Sprecher
Beschreibung
Vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen in der Primarstufe, die sich in einem Rückgang basaler Kompetenzen in Mathematik und Deutsch sowie in der Zunahme sozialer Disparitäten (McElvany et al., 2023; Stanat et al., 2017) widerspiegeln, flammt die Diskussion um die ungleichheitsstiftende Kopplung zwischen der sozialen Herkunft und dem Bildungserfolg erneut auf. Insbesondere durch die sich abzeichnenden sozialräumlichen Entmischungstendenzen in Wohngebieten, konstituieren sich Grundschulen in segregierten Lagen, deren Schüler:innenschaft (über-)individuell benachteiligt wird (Helbig, 2021). Um allen Grundschulkindern eine „bildungsgerechtere“ Zukunft zu ermöglichen, gilt es die Primarstufe nachhaltig zu transformieren.
Ausgangspunkt für zukünftige (nachhaltige) Transformationsprozesse (der Bildungspolitik und -administration) sind daher folgende zentrale Fragen: Welchen Einfluss hat der Sozialraum auf die (mittlere) schulische Leistung von Grundschüler:innen und Grundschulen? Gibt es Grundschulen, die trotz ihres ungünstigen Sozialraums erwartungswidrig starke Leistungen bei ihren Schüler:innen hervorbringen?
Mit dem Forschungsprojekt sind zwei Ziele verknüpft: Erstens gilt es ungleiche Sozialräume von Grundschulen (mittels Daten der amtlichen Statistik und der Schulstatistik) quantitativ zu beschreiben; zweitens wird ein Sozialindex berechnet, um (erwartungswidrig starke) Grundschulen in ungünstigen Sozialräumen zu identifizieren. Die theoretische Rahmung der Arbeit basiert auf dem sozialökologischen Zonenmodell nach (Baacke, 1980).
Das Sample setzt sich aus den VERA-3 Daten in Deutsch (N=83.874 Grundschüler:innen aus N=2329 Grundschulen, w= 49.7%, m = 50.3%; M=508.5 Leistungspkt.) der 3. Jahrgangsstufe (2018/2019) und den Sekundärdaten der Schulstatistik (Schüler:innen-/Schulebene) und der amtlichen Statistik (Gemeinde-/ Kreisebene) zusammen. Mittels multilinearer Regressionsanalysen in SPSS und Mehrebenenanalysen in MPLUS werden die aufgeworfenen Forschungsfragen überprüft. Die Befunde deuten darauf hin, dass der Sozialraum den mittleren Leistungserfolg einer Grundschule zu rund 41% erklärt. Rund 26% (N=599) der Grundschulen befinden sich demzufolge in ungünstigen Sozialräumen. Davon gelingt es 12.49% (N=291) der Grundschulen, trotz ihres ungünstigen Sozialraums, die Leistungserwartungen zu übertreffen. Zur Diskussion stehen neben der Verwendung quantitativer Sekundärdaten, die Quantifizierung des schulischen Leistungserfolgs sowie die Indikatorenauswahl.
Personenbeschreibung/Bio-Note
Martina Funk, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Humanwissenschaft, Abteilung: Soziologie der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd
Schulstufe - Zielgruppe / Educational Stage - Target group
Primarstufe, Grundschule
Schlagworte/Keywords
Bildungsgerechte Zukunft gestalten; sozialräumliche Heterogenität, Grundschule Sozialindex, erwartungswidrig starke Grundschulen