auf der Potenzialentfaltung von Schüler:innen liegen soll (Küster, 2023). Die Initiative wird gemeinsam von mehreren Landesinstituten und Bildungsakteur:innen getragen, die eine Weiterentwicklung und Professionalisierung der Lernplattform, auch wissenschaftlich begleitet, vorantreiben. Das inhaltliche Angebotsspektrum ist breit aufgestellt und gliedert sich in fünf Bereiche: Gesellschaft & Politik, MINT & BNE, Kunst & Kreativität, Sprachen und Persönlichkeitsentwicklung. In diesem Symposium soll den Fragen nachgegangen werden, welches Potenzial die Initiative Digitale Drehtür für die (schulische) Bildungslandschaft bietet und welche Performanz bisher sichtbar wird. In drei Beiträgen werden dazu unterschiedliche Perspektiven der Digitalen Drehtür fokussiert und anhand von Ergebnissen aus der Begleitforschung und Evaluation beleuchtet. Der erste Beitrag betrachtet die Konstruktion der Angebote in der Digitalen Drehtür und die Wahrnehmung und Einschätzungen von Schüler:innen, welche an den Angeboten teilgenommen haben. Im zweiten Beitrag werden anhand von Kursleiterinterviews Planungsprozesse zu den Live-Kursen und Erfahrungen in und mit den Live-Kursenvorgestellt. Im dritten Beitrag werden diese Aspekte aufgegriffen, jedoch aus Sicht der universitären Lehrerbildung. Hier liegen ebenfalls Interviewergebnisse mit Studierenden vor, welche in der Digitalen Drehtür Kursangebote durchgeführt haben. Im Anschluss sollen die Ergebnisse und Perspektiven zur Digitalen Drehtür diskutiert werden.
Greiten, S. (Hrsg.), (2016). Das Drehtürmodell in der schulischen Begabtenförderung. Studienergebnisse und Praxiseinblicke aus Nordrhein-Westfalen. Karg Hefte. Beiträge zur Begabtenförderung und Begabungsforschung; 9.
Küster, S. (2023). Potenziale entdecken und fördern. Friedrich Jahresheft, 41(1).98-99.
Die Auseinandersetzung um Bildungs(un)gerechtigkeit ist in der bildungspolitischen Debatte rege und auch die wissenschaftliche Debatte hierzu ist vielschichtig (vgl. Miethe et al. 2021; Baader/Freytag 2017; Horvath 2019). Bei der Beantwortung von Fragen zur Transformation von Schule hin zu mehr Bildungsgerechtigkeit begibt man sich unweigerlich auf ein komplexes Ter-rain, in dem es – so zeigen auch die PISA-Ergebnisse der letzten 25 Jahre – nicht den einen „golde-nen Weg“ aus dieser „Bildungsmisere“ geben kann. Eine markierte Herausforderung ist das kom-plexe Verhältnis zwischen Wissenschaft und Praxis, da von verschiedenen Wissensbereichen mit jeweils eigenen Logiken ausgegangen wird (vgl. Weigand 2020; Radtke 2019). Konkret zeigt sich dies bspw. in der unterschiedlichen zeitlichen Orientierung von Wissenschaftlerinnen im Vergleich mit schulischen Akteurinnen: Während wissenschaftliches Arbeiten eher langfristig angelegt ist, erfor-dert pädagogisches Handeln im schulischen Alltag zumeist eine schnellere, häufig sogar eine unmit-telbare Bearbeitung (vgl. Maier-Röseler et al. 2020). Gleichzeitig wird mit der Gesamtstrategie der KMK zum Bildungsmonitoring die zentrale Rolle von Wissenschaft sowie den Landesinstituten und Qualitätseinrichtungen der Länder betont (vgl. KMK 2015, S. 14; siehe auch Manitius/Bremm 2019). Doch wie kann die Zusammenarbeit von Wissenschaft, Schulpraxis und Bildungsad-ministration aus Sicht der verschiedenen beteiligten Akteursgruppen trotz aller Differenz gestaltet werden?
Diese Frage aufgreifend werden wir im Vortrag zunächst – ausgehend von Ideen wie Design-Based-Research (Reinmann 2005), Improvement Studies (Bryk 2015) oder Research-Practice Partnerships (Corburn/Penuel/Geil 2013; Coburn/Penuel 2016) – die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Schulpraxis im BMBF-geförderten Forschungsverbund LemaS und LemaS-Transfer (2018-2027) so-wie die partizipativ angelegte Begleitforschung skizzieren. Anschließend werden Ergebnisse aus Fokusgruppen bzw. Runden Tischen vorgestellt. Dabei geht es einerseits um (Erwartungs-)Haltungen von Lehrpersonen zum Verhältnis von Wissenschaft und Schulpraxis, andererseits um Herausforderungen des Miteinanders von Bildungsadministration, Wissenschaft(en) und Schulpra-xis. Erste Auswertungen offenbaren Spannungsfelder UND Chancen im Miteinander dieser ver-schiedenen Akteursgruppen auf dem Weg zu einer begabungsfördernden Schule.
Die Förderung von Kindern und Jugendlichen mit besonderen Begabungen, Neigungen, Interessen oder Fähigkeiten und damit die Förderung sehr leistungsstarker, begabter sowie potenziell besonders leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler zählt zu den grundlegenden Aufgaben aller Schulen und damit jeder Lehrkraft. Unterstützung bei der Erfüllung dieses wichtigen Arbeitsauftrages erhalten die Lehrkräfte Sachsen-Anhalts durch die Koordinierungs- und Beratungsstelle für Begabtenförderung (KB.BeST) als auch durch die Kolleginnen und Kollegen, die als ausgebildete Lernbegleiter für Begabtenförderung an Schulen des seit ungefähr 15 Jahren bestehenden Netzwerks „Begabungsfördernde Schulen“ tätig sind. Gerade letztere sind in einem Flächenland wie Sachsen-Anhalt essentiell, um unkompliziert Beratungsbedarf in den verschiedensten Regionen abzudecken. Gleichzeitig haben sich die im Netzwerk mitwirkenden Schulen auf dem Gebiet der Begabungs- und Begabtenförderung professionalisiert und können mit einem Gütesiegel ausgezeichnet werden. Die Verleihung des Gütesiegels impliziert die ständige Evaluation und Weiterentwicklung des begabungsförderlichen Konzeptes. Neue Ansatzpunkte hierfür fanden sich für die Mehrheit der Schulen des Netzwerks durch ihr Mitwirken bei der Bund-Länder-Initiative LemaS. So bietet u.a. das in der 1. LemaS-Phase entwickelte Instrument zur Selbstreflexion (SELF) eine wertvolle Grundlage für die schulische Entwicklungsarbeit. Aber nicht nur hier – auch der Zertifizierungsprozess zum Erwerb des Gütesiegels „Begabungsfördernde Schule Sachsen-Anhalt“ lässt sich durch die Verknüpfung den sechs Schulentwicklungsdimensionen für eine begabungs- und leistungsfördernde Schulgestaltung (SELF) evaluieren, neu akzentuieren und ausrichten.
Im Workshop wird die Neuausrichtung der landesinternen Zertifizierung vorgestellt und die Einbindung der SELF-Dimensionen in die Schulentwicklungsarbeit diskutiert.
Gesellschaftliche Transformation und die Gestaltung unserer Zukunft sind stark verknüpft mit dem Thema Innovation. Innovationsprozesse werden jedoch häufig im schulischen Kontext noch immer als Prozesse der „Inspiration“ verstanden, die gleichermaßen als unvorhersehbar und unregelhaft gelten. Dabei wissen wir spätestens seit Drucker (1985), dass Innovationsprozesse gestaltet werden können. Die Entrepreneurship Education stellt dafür ein Inventar bereit, das in ökonomischen Kontexten vielfach bewährt ist, in Schule und Unterricht aber noch wenig Beachtung genießt. Damit verschenken Schulen nicht nur die Möglichkeit, die Potenziale und Kompetenzen zukünftiger Unternehmerinnen und Unternehmer zu entwickeln, sondern auch die Chance, ihren Schülerinnen und Schülern ein „Mindset“ an die Hand zu geben, das einen erheblichen Beitrag zur Transformation von Gesellschaft zu leisten in der Lage ist (vgl. Rusmann & Ejsing-Duun 2021, Shively et al. 2018). Die Entrepreneurship Education bietet damit auch Möglichkeiten, transformative Lernprozesse im Sinne Mezirows (1994) anzustoßen, etwa durch ihre reflexiv-kritische Anlage, ihren holistischen Ansatz, die Angewiesenheit der Lernenden auf Feedback oder ihre Schülerorientierung (vgl. Baumgartner 2015). Besonders aber im Sinne der Erweiterung von Mezirows Modell durch Tennant (2005) und Illeris (2015) offenbaren diese Angebote Potenziale, da sie in einem sehr hohen Maße handlungsorientierte Selbstwirksamkeitserfahrungen (vgl. Rusmann & Ejsing-Duun 2021) ermöglichen, Berufsorientierung leisten können und damit letztlich Identitätsentwicklungsprozesse anzustoßen in der Lage sind.
