Sprecher
Beschreibung
Für die nachhaltige Entwicklung von Fähigkeiten spielt die Domänenwahl eine große Rolle (Ziegler, 2018). Die Berufswahl, hier verstanden als Domänenwahl, beeinflusst dabei, welche Potenziale ein Individuum in die Gesellschaft einbringen kann. Vielseitig interessierte junge Menschen mit einem vielseitigen Begabungsprofil stoßen oftmals auf Entscheidungsprobleme während der Berufswahl (Grüneberg, 2021). Vor allem, wenn es um die Rückmeldung zu einem allgemeinen Überblick ihrer Beruflichen Interessen geht, zeigen Forschungsergebnisse, dass die gängigen Interessentests nicht in der Lage sind, dieser Personengruppe elaborierte Informationen zum individuellen Interessenprofil zur Verfügung zu stellen (Grüneberg, 2023). Das RIASEC-Modell von Holland (1992) ist das populärste Modell für die Abbildung allgemeiner Beruflicher Interessen, hier werden Interessen und weitere Konstrukte, wie z.B. Fähigkeiten, der Nutzenden zu einem Typ zusammengefasst. Das Phänomen, wenn keine klaren Höhen und Tiefen im Interessenprofil vorliegen, wird in Hollands Berufswahltheorie (1992) mit „Undifferenziertheit“ beschrieben und ist als Ursache für Entscheidungsschwierigkeiten bekannt (z.B. Sageder, 1998). Mit einem Systematic Literature Reviews nach dem PRISMA-Modell (vgl. Page et al., 2021), welches an die Arbeit von Hartmann et al. (2015) anknüpft, wurde untersucht, wie sich der Umgang mit dem Konstrukt Differenziertheit in Forschung und Praxis gestaltet. Speziell für die Gruppe der vielseitig interessierten jungen Menschen zeigen Forschungsbefunde, dass angemessenes berufswahlbezogenes Verhalten bzw. „readiness“ (Hirschi, 2007) oftmals vorliegt. Eine Lösung sollte demnach nicht nur in berufspädagogischen Interventionen, sondern auch in der Konstruktion der Interessentests selbst gesucht werden. Bis heute existiert für die gängigen Interessentests lediglich ein probater, aber nicht ausgereifter Ansatz zur Unterstützung undifferenzierter Profile. Gleichsam nähren Zweifel am RIASEC-Modell, konkret den Zusammenhang aus Fähigkeiten und Interessen betreffend, Überlegungen zu einer typologiefreien, rein interessenbezogenen Erfassung. Das Matching-Modell "SIEH", abgeleitet aus den Befunden des Reviews, soll illustrieren, wie eine differenziertere Interessenerfassung gelingen kann, um junge, vielseitig interessierte Menschen bei der Domänenwahl zu unterstützen.
Personenbeschreibung/Bio-Note
Anne-Marie Schlenzka absolvierte den Masterstudiengang „Begabungsforschung und Kompetenzentwicklung“ an der Universität Leipzig (Abschluss 04/2024). In ihrer Masterarbeit widmete sie sich dem Thema Berufliche Interessen und verband so die Themen Begabungsforschung mit Berufsorientierung. Den Bezug zu Berufsorientierung verfolgt sie aus ihrem beruflichen Hintergrund heraus, seit 2016 ist sie Mitarbeiterin bei der Bundesagentur für Arbeit, begleitete junge Menschen und Arbeitssuchende bei der Beruflichen Orientierung, und lehrte später an der HdBA Schwerin und Mannheim zu Verhaltensökonomik.
Tillmann Grüneberg, wissenschaftliche Lehrkraft für Beratungswissenschaften an der HdBA Schwerin, promovierte zu Begabung und Studienwahl im Kontext von Begabungsvielfalt (Abschluss 2023) an der Universität Leipzig.
Schlagworte/Keywords
Berufsorientierung, Domänenwahl, Berufliche Interessen
Schulstufe - Zielgruppe / Educational Stage - Target group
Sekundarstufe, Berufliche Bildung