Wir untersuchen in diesem Workshop, wie in Schau-Prozessen das komplexe Verhältnis von Recht und Politik zur Schau gestellt wird. Als Schau-Prozesse bezeichnen wir, im Gegensatz zum politischen Kampfbegriff des ‚Schauprozesses‘, Gerichtsprozesse, die eine starke mediale Aufmerksamkeit und Öffentlichkeitswirksamkeit erfahren haben und die zum Stoff von Theaterinszenierungen geworden sind – wie etwa der NSU-Prozess. An deren Beispiel untersuchen wir, wie theatrale Elemente für das Recht konstitutiv werden und wie umgekehrt Inszenierungen des Rechts das Theater prägen. Das Politische hat für unser Projekt als verbindendes Element eine herausragende Funktion: Wo das Politische inszeniert wird, sei es auf der Theaterbühne oder im Gerichtssaal, tritt die gegenseitige Konstituierung von Theater und Recht offen zutage. Die gemeinsame theatrale Konstitution von Gericht und Bühne ruht auf ihrer jeweiligen Öffentlichkeit und zeigt sich in der Rhetorizität, Performativität und Affektivität beider Inszenierungen.
Mit unserem Workshop sollen die bereits vorhandenen Ansätze gebündelt und aus interdisziplinärer Perspektive beleuchtet werden. Zu diesem Zweck werden die Forschungsperspektiven aller Referierenden in digital gestalteten Input-Vorträgen präsentiert. Im ZOOM-Plenum steht anschließend Zeit zur Diskussion zur Verfügung. Unser Ziel ist es, eine gemeinsame Publikation vorzubereiten sowie Schnittstellen für die weitere Zusammenarbeit zu identifizieren.