Vorsitzende der Sitzung
Hauptvortrag 3: Sportpädagogischer Transfer in außerschulische Praxisfelder: Was funktioniert wie und mit wem?
- Alfred Richartz (Universität Hamburg)
- Miriam Kehne (Universität Paderborn)
Beschreibung
Versteht man unter Transfer die Verbreitung und Anpassung wissenschaftlichen Wissens in fachlich einschlägige Anwendungsfelder mit dem Ziel, in erster Linie die Entscheidungen und Handlungen der Akteure in der Praxis zu beeinflussen, ergibt sich sofort, dass es sich hier um eine altehrwürdige, heftig diskutierte und seit längerem beforschte Problemstellung handelt: das Theorie-Praxis-Problem. Es liegt eine immense Fülle von Reflexionen und eine deutlich geringere Menge von einschlägigen Befunden vor. So erscheint wenig strittig, dass im Anwendungsfeld von Erziehung und Bildung das Problem besonders virulent ist.: Institutionen und Akteure sind hier besonders „transferträge“. Dies betrifft auch den außerschulischen Sport und noch einmal verstärkt die Sportpädagogik als Wissenschaftsdisziplin. Der Wissenstransfer hat sich hier insbesondere über praxisrelevante Fachtagungen und Publikationen in Praxiszeitschriften etabliert. Trotzdem besteht eine Kluft zwischen Wissenschaft und Praxis, so dass Erkenntnisse nur punktuell und nicht nachhaltig in den bewegungsbezogenen Handlungsfeldern ankommen. Als Transferakteure interessieren uns aus dem Wissensbestand der Sportpädagogik besonders die Bereiche des Beschreibungs- und Erklärungswissens sowie des Veränderungs- und Interventionswissens für die sportpädagogische Praxis. Entscheidet man sich für eine evidenzbasierte Transferstrategie, gilt es zunächst, evidenzbasierte Wissensbestände für Probleme des Praxisfeldes zu sichten und zu bewerten. Solche Zusammenfassungen des Forschungsstandes werden für die Feldakteure jedoch erst transparent, wenn sie adressatengerecht aufbereitet und präsentiert werden. Entscheidend für die Integration ins Anwendungsfeld ist, welche Relevanz die Akteure dem sportpädagogischen Wissensangebot zuschreiben und ob sie sich fähig fühlen, die erforderlichen Anpassungen an ihr Praxisfeld vor- bzw. anzunehmen. Hieraus wird deutlich, dass ein erfolgreicher Wissenstransfer nicht einseitig zu steuern ist, sondern einen engen Diskurs zwischen Wissenschaft und Praxis voraussetzt. Für eine evidenzbasierte professionelle Praxis ist es wichtig, auch die Fragen und Erwartungen der handelnden Akteure in Forschungsansätze aufzunehmen. Wirksamkeit für sportpädagogisches Handeln lässt sich dann erwarten, wenn die Akteure kompetent sind, das erworbene Wissen in der alltäglichen praktisch-pädagogischen Arbeit zu nutzen. Die Aufgabe für sportpädagogische Transferakteure erstreckt sich also auf sehr verschiedene Prozessstationen und kann nicht bei einer bloßen Diffusion von Wissensbeständen stehen bleiben.
Versteht man unter Transfer die Verbreitung und Anpassung wissenschaftlichen Wissens in fachlich einschlägige Anwendungsfelder mit dem Ziel, in erster Linie die Entscheidungen und Handlungen der Akteure in der Praxis zu beeinflussen, ergibt sich sofort, dass es sich hier um eine altehrwürdige, heftig diskutierte und seit längerem beforschte Problemstellung handelt: das Theorie-Praxis-Problem....