Im Rahmen dieses Workshops wird das Projekt „Start-up Schools: Sustainable Entrepreneurship in der Schule“ vorgestellt, das ein Kooperationsprojekt von Schulen, dem Landeskompetenzzentrum für individuelle Förderung und dem REACH Euregio Start-up Center ist. Entstanden sind dabei ein Projektkurs, Workshops für Schülerinnen und Schüler sowie Fortbildungen für Lehrende der Sekundarstufen I und II. Der hier angebotene Workshop soll einen Einblick bieten, indem er die Teilnehmenden sowohl selbst ausschnitthaft in einen Design-Thinking-Prozess begleitet als auch die schulpraktische Umsetzung und dessen wissenschaftliche Evaluation thematisiert. Dabei ist denkbar, dass auch Schülerinnen und Schüler aus dem Kurs ihre Ergebnisse vorstellen.
Partizipation von Schülerinnen wird als zentrales Element einer gelingenden Begabungsförderung verstanden. Bedingung dafür ist allerdings, dass Möglichkeiten der Partizipation auch im Unterricht zunächst eröffnet werden. Partizipation ist ein komplexes Unterfangen, an das Schülerinnen herangeführt werden müssen: Interessen und Vorlieben zu artikulieren und Schule mitzubestimmen will gelernt sein. In der demokratiepädagogischen Diskussion werden dafür zahlreiche Formate vorgeschlagen, die allerdings adaptiert werden müssen, um sie in Schule und Unterricht gewinnbringend einsetzen zu können. Dort, wo bspw. die Aushandlung von Klassenregeln langwierige Abstimmungsprozesse benötigt und Schülerinnenmitbestimmung z.B. in der Schülerinnenmitverwaltung insbesondere auf Ebene der Schulentwicklung ansetzt, werden partizipative Elemente mit Blick auf die Auslotung von Interessen und potenziellen Begabungspotenzialen im Unterricht weniger stark diskutiert.
An diesem für Schulpraxis und Wissenschaft gleichsam relevanten Knotenpunkt setzt der Workshop an, der von Personen aus Schulpraxis und Wissenschaft gemeinsam verantwortet wird. Ziel ist es, den Teilnehmerinnen einerseits eine theoretische Verortung in der Diskussion um Partizipation in der Schule zu ermöglichen. Andererseits sollen die Teilnehmerinnen das Prinzip des Contractings für eine partizipative Unterrichtsgestaltung kennenlernen. Diesen Zielen entsprechend wird im Workshop das Konzept des Contractings als Element der Leistungs- und Begabungsförderung a) zunächst theoretisch mit Bezug auf die Relevanz von Partizipation gerahmt. Hierfür wird in einem kurzweiligen Input auf die Relevanz von Verträgen für die Demokratie hingewiesen und ein Einblick in die demokratiepädagogische Diskussion zu diesem Thema gegeben. Daran anschließend wird b) mit praktischen Beispielen und Materialien aus Unterrichtsplanung- und gestaltung das Prinzip des Contractings für die Teilnehmerinnen anschaulich gemacht und durch erfahrene Lehrpersonen, die mit dieser Methode bereits vielfältige Erfahrungen gemacht haben, erläutert. Schließlich werden c) auch mit Blick auf potenzielle Fallstricke und Einschränkungen der Reichweite die Möglichkeiten der Integration von Elementen des Contractings in den eigenen Unterricht mit den Teilnehmerinnen diskutiert, um eine mögliche Anwendung der Methode anzubahnen.
Die Überzeugungen der Lehrpersonen zur Begabung ihrer Schüler:innen sind für Unterrichtsqualität und Bildungsprozesse relevant: sie filtern die Wahrnehmung der Lehrkräfte hinsichtlich der heterogenen Leistungen in der Klasse oder auch der Bedürfnisse begabter Schüler:innen, sie beeinflussen die Auswahl oder die Art der Unterstützungsangebote (Grosch, 2011; Hany, 1997; Rogl, 2022; Sternberg & Davidson, 2005). Bisher wurden Begabungsüberzeugungen von Lehrpersonen allgemein z.B. mit Blick auf Stereotypien (Hamonie-Dysharmonie-Hypothese, Baudson & Preckel, 2013, 2016; Carman, 2011; Toxclair, 2013) oder zur Veränderbarkeit von Begabung (Heller et al., 2001; Laine et al., 2016; Rattan, Good & Dweck, 2012) oder domänenspezifisch im Fach Mathematik (Rogl, 2022) und kürzlich in Bezug auf sprachliche Begabung (Rogl, Hamader & Klug, eingereicht) untersucht. Im Bezug auf das Tagungsthema ergeben sich folgende Fragen: wie stellen sich diese Begabungsüberzeugungen in Mathematik und Sprache dar, wie werden sie gemessen, wie wurden sie gebildet und gefestigt? Als Ausblick kann diskutiert werden, welche Transformationsmöglichkeiten in der Lehramtsausbildung vorhanden sind, beziehungsweise geschaffen werden könnten.
An der Studie nahmen österreichische Lehramtsstudierende unterschiedlicher Studienrichtungen teil. Die Studierenden bearbeiteten die Fragebögen (n=207) zu mathematischen und sprachlichen Begabungsüberzeugungen (Rogl, 2022; Rogl, Hamader & Klug, eingereicht), welche Begabungsüberzeugungen jeweils mittels sechs Skalen erfassen. Die sechs Skalen basieren auf den theoretischen Modellvorstellungen zur Begabungsentwicklung wie z.B. internale und externale Komponenten, die den eigenen Einfluss beziehungsweise jenen der Lehrkraft auf die sprachliche respektive mathematische Begabungsentwicklung der Schüler:innen beschreibt. Für die Mathematik- und die Sprachbegabungsüberzeugungen der Lehramtsstudierenden wiesen die jeweiligen sechsfaktoriellen Modelle mit korrelierten Faktoren einen guten Modellfit auf (Mathematikbegabungsüberzeugungen, χ2/df=1.551; RMSEA=.051; SRMR=.055; CFI=.947; TLI=.933; Sprachbegabungsüberzeugungen, χ2/df=1.332; RMSEA=.039; SRMR=.059; CFI=.943; TLI=.932).
Auf die Frage, woher ihre Überzeugungen zu Begabung stammen, gaben die Teilnehmer:innen in beiden Domänen die „Erfahrungen aus der eigenen Schulzeit“ an (auf einer Skala von 0 bis 100 für Mathebegabungsbeliefs M=83.665, SD=18.141; für Sprachbegabungsbeliefs M=79.172, SD=20.962).
Im Sommer 2022 ist die Stiftung Haus der Talente an ihren neuen Standort in Düsseldorf-Oberrath gezogen und hat den ehemaligen Standort der Jugendberufshilfe mit Werkstattcharakter in einen außerschulischen Lernort zur Talentförderung umgewandelt. Das hier entstandene LERNHAUS mit Talentcampus stellt seitdem einen Lernort für kleine und große Talente dar.
Doch wie muss sich ein außerschulischer Lernort wie das Haus der Talente in Zukunft ausrichten, damit junge Talente ihren Bildungsweg gestalten und eine möglichst erfolgreiche Schullaufbahn erleben können, unabhängig von Herkunft, Lebenssituation und Identität? Das SINUS-Institut definierte bereits 2019 neben digitalen Kompetenzen, Durchhaltevermögen und Eigeninitiative die sogenannten 6C-Zukunftskompetenzen Creativity, Critical Thinking, Communication, Collaboration, Coolness und Charisma.
Die Notwendigkeit von sogenannten Zukunftskompetenzen konnten wir in der Pandemie sehr deutlich erkennen: Von einem auf den anderen Tag mussten sich Schüler:innen selbst organisieren, motivieren und strukturieren. Wer das konnte, war klar im Vorteil. Wo aber lernen Schüler:innen solche Fähigkeiten? Am besten in einem LERNHAUS, das allen Schulen zur Verfügung steht, in dem sie entsprechende Methoden lernen und eigenen Forschungsinteressen nachgehen können - am Ende ein Gefühl der Selbstwirksamkeit haben: Ich habe etwas geschafft!
