Sprecher
Beschreibung
Die soziale Herkunft beeinflusst die Bildungsentscheidungen junger Menschen sowie ihre Partizipation an postsekundären Bildungsgängen oder der Begabungsförderung nach wie vor deutlich (Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung 2022). Diese Herkunftsabhängigkeit von Bildungsperspektiven sowie die unausgeschöpften Entwicklungspotenziale junger Menschen aus benachteiligten Lagen oder nichtakademischen Familien sind Ausgangspunkte der institutionalisierten Talentförderung in Nordrhein-Westfalen.
Mit dem NRW-Talentscouting besteht in NRW ein dauerhaftes Programm zur Unterstützung des nachschulischen Übergangs von Schülerinnen der Sekundarstufe II, dessen ausgeprägte Wirkung auf einen chancengerechteren Zugang zum Hochschulstudium und in die berufliche Ausbildung nachgewiesen wurde (Erdmann et al. 2022). Im Rahmen des Programms begleiten und beraten rund 100 Talentscouts von 23 Fachhochschulen und Universitäten landesweit engagierte Schülerinnen, die insbesondere aus ressourcenarmen oder nichtakademischen Familien stammen, langfristig und individuell während des (Fach-)Abiturs und auf dem anschließenden Weg in eine Berufsausbildung oder ein (duales) Studium (Kottmann und Bienek 2023).
Neben dem NRW-Talentscouting wurde mit weiteren Formaten und der Einrichtung des NRW-Zentrums für Talentförderung eine Struktur institutionalisiert, die es ermöglicht, Schüler*innen systematisch bei der Entwicklung und Entfaltung von Potenzialen zu unterstützen. Die gemeinsame Grundlage der Talentförderung zur Identifikation der Talente bildet der Ansatz Leistung im Kontext, der die Leistungen junger Menschen im schulischen und außerschulischen Bereich unter Berücksichtigung risikobehafteter Lebenssituationen anerkennt.
Im Beitrag wird die institutionalisierte Talentförderung in NRW und insbesondere das Programm NRW-Talentscouting praxisbezogen vorgestellt. Dazu werden die Grundprinzipien der Talentförderung sowie die Weiterbildungsangebote des NRW-Zentrums für Talentförderung, die sich u.a. an Talentscouts und Lehrkräfte richten, erläutert. Anhand von Praxiserfahrungen sowie auf der Grundlage wissenschaftlicher Befunde werden Einblicke ins Programm NRW-Talentscouting und die Zusammenarbeit von Talentscouts und jungen Menschen gegeben. Im Fokus des Beitrags steht die Frage, wie das erweiterte Begabungsverständnis Leistung im Kontext, das grundlegend für die Konzeption und Umsetzung von Formaten der NRW-Talentförderung ist, dazu beiträgt, ein breites Spektrum junger Menschen zu adressieren und bei der Gestaltung ihrer Bildungsbiografien zu fördern.
Schlagworte/Keywords
Bildungsaufstieg, soziale Ungleichheit, Potenziale entwickeln, erweitertes Begabungsverständnis, Übergänge
Schulstufe - Zielgruppe / Educational Stage - Target group
Sekundarstufe, (berufliche Bildung, Hochschulbildung)
Personenbeschreibung/Bio-Note
Magdalena Bienek ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Forschung des NRW-Zentrums für Talentförderung der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen, Bocholt, Recklinghausen. Im Rahmen ihrer Promotion hat sie zur Berufsfindung und dem Talentscouting von Abiturient*innen nichtakademischer Herkunft geforscht.
Dr. Lena Kreppel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Beratung, Qualifizierung und Weiterbildung des NRW-Zentrums für Talentförderung der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen, Bocholt, Recklinghausen. Sie vermittelt den Ansatz der NRW-Talentförderung in Weiterbildungen und Workshops, insbesondere auch mit dem Schwerpunkt Akademien und Stipendien, an unterschiedliche Zielgruppen.