Sprecher
Beschreibung
Theorie
Das Skateboarding (SB) weist als resiliente Bewegungskultur ein tradiertes „Szenewissen“ (Hitzler & Pfadenhauer, 2004, S. 62) in Bezug auf die Bewegungspraxis des Rollsports, die Raumpraxis in Skateparks sowie eine subkulturelle Stil-Praxis auf. Der Transfer solcher Wissensbestände erfolgt sowohl in bekannte Institutionen des Sports, zuletzt die olympischen Spiele oder den Schulsport, aber auch in szeneoriginäre Lehr-Lern-Settings, z.B. in kommerzialisierten Skatehallen, wo erfahrene Szenemitglieder interessierte Anfänger:innen anleiten (Atencio et al., 2018). Im sportpädagogischen Diskurs wurden solche „semiformalen Sportsettings“ (Bindel et al., 2015, S. 69) zwar in Ansätzen bezüglich ihrer räumlichen, zeitlichen und sozialen Regulierung untersucht, jedoch kaum hinsichtlich der kulturspezifischen Wissensbestände und deren Transformation.
Methode
Im Rahmen einer ethnographischen Felduntersuchung wurde eine solche Gruppe aus insgesamt 51 Teilnehmer:innen im Alter von fünf bis 45 Jahren sowie vier Peer-Teamer:innen (18 bis 30) über zwöf Monate (2/19 bis 3/20) wöchentlich in insgesamt 45 Feldaufenthalten begleitet. Die teilnehmende Beobachtung bestand zunächst im gemeinsamen SB sowie dem partizipativen Mitvollzug der rahmengebenden Organisations- und Sozialformen und konnte mit steigender Vertrautheit um vertiefende Feldgespräche ergänzt werden. Während die anhand der Beobachtungsprotokolle rekonstruierten Feldpraktiken zunächst Anhaltspunkte für implizite Wissensstrukturen lieferten, wurde insbesondere in den transkribierten Verbaldaten subjektives Wissen expliziert.
Ergebnisse
Der Beitrag untersucht den kulturspezifischen Wissenstransfer im SB in die pädagogische Rahmung des semiformalen Sportsettings aus der Perspektive der Peer-Teamer:innen. Erste Auswertungskategorien verweisen auf Praktiken der Reproduktion, z.B. durch den ständigen Gebrauch von Fachbegriffen und Szenecodes. Im Rahmen der Lehr-Lern-Interaktion wurde zudem eine Praxis der Transformation ausgewählter Wissensfragmente, wie die adressatengerechte Vermittlung von Bewegungstechniken, rekonstruiert. Schließlich deuten durch die semiformale Rahmung bedingte Feldpraktiken, die sich nicht mit der Referenzkultur kontextualisieren lassen, auf die Genese von Wissen hin, dessen Rückkopplung zu weiteren SB-Settings es zu diskutieren gilt.
Literatur
Atencio, M., Beal, B. L., Wright, E. M. & McClain, Z. (2018). Moving Boarders. University of Arkansas Press.
Bindel, T., Herlitz, B. & Hüpper, H. (2015). „Umgang“ mit Jugendlichen im Projekt GOBOX. In E. Balz & D. Kuhlmann (Hrsg.). Sportentwicklung vor Ort – Projekte aus deutschen Quartieren. (S. 69-84). Shaker.
Hitzler, R. & Pfadenhauer, M. (2004). Unsichtbare Bildungsprogramme? Zur Entwicklung und Aneignung praxisrelevanter Kompetenzen in Jugendszenen. Kinder- und Jugendbericht der NRW, 8.