Sprecher
Beschreibung
Es wird häufig Kritik an fachdidaktischer sowie bildungspädagogischer Forschung geäußert, da den Forschungsfragen, Studiendesigns sowie -ergebnissen der praktische Bezug fehle (vgl. Steffens et al., 2019). Auch in Bezug auf Begabungsforschung wird ein solcher Missstand bemerkt, weswegen Dia, Swanson und Cheng (2011) eine stärkere Verknüpfung zwischen theoriebasierter Grundlagenforschung und praktischer Anwendung fordern. Eine solch enge Theorie-Praxis-Verknüpfung ist auch in Bezug auf den Professionalisierungsprozess angehender Lehrer:innen ein zentrales Element, wird jedoch insbesondere in Bezug auf die Begabungsförderung oft stiefmütterlich behandelt. Um diesem Missstand entgegenzuwirken erhalten Lehramtsstudierende (Bachelor und Master) im Lehr-Lern-Labor und Enrichment-Projekt „Kolumbus-Kids“ die Möglichkeit, semesterbegleitend eine Gruppe von ca. 20 naturwissenschaftlich begabten Schüler:innen in wöchentlichen Kursen zu begleiten und praktische Lehrerfahrung zu sammeln. Durch die Einbindung in die Betreuung der Kurse können die Lehramtsstudierenden Unterricht mit begabten Schüler:innen beobachten, planen, durchführen und reflektieren. Um mögliche Effekte auf den Professionalisierungsprozess der Studierenden zu untersuchen, wurden in einem Prä-Post-Design positive und negative Affekte mit der deutschen Version der Positive and Negative Affect Schedule (PANAS; Krohne et al., 1996) erhoben, welche als ein Indikator für die Selbstwirksamkeitserwartung und somit für die professionelle Handlungskompetenz herangezogen wurden.
In einer ersten Erhebung wurden bereits 90 Lehramtsstudierenden befragt, wobei derzeit die Daten von 68 weiteren Lehramtsstudierenden, die zusätzlich zur PANAS auch die deutsche Version der Ohio State Teacher Efficacy Scale (OSTES) ausgefüllt haben, ausgewertet und im geplanten Beitrag präsentiert werden. Bisherige Ergebnisse des Prä-Post-Vergleichs zeigen, dass die positiven Affekte anstiegen (t(82) = -2.2, p = .02, d = .24), wohingegen zeitgleich die negativen Affekte sanken (t(82) = 3.22, p < .001, d = .36; vgl. Peperkorn et al., 2022). Es gab keine geschlechterspezifischen Unterschiede und auch der Zeitpunkt der Teilnahme am Projekt (Bachelor oder Master) zeigte keinen signifikanten Effekt. Folglich erscheint nach ersten Analysen die Teilnahme förderlich für den Professionalisierungsprozess im Unterrichten von begabten Schüler:innen zu sein.
Schulstufe - Zielgruppe / Educational Stage - Target group
Primar- und Sekundarstufe; Hochschulbildung
Schlagworte/Keywords
außerschulischer Lernort, Professionalisierung, Design-Based Research, naturwissenschaftliche Begabung, Affekte
Personenbeschreibung/Bio-Note
Prof. Dr. Claas Wegner* ist Leiter des Osthushenrich-Zentrums für Hochbegabungsforschung an der Fakultät für Biologie (OZHB) an der Universität Bielefeld.
Colin Peperkorn ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand im Osthushenrich-Zentrum für Hochbegabungsforschung an der Fakultät für Biologie (OZHB) an der Universität Bielefeld. Im Rahmen seines Promotionsprojekts beschäftigt er sich aktuell mit der Entwicklung von schultauglichen Testinstrumenten zur Begabungsdiagnostik in den Naturwissenschaften.
Dr. Mario Schmiedebach ist Mitarbeiter im Osthushenrich-Zentrum für Hochbegabungsforschung an der Fakultät für Biologie und Lehramtsanwärter am Studienseminar Minden für die Fächer Biologie und Mathematik. In seiner Forschung beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit der Beschulung neuzugewanderter Schüler:innen und dem Potential des integrierten Sprach- und Sprachlernens.