Um Zukunftskompetenzen an Schulen und in außerschulischen Lernorten zu fördern, braucht es ein bestimmtes Setting: einen strukturierten und regelmäßig geplanten Freiraum, in dem Schüler*innen von ihren Interessen aus eigene Fragestellung bearbeiten und sich mit für sie in ihrer Lebenswelt relevanten Problemen auseinandersetzen können. Das Haus der Talente fördert mit außerunterrichtlichen Formaten die Entwicklung entsprechender Fähigkeiten, um Kinder und Jugendliche bei der Begabungsentfaltung zu unterstützen und fit für die Zukunft zu machen.
Das Haus der Talente bietet mit seinem neuen differenzierten LERNHAUS-Angebot mit Methoden- und Projekttagen, seinem naturpädagogischen Angebot und seinem vielfältigen Projektangebot einen idealen Resonanzraum zur Kompetenzentwicklung für SchülerInnen aller Altersstufen und Schulformen. Im Vortrag wird das Konzept vorgestellt und die Praxiserfahrungen erörtert.
Im LUPE-Projekt („Leistung unterstützen, Potenziale erkennen“), einem Teilprojekt von LemaS, haben Grundschullehrpersonen und Forschende der Universität Trier gemeinsam begabungsdiagnostisches Unterrichtsmaterial entwickelt und praktisch erprobt. Das Material ist im LUPE-Koffer gebündelt und unterstützt Lehrpersonen dabei, Potenziale ihrer Schülerinnen und Schüler in Mathematik und Naturwissenschaften zu erkennen und zu fördern. In LUPE-Stunden, LUPE-Fragebögen und LUPE-Interviews werden Beobachtungs- und Gesprächsanlässe geschaffen, um einzelne Begabungsmerkmale genauer zu betrachten. Die Materialien sind entwicklungsbegleitend gestaltet und können während der gesamten Grundschulzeit eingesetzt werden. Ein kontinuierlicher Einsatz trägt dazu bei, dass Lehrpersonen ihren Blick auf Ressourcen und Potenziale ihrer Schülerinnen und Schüler lenken und ihre pädagogisch-diagnostischen Kompetenzen im Bereich Mathematik und Naturwissenschaften, aber auch darüber hinaus, schulen – denn die Prinzipien der entwicklungsbegleitenden Begabungsdiagnostik sind auch auf andere Fächer und Altersgruppen übertragbar.
Im ersten Teil des Workshops werden Grundlagen der Talententwicklung thematisiert und für den Bereich Mathematik und Naturwissenschaften vertieft. Die Teilnehmenden setzen sich mit dem Begabungsverständnis auseinander und leiten daraus konkrete Ansatzpunkte für die Potenzialerkennung im Rahmen der pädagogischen Diagnostik ab. Das begabungsdiagnostische Unterrichtsmaterial aus dem LUPE-Koffer wird beispielhaft vorgestellt und seine praktische Nutzbarkeit besprochen.
Im zweiten Teil des Workshops haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, einen von zwei Schwerpunkten zu wählen. 1. Entdecken: Der Schwerpunkt liegt auf dem Kennenlernen des begabungsdiagnostischen Unterrichtsmaterials des LUPE-Koffers und der vertiefenden Arbeit mit ausgewählten Bestandteilen anhand vorgegebener Leitfragen. 2. Einsetzen: Teilnehmende, die den LUPE-Koffer bereits kennen oder als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren tätig sind, können im zweiten Schwerpunkt gemeinsam erarbeiten, welche Informationen und Voraussetzungen Lehrpersonen und Schulen benötigen, um den LUPE-Koffer gewinnbringend einzusetzen.
Voraussetzung für die Teilnahme am Workshop ist es, vorab ein 20-minütiges Video zum LUPE-Koffer anzusehen. Aus zeitlichen Gründen werden die Inhalte daraus als bekannt vorausgesetzt, um im Workshop vertieft weiterarbeiten zu können. Das Video ist auf der LUPE-Website www.lupe.uni-trier.de unter „Vorstellungsvideo“ zu finden.
Ausgelöst durch globale Herausforderungen wie z. B. Klimakrise, Künstliche Intelligenz und Weltfrieden befindet sich unsere Gesellschaft in einem fundamentalen Transformationsprozess, der auch für die Institution Schule tiefgreifendes Entwicklungspotential identifiziert. Der grundlegende Wandel unseres Bildungssystems erfordert sorgfältig ausgebildete Lehrpersonen mit kognitiven, sozialen und emotionalen Ressourcen. Obwohl empirisch noch weitgehend ungeklärt, gilt die professionelle pädagogische Haltung als Schlüsseldimension für pädagogisches Denken, Handeln und Verhalten von Lehrpersonen. Das Stärken der pädagogischen Haltung unterstützt folglich nicht allein die Position der Lehrperson, sondern ist ein wesentlicher Beitrag zur zukunftsorientierten Weiterentwicklung von Schule. Eine professionelle pädagogische Haltung fußt auf gut entwickelten Selbstkompetenzen wie z. B. ganzheitliches Selbstwahrnehmen, Erkennen von Zusammenhängen, sensibles Wahrnehmen widersprüchlicher Erwartungen und Impulsen, Integration von gegensätzlichen Erfahrungen sowie Emotionsregulation (Schwer & Solzbacher 2014). Eine pädagogische Haltung lässt sich nicht verordnen, sondern wird individuell konstruiert durch Erweitern der Selbstkompetenzen. Das Fördermodell KIS (Kohärent im Schulalltag) setzt auf der Individualebene der jeweiligen Lehrperson an und bietet dieser Gelegenheit, ihren Selbstzugang zu finden sowie die eigenen Selbstkompetenzen zu erspüren und zu stärken. Neben einem Wissensrepertoire umfasst das Programm KIS das direkte Erfahren von Körperintelligenz, Reflexion über persönliche Erfahrungssituationen und Erproben der angeeigneten Selbstkompetenzen im Praxistraining des Schulalltags. Ergänzt durch gezielte Embodiment Übungen wie bewusstes Atmen, Aktivieren des parasympathischen Nervensystems durch Yin Yoga, Integration von Entschleunigung sowie Orientierungsübungen zur Nervensystemregulierung wird der kognitive Selbstzugang gleichsam verkörpert. Die Verknüpfung von Wissen und Erleben bilden die Basis des Fördermodells KIS, erweitert durch das Reflektieren und Trainieren in konkreten Situationen des Schulalltags. Durch das Stärken der Selbstkompetenzen gelangen Lehrpersonen zu einer authentischen und selbstkongruenten pädagogischen Haltung, die hilft, sich im Schulalltag auch in schwierigen Situationen zu motivieren, zu beruhigen und handlungsfähig zu bleiben. Dieser innere Kompass erlaubt den Lehrpersonen in eine empathische Resonanzbeziehung (Rosa 2017) zu den Schülerinnen und Schülern zu treten und präventiv ihre eigene Gesunderhaltung zu unterstützen.
Profil durch Sprache (P!S) ist ein Bildungsansatz zur spielerischen Potenzialentwicklung und Begabungsförderung, der Bildung als Ermutigung und Entlastung gleichermaßen versteht. Wir ermutigen, sich mit Haltung mündig zu verständigen, Eigenheiten zu genießen und Persönlichkeit zu zeigen. Wir entlasten von Leistungsdruck und Notenfokussiertheit, vom Anleiten-Müssen auf Seite der Erwachsenen, vom Genügen-Müssen auf Seite der Jugendlichen.
Das erreichen wir im Spiel. Wir spielen anhand kleiner Texte (körper-)sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten durch, lassen persönliche Varianten entdecken, üben Ohr und Auge für die Qualitäten anderer. Die Zukunftskompetenzen, die auf diese Weise vermittelt werden und die wir für nachhaltige Bildung für entscheidend halten, sind Spielfreude und Kooperationsbereitschaft, Improvisationsfähigkeit, Beweglichkeit und Offenheit für Neues. Nicht zuletzt auch der Sinn für Poesie und vermeintlich Unnützes, sowie die Fähigkeit, gemeinsam Resonanz (im Sinne von Hartmut Rosa) zu schaffen und zu erleben.
Im Workshop werden wir Spiele ausprobieren und Übungen zeigen, theoretisch einordnen, und diskutieren. P!S lässt sich sowohl als separates Unterrichtsfach gestalten, als auch in den Schulalltag integrieren. Der Ansatz lässt sich für die Diagnostik (Begabungsförderung) nutzen, und kann auch als Fortbildung für Lehrkräfte dienen. Diesbezügliche Erfahrungen möchten wir teilen.
