16.–18. Juni 2022
Münster
Europe/Berlin Zeitzone

Sprachliches Handeln in Team-Time-outs – Erste Analysen aus dem Spitzenhandball

17.06.2022, 11:46
20m
S4

S4

2b| Beitrag im Arbeitskreis AK 2.2

Sprecher

Prof. Peter Frei (Stiftung Universität Hildesheim, Institut für Sportwissenschaft) Dennis Wolff

Beschreibung

Im leistungssportlichen Wettkampf sind Spielunterbrechungen organisational vorgesehen. Und nur um diese Formen soll es in diesem Beitrag gehen, genauer: es interessieren die sprachlichen Gestaltungen von formal-strukturell vorgegebenen Team-Time-outs, hier jetzt im Spitzenhandball. Der Ausgangspunkt ist entwaffnend klar wie originell zugleich – Time-outs finden nicht nur immer und gleichfalls limitiert statt, sondern sie sind auch immer an Sprache (und Sprechen) gebunden. Es gibt zu beidem kein Gegenteil. Selbst dann nicht, wenn es aufgrund des Wettkampfverlaufes nichts zu sagen gibt. In Time-outs ist eingebunden, was zuvor im Wettkampf geschehen ist, und in und mit ihnen wird etwas vorrealisiert, was anschließend zu tun ist. Entweder um weiterhin erfolgreich zu sein oder erfolgreicher zu werden. Schon alleine diese Setzung lässt komplexe Bezeichnungsakte vermuten. Akte, die vor dem Hintergrund unterschiedlicher Akteure, die unter hoher Fristigkeit ein in der Regel bedeutendes Geschehen zu koordinieren haben, eine hohe interaktive Komplexität anzeigen. Die Akteure selbst gehen von einer hohen Relevanz von Time-outs für ein erfolgreiches Wettkampfhandeln aus. Sie gehören zum Repertoire ihrer leistungssportlichen Sozialisation. Über Formen der Gestaltung selbst ist indes wenig bekannt (ausgen.: Cachay & Borggrefe, 2015; Meyer & Wedelstaedt, 2019), obwohl die sportmedialen Inszenierungen seit einigen Jahren mit zunehmender Hingabe die Time-outs in doppelter Bedeutung des Wortes minutiös festhalten. Somit soll der Beitrag schließlich einen tieferen Einblick in die Komplexität von Time-outs gewähren, indem erste Analysen zu Time-outs der Deutschen Handballnationalmannschaft der Herren vorgestellt werden. In den Fokus rücken die Fragen, welche Adressierungen in Time-outs beobachtbar und unterscheidbar sind, wie sprachliche Vorabrealisierungen von anschließenden Wettkampfhandlungen gestaltet sind und wie diese Akte in einem engen Zeitkorsett von max. 60 Sekunden interpunktiert werden. Nach bisherigen Kodierungen von 79 Time-outs (audio-visuell und komplett verschriftet vorliegend) der Jahre 2018 und 2019 lässt sich bereits ein sprachliches Handeln von Trainern und Spielern unterscheiden, das sich verschiedenen Rationalitätsprinzipien verdankt – und das gar innerhalb derselben 60 Sekunden: Kommunikation und Strategie.

Literatur
Cachay, K. & Borggrefe, C. (2015). Kommunikation unter Druck: Anforderungen und Strategien wettkampfbezogener Trainer-Athlet-Kommunikation. In C. Borggrefe & K. Cachay (Hrsg.), Kommunikation als Herausforderung: eine theoretisch-empirische Studie zur Trainer-Athlet-Kommunikation im Spitzensport, S. 287-383. Hofmann. Meyer, C. & Wedelstaedt, U. v. (2019). Multiparty Coordination Under Time Pressure: The Social Organization of Handball Team Time-Out Activities. In E. Reber und C. Gerhardt (Hrsg.), Embodied Activities in Face-to-face and Mediated Settings. Social Encounters in Time and Space, Bd. 18, S. 217-253. Springer.

Primary authors

Prof. Peter Frei (Stiftung Universität Hildesheim, Institut für Sportwissenschaft) Dennis Wolff

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