Die Tagung macht es sich zur Aufgabe, die vielfältigen Formen der Literarisierungen und Ästhetisierungen des Vogels in der Literatur seit 1800 im Kontext aktueller natur-politischer Dimensionen zu diskutieren.
Motiviert wird dieses Vorhaben durch die Beobachtung einer extensiven Zunahme von Publikationen in den vergangenen Jahren, die sowohl in belletristischer als auch autofiktionaler Form den Vogel immer wieder als zentrale Referenz aufgreifen. Es stellt sich dabei die Frage, inwiefern sich diese Entwicklung aus einem gesteigerten ökologischen Bewusstsein für die zunehmend prekäre Situation der Avifauna speist. Darüber hinaus gilt es kritisch auszuwerten, inwieweit der Vogel als Reflexionsfigur in sich eine Vielzahl ökologischer, sozialer und nicht zuletzt poetologischer Perspektiven bündelt.
Um Kontinuitäten und Diskontinuitäten, Traditionen sowie Neuerungen in den Blick nehmen zu können, weitet die Tagung die historische Dimension bis 1800, also hinein in den gesellschaftlich-politischen Kontext der beginnenden Industrialisierung, aus, wodurch der Vogel sowohl über Epochen- als auch Gattungsgrenzen hinweg als verbindendes Element ökologischer wie ästhetischer Diskurse sichtbar wird. Dreh- und Angelpunkt ist dabei, dass den literarischen Texten eine politische Dimension zuwächst, insofern sie bereits früh das Artensterben in avifaunistischer Hinsicht dokumentieren, das den gesamt-gesellschaftlichen Umbau in kapitalistischer Hinsicht von Anfang an begleitet.
Die Tagung ist hierbei dezidiert inter-philologisch ausgerichtet, weil zentrales Argument ist, dass die Literatur gesellschaftliche und bio-politische Veränderungen als Seismograph erfasst und es damit in der Konsequenz dringliche Aufgabe von Literaturwissenschaftler*innen ist, dieses Archiv literarischer Reflexion auszuwerten und für akute Diskussionen zum Verhältnis von Natur, Gesellschaft und Literatur zur Verfügung zu stellen.
Keynotes
PD Dr. Tanja van Hoorn (Bochum)
Ornithopoetik. Vogel-/Dichterstimmen zwischen Gleichklang, Störung und Stille
PD Dr. Björn Hayer (Koblenz-Landau)
Der Dodo lebt. Vögel in der Gegenwartsdichtung im Fokus der Literary und Critical Animal Studies
Eröffnet wird die Tagung am Donnerstagabend mit einer Online-Lesung des Berliner Schriftstellers Mikael Vogel (https://www.mikaelvogel.de/):
Zoom-Daten für die Lesung am Donnerstag, 6. Mai, 18:30 Uhr:
Öffentliche Lesung mit Mikael Vogel / "Vögel aus Federn"
6.Mai.2021 06:30 PM Amsterdam, Berlin, Rom, Stockholm, Wien
Zoom-Meeting beitreten
https://wwu.zoom.us/j/68389303924?pwd=QXdvcEUvQnVvTXFPaGJyYWkzVUdyZz09
Meeting-ID: 683 8930 3924
Kenncode: 273294