Persönlichkeit kommt zur Sprache. Sprache wird zum Genuss. Ein Praxisbeispiel im Zutrauen und Zumuten.
Für die nachhaltige Entwicklung von Fähigkeiten spielt die Domänenwahl eine große Rolle (Ziegler, 2018). Die Berufswahl, hier verstanden als Domänenwahl, beeinflusst dabei, welche Potenziale ein Individuum in die Gesellschaft einbringen kann. Vielseitig interessierte junge Menschen mit einem vielseitigen Begabungsprofil stoßen oftmals auf Entscheidungsprobleme während der Berufswahl (Grüneberg, 2021). Vor allem, wenn es um die Rückmeldung zu einem allgemeinen Überblick ihrer Beruflichen Interessen geht, zeigen Forschungsergebnisse, dass die gängigen Interessentests nicht in der Lage sind, dieser Personengruppe elaborierte Informationen zum individuellen Interessenprofil zur Verfügung zu stellen (Grüneberg, 2023). Das RIASEC-Modell von Holland (1992) ist das populärste Modell für die Abbildung allgemeiner Beruflicher Interessen, hier werden Interessen und weitere Konstrukte, wie z.B. Fähigkeiten, der Nutzenden zu einem Typ zusammengefasst. Das Phänomen, wenn keine klaren Höhen und Tiefen im Interessenprofil vorliegen, wird in Hollands Berufswahltheorie (1992) mit „Undifferenziertheit“ beschrieben und ist als Ursache für Entscheidungsschwierigkeiten bekannt (z.B. Sageder, 1998). Mit einem Systematic Literature Reviews nach dem PRISMA-Modell (vgl. Page et al., 2021), welches an die Arbeit von Hartmann et al. (2015) anknüpft, wurde untersucht, wie sich der Umgang mit dem Konstrukt Differenziertheit in Forschung und Praxis gestaltet. Speziell für die Gruppe der vielseitig interessierten jungen Menschen zeigen Forschungsbefunde, dass angemessenes berufswahlbezogenes Verhalten bzw. „readiness“ (Hirschi, 2007) oftmals vorliegt. Eine Lösung sollte demnach nicht nur in berufspädagogischen Interventionen, sondern auch in der Konstruktion der Interessentests selbst gesucht werden. Bis heute existiert für die gängigen Interessentests lediglich ein probater, aber nicht ausgereifter Ansatz zur Unterstützung undifferenzierter Profile. Gleichsam nähren Zweifel am RIASEC-Modell, konkret den Zusammenhang aus Fähigkeiten und Interessen betreffend, Überlegungen zu einer typologiefreien, rein interessenbezogenen Erfassung. Das Matching-Modell "SIEH", abgeleitet aus den Befunden des Reviews, soll illustrieren, wie eine differenziertere Interessenerfassung gelingen kann, um junge, vielseitig interessierte Menschen bei der Domänenwahl zu unterstützen.
Die Gesamtschule Gescher ist eine Schule im nordwestlichen Münsterland, die 2013 gegründet wurde. Bereits das engagierte elfköpfige Gründungskollegium hatte sich zum Ziel gesetzt Schule neu zu denken. Ziel war und ist eine Schule für alle Kinder zu sein, die Schülerinnen mit ihren individuellen Persönlichkeiten und Potentialen in den Blick nimmt und ihnen ermöglicht, diese zu entfalten.
An unserer inzwischen 6-7 zügigen Schule mit zwei Standorten in der Sekundarstufe I und einer gymnasialen Oberstufe am Standort Gescher werden ca. 1200 Schülerinnen und Schüler von etwa 120 Kolleginnen unterrichtet. Eine wichtige Grundlage der Unterrichtsarbeit ist das selbstgesteuerte Lernen, das unter anderem realisiert wird in den klassenbezogenen SegeL-Stunden der Jahrgänge 5-7, den jahrgangsbezogenen Lernbüros in den Jahrgängen 8-10 und den jahrgangsübergreifenden Lernbüros in der Oberstufe. In allen Jahrgängen erfolgt der Unterricht konsequent binnendifferenziert, wobei eine ausgewogene Mischung an stark individualisierten und kooperativen Lernformen angestrebt wird. Ein Schwerpunktthema im Fokus der Schulentwicklung ist aktuell das projektorientierte Lernen. Verschiedene Akteurinnen des „Runden Tischs Unterrichtsentwicklung“ arbeiten vernetzt an Entwicklungsvorhaben in diesem Bereich (Forschendes Lernen in Jg. 5/6 und 9/10; fachschaftsübergreifende Vermittlung von Lernstrategien und Methoden; themenzentriertes Lernen im Jg. 8). Weitere Elemente des Schulkonzepts, die unsere Schule ausmachen, sind das Projekt Herausforderung, das Ergänzungsstundenangebot Service Learning, die intensive Begleitung von Schülerinnen (Beratungskonzept) und verbindliche und von allen mitgetragene Absprachen zu einem einheitlichen Classroommanagement.
Die Entwicklung und Einführung innovativer Formate erforderte strukturelle Veränderungen auf unterschiedlichen Ebenen und stieß bei Schulträger, Eltern und Lehrenden zum Teil auch auf Widerstände. Ziel des Workshops ist es, den Prozess unserer Schulentwicklung an ausgewählten Konzeptbausteinen exemplarisch vorzustellen und wesentliche Elemente gelingender Veränderungsprozesse herauszuarbeiten. Nach einem einführenden Impuls möchten wir dabei je nach Interessenslage der Teilnehmer*innen konkret an mitgebrachten eigenen Vorhaben arbeiten oder in einer allgemeineren Diskussion gemeinsam ins Gespräch über Strategien, Stolpersteine und Gelingensbedingungen kommen.
In diesem Workshop wird das aktuell neu überarbeitete kostenlose E-Learning Fortbildungsprogramm „Bildungsbewegungen entdecken und begleiten“ vorgestellt. Ziel des E-Learning Programms ist es, die einzelnen Handlungsfelder gelungener Begabungsförderung und Potenzialentwicklung zu beleuchten und für Schulentwicklung nutzbar zu machen. Diese Prozesse werden aus unterschiedlichen Blickwinkeln heraus betrachtet und dabei immer die Bedeutung des Dialogs untereinander betont: Thematisiert werden die Aufgaben und Herausforderungen für Lehrkräfte ebenso wie für Erzieher und Erzieherinnen. Aber auch die Eltern und andere relevante Akteure im Bildungsprozess kommen zu Wort.
Im Workshop werden mithilfe des Programms beispielhaft die einzelnen Felder gelungener Begabungsförderung beleuchtet mit dem Ziel, User in die Benutzung des Fortbildungsprogramms einzuführen sowie die wichtigsten Inhalte vorzustellen. Betrachtet werden im Programm die Bereiche Diagnose, Dialog, Entwicklung und Kompetenz und dies vornehmlich für Kitas und alle Schulformen um den Anspruch einer Potenzialentwicklung von Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden. Persönlichkeit und soziale Umwelt stehen darüber hinaus immer in sozialer Wechselwirkung. Diese Wechselwirkungen deutlich zu machen und auch die Bedeutung der Gesellschaft in den Fokus zu nehmen, war ein Anliegen für die Überarbeitung des Programms. Pädagogen und Pädagoginnen sollen kenntnisreich Stellung beziehen und in diesem heterogenen Feld eine professionelle Haltung einnehmen können. Ein derart breites Vorgehen zwischen den Institutionen und zwischen den einzelnen Akteuren ist besonders gut geeignet für die Entwicklung von Bildungsnetzwerken, für die Dialog und strukturelles Denken und das Wissen über Übergänge essenzielle gemeinsame Grundlage sind.
Was das Programm besonders interessant macht, ist, dass der User und die Userin sich darin nicht systematisch bewegen muss, sondern sich ausgehend von den eigenen Kenntnissen, Interessen und den Bedarfen der eigenen Organisation wie in einer U-Bahn mit unterschiedlichen Einsteigemöglichkeiten und Ankunftszielen im Programm bewegen kann.
Der Beruf des Geomatiker ist weitestgehend unbekannt. Und doch bietet dieser Ausbildungsberuf erhebliches Potential für eine abwechslungsreiche, moderne und finanziell großzügige Arbeitswelt.
Neben mathematischen Kenntnissen und englischem Sprachvermögen ist das "um die Ecke Denken" ein wesentlicher Bestandteil des Alltages eines Geomatikers.
Wer oder was ist denn nun ein Geomatiker?
