Vorsitzende der Sitzung
AK 2.2: Coaching im Wettkampf – Sprachliches Handeln und Interaktion in Spielunterbrechungen im Leistungssport
- Dennis Wolff
Beschreibung
Leistungssportliche Wettbewerbe laufen in der Regel auf einen zentralen Fluchtpunkt zu, den es zu erreichen bzw. zu vermeiden gilt – Sieg/Niederlage. Aus dieser Drucksituation heraus ergeben sich für die Athlet_innen und Trainer_innen Anforderungen, die spielerisch-taktisch aber auch interaktiv auszuhandeln sind. Eine zentrale Gelenkstelle bilden spielrahmende (Vor- und Nachbesprechungen) und spielimmanente Unterbrechungen (Viertel-, Satz-, Halbzeitpausen sowie situative Time-outs). In Form und Realisation unterscheiden sich Spielunterbrechungen von Sportart zu Sportart in räumlich-zeitlicher und sozialer Hinsicht. Aber es gibt auch einen gemeinsamen Nenner: ihre Funktion. Mit diesen Unterbrechungen soll das weitere Spielgeschehen erfolgsorientiert ausgerichtet werden. In diesen Situationen offenbaren sich sprachlich-kommunikative und interaktive Handlungskoordinierungen, die bisher nur selten im Fokus sozialwissenschaftlicher Analysen gewesen sind (u.a. Cachay & Borggrefe, 2015; Meyer & Wedelstaedt, 2015). Eine vermehrt sozialwissenschaftliche Hinwendung verspricht jedoch ein großes Potenzial – gerade auch mit Blick auf das aktuelle DOSB-Kompetenzmodell (Sygusch et al., 2020) – für die Professionalisierung von Trainer_innen.
Das von der Lotto-Sport-Stiftung Niedersachsen geförderte Forschungsprojekt greift dieses Desiderat auf und fragt u.a. danach, wie sich Situationen der Spielunterbrechungen zwischen Trainer_innen und Athlet_innen sprachlich-interaktiv gestalten und welche Ableitungen sich aus diesen Analysen für die Professionalisierung von Trainer_innen in der Aus- und Fortbildung ergeben?
In dem Arbeitskreis ist zunächst eine ausführliche Projektvorstellung angedacht, die den theoretischen Hintergrund und das methodische Design erläutert (Dennis Wolff). Darauf aufbauend folgen zwei Vorträge, die empirisch-qualitative Einblicke in die Daten geben. Hier liegt der Fokus zum einen auf der sprachlich-kommunikativen Gestaltung (Peter Frei & Dennis Wolff) und zum anderen auf der sozialen Praxis der Positionierungen in den Time-outs (Chrisitian Hungerecker, Dennis Wolff & Peter Frei). Abschließend werden konkrete Überlegungen angestellt, inwiefern mögliche Modi des Wissenstransfers in Verbindung mit dem DOSB-Kompetenzmodel aussehen könnten (Lennart Wehking, Peter Frei & Ralf Sygusch).
Literatur
Borggrefe, C. & Cachay, K. (Hrsg.) (2015). Kommunikation als Herausforderung: eine theoretisch-empirische Studie zur Trainer-Athlet-Kommunikation im Spitzensport. Hofmann.
Meyer, C. & Wedelstaedt, U. v. (2019). Multiparty Coordination Under Time Pressure: The Social Organization of Handball Team Time-Out Activities. In E. Reber und C. Gerhardt (Hrsg.), Embodied Activities in Face-to-face and Mediated Settings. Social Encounters in Time and Space, Bd. 18, S. 217-253. Springer International Publishing.
Sygusch, R., Muche, M., Liebl, S., Fabinski, W. & Schwind-Gick, G. (2020). Das DOSB-Kompetenzmodell für die Trainerbildung. Teil 1. Leistungssport, 1, 41-47.
Rahmung und Zielsetzung
Im Forschungsprojekt Coaching im Wettkampf wird die sprachliche und interaktive Machart von Spielunterbrechungen im Leistungssport fokussiert. Die soziale Praxis solcher Unterbrechungen zeigt sich in vielfältigen Formaten, die stellenweise ad hoc (Time-outs) oder spielstrukturell angelegt sind (Spielabschnittspausen) sowie als Rahmung in Form von Vor- und...
Wettkampfcoaching in der Aus- und Fortbildung
Der abschließende Beitrag beschäftigt sich mit der praxisnahen Implikation der Forschungserkenntnisse des Projekts Coaching im Wettkampf in Aus- und Fortbildungsmodule. Wesentliche Zielstellung ist die Kompetenzerweiterung von Trainer_innen und Athlet_innen auf der Handlungsebene in Wettkampfsituationen, da laut DOSB-Kompetenzmodell „[…]...
Im leistungssportlichen Wettkampf sind Spielunterbrechungen organisational vorgesehen. Und nur um diese Formen soll es in diesem Beitrag gehen, genauer: es interessieren die sprachlichen Gestaltungen von formal-strukturell vorgegebenen Team-Time-outs, hier jetzt im Spitzenhandball. Der Ausgangspunkt ist entwaffnend klar wie originell zugleich – Time-outs finden nicht nur immer und gleichfalls...
Um die kommunikativen Akte und sozialen Interaktionen in Auszeiten zu beschreiben und zu interpretieren, bedarf es ergänzend zur Beobachtung des sprachlichen Handelns ebenso einer Beschreibung konkreter Positionierungen der Akteure, die bislang allerdings noch unbeachtet blieb. So finden sich in der Literatur bisher keine Deskriptionen oder gar normative Vorschläge oder Vorstellungen zu...
Leistungssportliche Wettbewerbe laufen in der Regel auf einen zentralen Fluchtpunkt zu, den es zu erreichen bzw. zu vermeiden gilt – Sieg/Niederlage. Aus dieser Drucksituation heraus ergeben sich für die Athlet_innen und Trainer_innen Anforderungen, die spielerisch-taktisch aber auch interaktiv auszuhandeln sind. Eine zentrale Gelenkstelle bilden spielrahmende (Vor- und Nachbesprechungen) und...