16.–18. Juni 2022
Münster
Europe/Berlin Zeitzone

Erfassung und Einflussgrößen der Bewegungsbeurteilungskompetenz angehender Sportlehrkräfte

17.06.2022, 12:30
1 h 30m
Ballsporthalle

Ballsporthalle

4| Poster Postersession

Sprecher

Flavio Serino (PH Luzern)

Beschreibung

Einleitung
Eine der häufigsten Tätigkeiten einer Sportlehrperson ist vermutlich das Beobachten und Beurteilen von Unterrichtssituationen. Dabei insbesondere von spezifischen Bewegungshandlungen, um in der Folge Schülerinnen und Schüler in ihrem Lernprozess optimal zu fördern. Obwohl solche Beurteilungen im Sinne einer fachspezifischen Diagnosekompetenz eine zentrale fachdidaktische Performanz einer Sportlehrperson darstellen, weiss man nur sehr wenig darüber. Die Fähigkeit rasch und adäquat Bewegungshandlungen wahrzunehmen, zu analysieren und daraus die relevanten Schlüsse zur Verbesserung eines (Bewegungs-)Lernprozesses zu ziehen, wird als zentrale Handlungskompetenz einer Sportlehrperson verstanden (Serino, 2020). Welches dabei die relevanten Einflussgrössen auf die Beurteilungsfähigkeit sind, wird in der Fachliteratur kontrovers diskutiert.

Methode
Mittels eines Mixed Methods Forschungsdesigns – mit fokussiert qualitativer Prägung – wurde die Beurteilungsfähigkeit von angehenden Sportlehrkräften (n=35) der Zielstufen Sekundar 1 und 2 untersucht. Zur Erfassung der Beurteilungsfähigkeit der Studierenden wurde ein theoretisch-konzeptionell entwickeltes Instrument nach Disler (2005) verwendet. Zur Eruierung relevanter Einflussgrössen wurden die Variablen Erfahrung und Bewegungsperformanz quantitativ ermittelt. Die Variablen Bewegungsvorstellung und Wissen wurden qualitativ in teilstandardisierten Interviews erfasst. Die Datenanalyse erfolgte für die quantitativen Bereiche mittels Korrelationsberechnungen und für die qualitativen Bereiche mittels qualitativer Datenanalyse.

Ergebnisse
Es konnte gezeigt werden, dass vor allem die Bewegungserfahrung von Beurteilenden positiv mit ihrer Beurteilungsfähigkeit korreliert. Je häufiger Personen eine Bewegungshandlung, die sie beurteilen sollen, selbst ausgeführt haben, desto adäquater sind ihre Beurteilungsleistungen. Diese sind zudem von der spezifisch zu beurteilenden Bewegungshandlung abhängig. Die Studienresultate legen nahe, dass es keine allgemeine Beurteilungsfähigkeit gibt. Des Weiteren kann kein direkt messbarer Zusammenhang zwischen der Güte der Beurteilung und der Qualität der Bewegungsperformanz in der zu beurteilenden Zielbewegung festgestellt werden. Die Analyse der Bewegungsvorstellung deutet auf die hohe Bedeutsamkeit der Bewegungserfahrung von Beurteilenden hin.

Literatur
Disler, P. (2005). Wie viel Abstraktion erträgt die Lernwirksamkeit? Diskussion der Vermittlung einer modellgeleiteten Ausbildungsbotschaft an Sporthochschulen in der Schweiz im Spannungsfeld zwischen Reduktion und Komplexität. Dissertation, Georg-August Universität Göttingen.
Serino, F. (2020). Bewegungen verstehen als sportpädagogisches Problem: Eine Analyse der Bewegungsbeurteilungsfähigkeit von Sportstudierenden. Göttingen: Cuvillier.

Primary author

Flavio Serino (PH Luzern)

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