Geomatiker beschäftigen sich mit der Erde und dem Erfassen, Digitalisieren und Vermessen von Informationen. Informationen von Gegenständen und/oder Eigenschaften von Objekten auf der Erdoberfläche.
Die Digitalisierung erfolgt dabei per GPS oder mittels 3d Laserscanning. So entstehen digitale Zwillinge, dreidimensionale Welten und virtuelle Begehungen von ganzen Städten.
Somit sind Geomatiker Jäger & Sammler gleichermaßen. Aber auch Vermittler zwischen unterschiedlichen Disziplinen. In der heutigen und zukünftigen Welt. Und die digitale Information wird künftig immer wichtiger werden und sein. Sie wird das Lebenselixier der modernen, smarten Cities.
Was braucht ein Mensch für eine Bildung, um Geomatiker zu werden? Und ist der Geomatiker ein Frauenberuf oder doch eine Männerdomäne?
Das beschreibt mein praxisbezogener Fachvortrag auf anschauliche und pragmatische Weise.
Vorgestellt wird eine Studie aus dem Jahr 2022, welche im Rahmen eines Promotionsprojekts an der Universität Leipzig durchgeführt wurde.
Darin wurde die Wirksamkeit des Hochschullehrgangs zum „ECHA-Zertifikat“ (15 ECTS-AP) in den Bereichen begabungsfördernde Lehrperson, begabungsfördernder Unterricht sowie begabungsfördernde Schule untersucht. Ausgehend von einem dynamischen und multidimensionalen Begabungsbegriffs wurden zunächst der Arbeit zugrundeliegende Modelle vorgestellt und im Anschluss die zentralen Faktoren schulischer Begabungs- und Begabtenförderung thematisiert. Den Abschluss der theoretischen Fundierung bildete die Darstellung des aktuellen Forschungsstands zur Wirksamkeit von Lehrer:innen-Fort- und Weiterbildung.
Im empirischen Teil kam im Quasiexperiment ein hybrides Forschungsdesign zum Einsatz. Dessen ersten, quantitativen Forschungsteil bildete eine Längsschnittstudie in Form einer Fragebogenuntersuchung. Dabei wurden die Teilnehmenden der ECHA-Hochschullehrgänge der PH Niederösterreich und der PH Steiermark (Versuchsgruppe) sowie Lehrpersonen einer niederösterreichischen Schule der Sekundarstufe I (Vergleichsgruppe) befragt. Im daran anschließenden qualitativen Forschungsteil erfolgte eine Befragung typischer Repräsentant:innen der quantitativen Untersuchung mittels leitfadengestützter Interviews.
Die Ergebnisse der Studie bestätigen eine hohe Wirksamkeit des Hochschullehrgangs zum „ECHA-Zertifikat“ in den Bereichen begabungsfördernde Lehrperson und begabungsfördernder Unterricht. Für den Bereich begabungsfördernde Schule kann hingegen keine Wirksamkeit nachgewiesen werden.
Aktuell findet eine Beforschung der Wirksamkeit des Online-Hochschullehrgangs „Begabungsförderung kompakt“ (5 ECTS-AP) an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems unter Anwendung des oben beschriebenen Forschungsdesigns statt. Im Rahmen des Vortrags werden erste Ergebnisse dieser Untersuchung präsentiert und mit jenen des „ECHA-Zertifikats“ in Beziehung gesetzt.
In den Bildungseinrichtungen der Zukunft muss der Heterogenität der Lernenden breiter Raum gegeben und gleichzeitig gemeinschaftliches Arbeiten gefördert werden.
„Begabungsförderliche Schule“ braucht Kontinuität und Durchlässigkeit in allen Klassenstufen, braucht differenzierten und leistungsförderlichen Unterricht in allen Fächern. Das Gesamtkonzept muss auf jeden Einzelnen ausgerichtet sein. Verantwortung dafür haben Lehrende, Eltern und Unterstützende. Es darf nicht dem Zufall überlassen sein, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, den richtigen Menschen für die eigene Potenzialentfaltung zu begegnen.
Lernen ist ein physiologischer Vorgang. Komplexes Lernen wird durch Herausforderungen gefördert, Angst oder Bedrohung behindern das Lernen.
In einer Welt, in der Alle voneinander lernen können, müssen kreative Denkprozesse miteinander und füreinander angestoßen werden. Lösungen von Aufgabenstellungen müssen sowohl auf die Verantwortung für die Gesellschaft als auch auf die Verantwortung für das eigene Handeln ausgerichtet sein.
Bei dem Bearbeiten der Aufgaben muss der Wechsel von Digital und Präsenz, unterschiedlicher Lernzeitmöglichkeiten, die sich ändernden Fähigkeiten der Lernenden, eine Kombination aus Universität und Schule, ein stets individualisiertes Herangehen bedacht sein.
Es ist an der Zeit, Visionen noch tiefer zu denken und umzusetzen.
Jedes Gehirn ist einzigartig. Lernen geschieht durch gerichtete Aufmerksamkeit aber auch durch periphere Wahrnehmung.
Wie kann man in der Schule der heutigen Zeit diesen Herausforderungen Faszination und Erhalten der Neugier, Denken und Digitalisierung, Miteinander als nachhaltiges Verhalten gerecht werden und wie ist dies positiv beeinflussbar, so dass Potenzialentfaltung auf alle Lernenden ausgerichtet ist. Dazu gehört eine veränderte Leistungskultur, eine authentische Bewertung. Kreative Produktivität mit den Aufgaben herausfordern, von den Lehrenden und von den Lernenden, Bildung nicht der Messbarkeit unterordnen.
Zu den zentralen Zielen der Schulentwicklung der Anna-Freud-Schule gehört es die Möglichkeit zu schaffen, so früh wie möglich Selbstverantwortung und Selbstständigkeit zu erlernen. Neben dem klassischen „lehrergesteuerten“ Lernen sollen neue Räume für „schülergesteuertes“ Lernen geschaffen und etabliert werden. Diese neue Blickrichtung des Unterrichts soll Umwelterfahrungen ermöglichen und die Selbstständigkeit der Schüler:innen fördern.
Es wurden verschiedene pädagogische Konzepte diskutiert und ausprobiert. Keins führte zu einer spürbaren Aufbruchsstimmung im Kollegium oder der Schülerschaft. Erst die Bekanntmachung mit der Bund-, Länderinitiative LemaS durch die damalige Didaktische Leitung und heutige Schulleiterin war der zündende Moment, den die Schule brauchte, um ein radikales Schulentwicklungsvorhaben anzugehen.
Die LVR-Anna-Freud-Schule, eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung (Sekundarstufe I und II), arbeitet seit 5 Jahren an der Transformation zu einer Schule, die Schüler:innen in ihren Potenzialen und Begabungen erkennt, stärkt und fördert. Eine selbstbestimmte und verantwortungsvolle Teilhabe in der Gesellschaft ist unser vorrangiges Ziel.
Jeden Mittwoch ist seitdem für alle SKILL-Tag. SKILL steht für selbstständiges, konkretes und individuelles Lernen und Lehren. An diesem Tag arbeiten wir nicht im 45-Minuten-Takt, sondern projektbezogen in wechselnden Modulen. Neben fächergebundenen Modulen gibt es die „Freien Vorhaben“, die an die diFF-Projekte des icbf in Münster angelehnt sind. In diesem Modul können sich die Schüler:innen besonders neigungsorientiert und individuell entfalten. Hierbei entstehen Projekte wie beispielsweise eine selbstkonstruierte Eismaschine oder ein Windrad aus alten Plastikverpackungen. Das diversitätssensible Lernen an der Anna-Freud-Schule wird durch ein effizientes Scaffolding durch die LemaS Materialien unterstützt. Diese Materialien wurden gemeinsam mit einer Wissenschaftlerin der Universität Münster an unsere Bedürfnisse angepasst und in Bezug auf ihre Barrierefreiheit weiterentwickelt.
Um dies umzusetzen, bedurfte es vielfältiger struktureller Veränderungen, z.B. in der Stundentafel, ein Überdenken des Leistungskonzepts an unserer Schule, stetige Professionalisierung von Lehrpersonen, die sich stärker in einer Lernbegleiter Rolle sehen sowie Schüler:innen, die sich als selbstständig Lernende wahrnehmen.
Die Förderung begabter Schülerinnen ist ein zentraler Aspekt der Bildung, der differenzierte Ansätze und engagierte Lehrkräfte erfordert. Dabei spielen die Kompetenzen und Qualifikationen der Lehrpersonen eine entscheidende Rolle. Die Literatur zeigt, dass begabungsfördernde Lehrkräfte über bestimmte Merkmale und Fähigkeiten verfügen, die ihre Effektivität in der Begabtenförderung erhöhen. Das Engagement für die Entwicklung von begabten Schülerinnen ist in der pädagogischen Forschung gut dokumentiert. Unterschiedliche Ansätze wie Enrichment und Akzeleration werden diskutiert und angewendet, um die individuellen Bedürfnisse dieser Schülerinnen zu adressieren (Fischer, 2008). Lehrpersonen spielen eine entscheidende Rolle, da erfolgreiche Begabungsförderung ein fundiertes Verständnis der individuellen Begabungen erfordert (Vialle & Tischler, 2009). Eine begabungsfördernde Lehrperson kann einen signifikanten Einfluss auf den Erfolg und die Zufriedenheit begabter Schülerinnen haben (Hattie, 2015). Begabungsfördernde Lehrkräfte müssen über ein breites Spektrum an Kompetenzen und Merkmalen verfügen, die es ihnen ermöglichen, effektiv auf die individuellen Bedürfnisse begabter Schülerinnen einzugehen
Dieser Beitrag befasst sich mit der Entwicklung von spezifischen Kompetenzen für Lehrkräfte zur Förderung begabter Schülerinnen. Aktuelle Forschungsergebnisse zu begabungsfördernden Kompetenzen von Lehrpersonen werden diskutiert und dargelegt, und es wird gezeigt, dass effektive Begabungsförderung spezifisches Wissen und pädagogische Fähigkeiten erfordert, um die vielfältigen Bedürfnisse begabter Schülerinnen effektiv zu adressieren. Untersucht wird, wie Lehrerinnen durch gezielte Fort- und Weiterbildung befähigt werden, Begabungen zu erkennen und zu fördern. Der Fokus liegt auf diagnostischen, didaktischen und kommunikativen Fähigkeiten sowie der Implementierung begabungsfördernder Maßnahmen im schulischen Kontext. Zentrale Aspekte sind die Bedeutung von Differenzierung und Individualisierung im Unterricht sowie die Schaffung eines förderlichen Lernumfelds. Der Beitrag hebt hervor, wie wichtig eine kontinuierliche Professionalisierung für Lehrkräfte ist, um den dynamischen Anforderungen im Bildungsbereich gerecht zu werden und die Potenziale aller Schüler*innen zu entfalten.
Es wird häufig Kritik an fachdidaktischer sowie bildungspädagogischer Forschung geäußert, da den Forschungsfragen, Studiendesigns sowie -ergebnissen der praktische Bezug fehle (vgl. Steffens et al., 2019). Auch in Bezug auf Begabungsforschung wird ein solcher Missstand bemerkt, weswegen Dia, Swanson und Cheng (2011) eine stärkere Verknüpfung zwischen theoriebasierter Grundlagenforschung und praktischer Anwendung fordern. Eine solch enge Theorie-Praxis-Verknüpfung ist auch in Bezug auf den Professionalisierungsprozess angehender Lehrer:innen ein zentrales Element, wird jedoch insbesondere in Bezug auf die Begabungsförderung oft stiefmütterlich behandelt. Um diesem Missstand entgegenzuwirken erhalten Lehramtsstudierende (Bachelor und Master) im Lehr-Lern-Labor und Enrichment-Projekt „Kolumbus-Kids“ die Möglichkeit, semesterbegleitend eine Gruppe von ca. 20 naturwissenschaftlich begabten Schüler:innen in wöchentlichen Kursen zu begleiten und praktische Lehrerfahrung zu sammeln. Durch die Einbindung in die Betreuung der Kurse können die Lehramtsstudierenden Unterricht mit begabten Schüler:innen beobachten, planen, durchführen und reflektieren. Um mögliche Effekte auf den Professionalisierungsprozess der Studierenden zu untersuchen, wurden in einem Prä-Post-Design positive und negative Affekte mit der deutschen Version der Positive and Negative Affect Schedule (PANAS; Krohne et al., 1996) erhoben, welche als ein Indikator für die Selbstwirksamkeitserwartung und somit für die professionelle Handlungskompetenz herangezogen wurden.
In einer ersten Erhebung wurden bereits 90 Lehramtsstudierenden befragt, wobei derzeit die Daten von 68 weiteren Lehramtsstudierenden, die zusätzlich zur PANAS auch die deutsche Version der Ohio State Teacher Efficacy Scale (OSTES) ausgefüllt haben, ausgewertet und im geplanten Beitrag präsentiert werden. Bisherige Ergebnisse des Prä-Post-Vergleichs zeigen, dass die positiven Affekte anstiegen (t(82) = -2.2, p = .02, d = .24), wohingegen zeitgleich die negativen Affekte sanken (t(82) = 3.22, p < .001, d = .36; vgl. Peperkorn et al., 2022). Es gab keine geschlechterspezifischen Unterschiede und auch der Zeitpunkt der Teilnahme am Projekt (Bachelor oder Master) zeigte keinen signifikanten Effekt. Folglich erscheint nach ersten Analysen die Teilnahme förderlich für den Professionalisierungsprozess im Unterrichten von begabten Schüler:innen zu sein.
High ability and talent development literature present different and sometimes competing or contradictory goals for talent development. One side emphasizes that talents should be developed to enable individuals with high abilities to make societal contributions, while the other side focuses on the individual’s personal life goals. This paper investigates how the philosophical theories of Aristotle and Kant can contribute to a better understanding of talent development and its goals. Both of these theories provide a normative basis for an ethical duty to develop one’s talents and suggest that the dichotomy between societal and personal interests should not exist. Talent development should aim for realizing one’s potential and contribute to a meaningful way of living driven by self-determined goals that integrate personal interests and societal contributions. It is suggested that talent development should include a wide range of talents, including moral talents.
Die Schule stellt einen wichtigen Ort für eine bedarfsgerechte Begabungs- und Begabtenförderung dar. Um allen Kindern eine adäquate Bildung und Förderung zu ermöglichen, müssen sonderpädagogische Bedürfnisse erkannt und berücksichtigt werden. Begabungs- und Begabtenförderung als ein Bestandteil sonderpädagogischer Förderung ist ebenso im Inklusionssetting eingeschlossen wie alle anderen sonderpädagogischen Bedürfnisse und gehört zum Grundauftrag der Regelschulen.
Die Begabungsforschung weist jedoch darauf hin, dass die Leistungspotenziale zahlreicher Kinder und Jugendlicher teilweise unerkannt und dementsprechend auch ungefördert bleiben (z.B. Quenzel, Hurrelmann 2019; Riefing, Kopp, 2018).
Um einen allfälligen Handlungsbedarf in den Bereichen der Begabungs- und Begabtenförderung einschätzen zu können, fehlen systematische Daten über Art, Umfang und Durchführung der Angebote aller Regelschulen der Deutschschweizer Kantone und dem Fürstentum Liechtenstein.
Mittels Fragebogenerhebung wurden Angaben zu Fakten (was, mit welchen Mitteln, in welchem Umfang, usw.) sowie Erfahrungen und Meinungen der Schulleitenden zur Umsetzung und Gestaltung dieser Angebote erhoben.
Die Ergebnisse sollen Lücken aufzeigen und Grundlage bieten, um Verbesserungen anzuregen und gezielte Aus- und Weiterbildungsangebote im Bereich der Begabungs- und Begabtenförderung zu konzipieren.
Erste Ergebnisse der Studie werden präsentiert.
Stichworte: Begabungs- und Begabtenförderung, Umfrage zur Angebotsvielfalt und -qualität, Sonderpädagogischer Handlungsbedarf, Schulleitende Meinungen, Regelschulen
„Ideen, die das Lehren leichter machen – Minifortbildungen in der Mittagspause“
Mit diesem Konzept startete das Otto-Schott-Gymnasium Mainz im Jahr 2019 eine Fortbildungsreihe, in der Lehrkräfte in einer Schulstunde interessierten Kolleg*innen eine Idee vorstellen, mit der sie selbst ihren Unterricht verbessert haben. Der Input beträgt maximal 25 Minuten, so dass noch Zeit für Austausch bleibt. Die Ideen entsprechen dem aktuellen Stand der Forschung und sind direkt umsetzbar, die theoretischen Hintergründe werden zumindest genannt. Die ersten Themen kamen aus Erfahrungen mit dem Enrichment „Gehirn und Lernen“ (GuL):
Tägliche Übungen als Hilfsmittel des Classroommanagements.
Minimeditationen im Fachunterricht.
Die Wahl der richtigen Methode für neuen Input.
Die Minifortbildungen zeigten schnell eine erstaunliche Wirkung:
• Viele Teilnehmende probierten die vorgestellten Ideen aus.
• Einige der Ideen etablierten sich und wurden weiterentwickelt.
• Der Austausch über Unterricht wurde selbstverständlicher.
• Es entstand ein Klima der Wertschätzung für Innovation und Offenheit.
Vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Ergebnisse zur Wirksamkeit von Lehrerfortbildung ist der Erfolg wenig erstaunlich, denn Minifortbildungen erfüllen viele der von F. Lipowski und D. Rzejak benannten Punkte:
Sie weisen durch ihre Konzeption eine Verschränkung von Input-, Erprobungs-, Feedback- und Reflexionsphasen auf. Die letzten beiden finden dabei unstrukturiert im Lehrerzimmer statt, was zudem zu einer Verbreitung der Ideen führt. So entsteht Kooperation und ein informelles gegenseitiges Coaching.
Die Fortbildungen haben einen individuell anpassbaren Umfang. Der Input ist kurz, jede Lehrkraft hat danach die Möglichkeit kann danach so viel in die Umsetzung investieren, wie erforderlich.
Die Inhalte orientieren sich an der Lehr- und Lernforschung, insbesondere verbinden sie Inhaltliches mit metakognitivem Wissen und befassen sich mit der Tiefenstruktur des Unterrichtens, sowohl inhaltlich als auch von der Gestaltung.
Da alle Ideen leicht umgesetzt werden können und von Kollegen erprobt wurden, ermöglicht die Umsetzung Selbstwirksamkeitserfahrung. Die Fortbildungen sind zudem ein Musterbeispiel für „Think big – Start small“.
Die Potenziale von Kindern und Jugendlichen unabhängig ihrer Herkunft und ihres sozialen Status zu fördern, hat neben politischen insbesondere auch gesellschaftliche Relevanz. Dieser Praxisbeitrag beleuchtet den innovativen Lern- und Forschungsort Kinderforscher*zentrum HELLEUM in Berlin, in dem Lernwerkstattarbeit zur Potenzialentwicklung und Begabungsförderung im MINT-Bereich erfolgreich umgesetzt wird [1]. Dabei wird sich an der Definition orientiert, die im Rahmen des Bund-Länder-Projektes „Leistung macht Schule“ (LemaS) entwickelt wurde [2], der die Vielfalt der Begabung sowie die individuelle Persönlichkeit und deren unterschiedliche Bedürfnisse berücksichtigt.
Im HELLEUM orientiert sich die Potenzialförderung außerdem am differenzierten Begabungs- und Talentmodell von Gagné [3] und setzt die Bedeutung der pädagogischen Lernumgebung sowie unterschiedliche didaktische Fördermöglichkeiten in den Vordergrund. Die von Renzulli und Reis [4] beschriebene Prozessorientierung bei der Entwicklung von Begabung und Talent sowie das schulische Enrichment Model (SEM) [5] bilden die Rahmung für das Begabungsförderungskonzept im HELLEUM. Enrichment ist eine Möglichkeit der Potenzialförderung, die gemeinsam mit Schulen eine Ausweitung und Vertiefung von Lernmöglichkeiten für Schüler:innen und Lehrer:innen im außerschulischen Bereich bietet [6][7]. Im Rahmen eines Begabungsprojektes [1] wurde u.a. eine Arbeitsgemeinschaft geschaffen, die Schüler:innen Raum gibt, eigene naturwissenschaftliche Projektideen- und Fragen zu entwickeln und diesen eigenständig nachzugehen. Sie erhalten Unterstützung bei deren Bearbeitung und werden zur Teilnahme an Wettbewerben (z.B. „Schüler experimentieren“) ermutigt.
Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung des Projektes, wurden in die thematischen Lernumgebungen des HELLEUM transferiert, sodass diese nun über differenzierte begabungsförderliche Elemente verfügen [8]. Darüber hinaus bietet der inklusive Ansatz durch wenig textualisierte Instruktionen ALLEN Lernenden die Möglichkeit eigene Potenziale zu erkennen und Gestaltungskompetenzen auszubilden. Lernwerkstattarbeit wird daher zur Potenzialentwicklung und Begabungsförderung im außerschulischen MINT-Bereich eingesetzt und leistet somit einen wichtigen Beitrag für die Förderung der 21st century skills, um v.a. , den gesellschaftlichen, politischen und klimatischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln [9].
Vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen in der Primarstufe, die sich in einem Rückgang basaler Kompetenzen in Mathematik und Deutsch sowie in der Zunahme sozialer Disparitäten (McElvany et al., 2023; Stanat et al., 2017) widerspiegeln, flammt die Diskussion um die ungleichheitsstiftende Kopplung zwischen der sozialen Herkunft und dem Bildungserfolg erneut auf. Insbesondere durch die sich abzeichnenden sozialräumlichen Entmischungstendenzen in Wohngebieten, konstituieren sich Grundschulen in segregierten Lagen, deren Schüler:innenschaft (über-)individuell benachteiligt wird (Helbig, 2021). Um allen Grundschulkindern eine „bildungsgerechtere“ Zukunft zu ermöglichen, gilt es die Primarstufe nachhaltig zu transformieren.
Ausgangspunkt für zukünftige (nachhaltige) Transformationsprozesse (der Bildungspolitik und -administration) sind daher folgende zentrale Fragen: Welchen Einfluss hat der Sozialraum auf die (mittlere) schulische Leistung von Grundschüler:innen und Grundschulen? Gibt es Grundschulen, die trotz ihres ungünstigen Sozialraums erwartungswidrig starke Leistungen bei ihren Schüler:innen hervorbringen?
Mit dem Forschungsprojekt sind zwei Ziele verknüpft: Erstens gilt es ungleiche Sozialräume von Grundschulen (mittels Daten der amtlichen Statistik und der Schulstatistik) quantitativ zu beschreiben; zweitens wird ein Sozialindex berechnet, um (erwartungswidrig starke) Grundschulen in ungünstigen Sozialräumen zu identifizieren. Die theoretische Rahmung der Arbeit basiert auf dem sozialökologischen Zonenmodell nach (Baacke, 1980).
Das Sample setzt sich aus den VERA-3 Daten in Deutsch (N=83.874 Grundschüler:innen aus N=2329 Grundschulen, w= 49.7%, m = 50.3%; M=508.5 Leistungspkt.) der 3. Jahrgangsstufe (2018/2019) und den Sekundärdaten der Schulstatistik (Schüler:innen-/Schulebene) und der amtlichen Statistik (Gemeinde-/ Kreisebene) zusammen. Mittels multilinearer Regressionsanalysen in SPSS und Mehrebenenanalysen in MPLUS werden die aufgeworfenen Forschungsfragen überprüft. Die Befunde deuten darauf hin, dass der Sozialraum den mittleren Leistungserfolg einer Grundschule zu rund 41% erklärt. Rund 26% (N=599) der Grundschulen befinden sich demzufolge in ungünstigen Sozialräumen. Davon gelingt es 12.49% (N=291) der Grundschulen, trotz ihres ungünstigen Sozialraums, die Leistungserwartungen zu übertreffen. Zur Diskussion stehen neben der Verwendung quantitativer Sekundärdaten, die Quantifizierung des schulischen Leistungserfolgs sowie die Indikatorenauswahl.
A major controversy facing the field of gifted education is the exclusive use of test scores to identify students for special programs and services. Assessment for learning (as opposed to traditional test-based assessment of learning) examines other important strength-based traits that contribute to high levels of creative productivity. This type of assessment for learning examines traits such as interests, instructional preference styles, preferred modes of expression, and executive function skills. Although sometimes referred as the “soft skills,” they have gained much more attention on the parts of college admission officers and employers, especially for positions requiring higher levels of creative and investigative productivity and leadership skills. Instruments that assess these traits are completed by the students themselves; and technology and artificial intelligence now allow us to administer and analyze them with the same ease used for traditional standardized tests. This approach is considered to be an example of formative assessment which, with appropriate feedback, is the most powerful moderator in the enhancement of achievement and well-rounded development.
Die Philosophie der Menschenrechte ist mit ihren kinderrechtlichen Konkretisierungen grundlegend für die Entwicklung einer Pädagogikethik - die bisher in der Angewandten Ethik fehlte. Der Vortrag erläutert Prinzipien der Pädagogikethik und ihre empirisch fundierten Bezüge zur Praxis inklusiver Begabungsförderung.
Die Studienlage ist eindeutig: Man kann selbstreguliertes Lernen fördern und es führt zu erfolgreicherem Lernen, aber geht damit auch das einher, was wir uns als Gesellschaft von Schule wünschen? In diesem Vortrag wird auf Basis empirischer Studien vorgestellt, wie das selbstregulierte Lernen gefördert werden müsste und was eine Schulkultur des selbstregulierten Lernen impliziert und für Schule und Gesellschaft bedeuten könnte.
Der Einsatz von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz im Bildungsbereich wird
gegenwärtig vorangetrieben, aber auch immer wieder kritisch hinterfragt. Bereits seit
einigen Jahren hat der Digitalpakt Schule große Geldsummen investiert, um die
Digitalisierung der Schulen zu unterstützen. Gleichwohl erübrigt sich durch den Einsatz
solcher Mittel die Frage nach Gewinn und Verlust für die Bildung nicht. Um diese
Rechnung überhaupt sinnvoll und angemessen aufstellen zu können, gilt es Ziel und
Bedeutung der Bildung zu bestimmen, um Kriterien guter Bildung aufstellen zu können.
In erster Linie gehören zu solchen Kriterien die Erhaltung von Freiheit, von Urteils- und Entscheidungsvermögen des Menschen. An deren Erhaltung müssen sich auch
Chancen und Risiken technologischer Errungenschaften messen lassen. Diese
Kriterien sind auch an den Einsatz digitaler Tools anzulegen. Dienen diese dazu, jene
Fähigkeiten zu erhalten? Können sie gegebenenfalls mittels des Einsatzes von KI
sogar erweitert werden? Und wie können Sie möglichst diskriminierungsfrei allen
Schülerinnen und Schülern zukommen?
Damit ist die Bildungsfrage generell vor dem Hintergrund des Bildungsziels des
Menschen zur Person in seiner Freiheit und Verantwortungsfähigkeit zu betrachten.
Jede Einführung neuer Technologien – und manche sprechen ja von der künstlichen
Intelligenz und Digitalisierung von einer neuen Kulturtechnik – bedeutet immer
einerseits Fortschritt, andererseits aber ist auch mit Verlust herkömmlicher Fähigkeiten
zu rechnen (Deskilling). Damit ist Ethik immer auch ein Umgang, eine
Umgangsschulung mit technischer Kreativität. Zu fragen ist dann, was als Verlust
hinnehmbar ist und was nicht. Hier setzen Regulierungsfragen an. Wir werden nicht
auf Ethik verzichten können, soll nicht ein technologischer Imperativ dem
menschlichen Handeln die Freiheit austreiben oder soll nicht die Furcht vor Neuem die
Chancen technischer Möglichkeiten verspielen. Dabei gilt es, gleichsam einem
Kompass der Einschätzungen verantwortlich zu navigieren. Denn, indem der Einsatz
von Technologien reguliert wird, machen wir einen Ausgriff auf zukünftige
Entwicklungen, die nicht in Gänze vorauszusehen sind. Insofern müssen auch
Regulierungen selbst immer auch als im Wandel begriffen gesehen werden. Über
solche Regulierungen gilt es daher, interdisziplinäre und innergesellschaftliche
Debatten zu führen, um dem Ziel der Bildung, das der Personbildung, der
Demokratiefähigkeit und Verantwortungsfähigkeit des Menschen im Bildungssektor
gerecht werden und bleiben können soll.
Demokratiebildung geht von den Lernenden aus. Sie setzt auf Mitmachen, Engagement, Verantwortung für die liberale Demokratie und das Gemeinwesen. Sie ist Basis für jede Pädagogik, die zu einem positiven Bürgerinnenbewußtsein und zu demokratischer Handlungskompetenz führen will. Dementsprechend benötigt sie eine Bildungsanstrengung in Schule und Jugendarbeit, die alle einschließt und Schülerinnen an den epochalen Themen unserer Zeit und Zukunft beteiligt.
Angesichts der globalen Herausforderungen gewinnt die interdisziplinäre Bildung für nachhaltige Entwicklung mit Blick auf die gemeinwohlorientierte Gestaltung der gesellschaftlichen Zukunft zunehmend an Bedeutung. In diesem Symposium werden Ideen und Erfahrungen diskutiert, welchen Beitrag eine digital gestützte Nachhaltigkeitsbildung junger Menschen im außer-/schulischen Kontext für eine innovativen Zukunftsgestaltung leisten kann. Eine besondere Rolle hat dabei auch die Entwicklung und Entfaltung von nachhaltigen Transformationspotenzialen junger Menschen in innovativen Lernumgebungen.
Diskutiert werden kann u.a. anhand von Leitfragen, etwa:
Welchen Beitrag kann Nachhaltigkeitsbildung für ein gemeinwohlorientiertes Handeln leisten?
Welche Rolle können digitale Technologien im Rahmen der Nachhaltigkeitsbildung übernehmen?
Welche Transformationspotenziale können im Kontext der Nachhaltigkeitsbildung entwickelt werden?
Wie kann eine interdisziplinäre Nachhaltigkeitsbildung zu einer innovativen Zukunftsgestaltung beitragen?
Wie können außer-/schulische Praxiserfahrungen aus der Nachhaltigkeitsbildung nutzbar gemacht werden?
Moderation: David Rott
Beteiligte: Judith Könemann (Kath. Theologie), Angela Schwering (Geoinformatik), Marcus Kohnen (Erziehungswissenschaft), Sebastian Zumholte (Janusz Korczak - Gesamtschule Gütersloh)
Die Debatte um den Einfluss und die Auswirkungen Künstlicher Intelligenz auf Bildungsprozesse hat den Diskurs zum Thema Bildung in den letzten Monaten mit geprägt. Auch mit Blick auf die Begabungs- und Begabtenförderung ergeben sich in diesem Zusammenhang neue Fragen, Chancen, Herausforderungen und Erkenntnisse.
Mit folgenden Themenbereichen wollen wir uns im Rahmen der Podiumsdiskussion unter Einbeziehung des Publikums beschäftigen: 1 Kompetenzen für die Zukunft; 2 Begabungsmodelle und KI; 3 Begabung – KI – Gemeinwohlorientierung; 4 Bildungsgerechtigkeit und KI.
Wir wollen vor allem diskutieren, was Begabungs- und Begabtenförderung im Lichte der dynamischen Entwicklung auf dem Gebiet der Digitalisierung und der KI bedeutet. Daraus ergeben sich folgende spezifische Fragen:
• Was unterscheidet Künstliche Intelligenz von Menschlicher Intelligenz? Müssen der Begabungsbegriff und der Intelligenzbegriff erweitert oder gar umgeschrieben werden?
• Welche Begabungen könnten relevanter werden? Welche Kompetenzen für die Zukunft sind von Bedeutung? Müssen in Zukunft andere Schwerpunkte im Unterricht gesetzt werden?
• Werden Lernprozesse durch KI vereinfacht? Wie müssen begabte Kinder und Jugendliche (in unterschiedlichen sozialen Lagen) begleitet werden, damit möglichst alle von KI profitieren? Kann KI die Bildungsgerechtigkeit erhöhen?
• Wie können wir mit Bildung die Demokratiefähigkeit gegen Fakes, haltlose Behauptungen, Verschwörungstheorien etc. und den Einfluss der sozialen Medien verteidigen?
Moderation: Prof. Dr. Ernst Hany (Universität Erfurt)
Am Podium:
Prof. Dr. Katarina Farkas (PH Zug)
Prof. Dr. Christian Fischer (Universität Münster)
Prof. Dr. Christoph Perleth (Universität Rostock)
em. Prof. Dr. Willi Stadelmann (PH Zentralschweiz)
Prof. Dr. Gabriele Weigand (PH Karlsruhe)
Das International Panel of Experts for Gifted Education (iPEGE) ist ein Zusammenschluss von Expertinnen und Experten, die langjährige Erfahrung in der Begabtenförderung und der Begabungsforschung verbindet. Die Mitglieder der internationalen Arbeitsgruppe sind Wissenschaftler/innen aus Universitäten und Pädagogischen Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ziel von iPEGE ist, die Anliegen der Begabungs- und Begabtenförderung im wissenschaftlichen und bildungspolitischen Diskurs sowie im Theorie-Praxis-Transfer voranzubringen.
Weitere Informationen unter: www.ipege.net
In diesem Vortrag werden die verschiedenen Bedeutungsebenen des Friedensbegriffs sowie die ethischen Dimensionen des Friedens beleuchtet. Im Spannungsfeld von Freiheit, Frieden und Liebe werden die Aspekte menschlichen Personseins beleuchtet, die aus Sicht der Ethik für die Realisierung einer demokratischen Gesellschaft benannt. Damit kommen die Potentiale des Menschen in den Blick, die im Rahmen von Bildungs- und Lernprozessen gestaltet werden können und in individuelle Haltungen überführt werden müssen.