Geochemie bedeutet die Untersuchung der chemischen und physikalischen Eigenschaften von Erdmaterialien, um die Geschichte und die Dynamik unseres Planeten vom Erdinneren bis zur Oberfläche, den Ozeanen und der Atmosphäre zu verstehen. Der Fachbereich soll hier auch die Kosmochemie umfassen, in der dieselben Prinzipien auf extraterrestrische Materialien angewandt werden, um den Ursprung und die Entwicklung des Sonnensystems zu erschließen. Seit ihrer Entstehung im frühen 19. Jahrhundert stehen Daten im Mittelpunkt der Geochemie, und heutzutage werden große Mengen geochemischer Daten mit einem breiten Spektrum moderner analytischer Methoden – von der Massenspektrometrie bis zur Atomsondentomographie – erzeugt. Geochemische Daten sind so vielfältig wie die analysierten Materialien und die verwendeten Methoden. Sie sind ein klassisches Beispiel für „Long-Tail“-Daten, d. h. im Vergleich zu anderen Disziplinen machen sie ein relativ geringes Volumen aus, sind aber äußerst variabler Natur. Folglich ist das Forschungsdatenmanagement in der Geochemie eine komplexe Aufgabe, die ein hohes Maß an Flexibilität erfordert.
In diesem Vortrag werde ich einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Daten in der Geochemie und die Entwicklung der Datenmanagementpraktiken in dieser Disziplin geben. Anhand praktischer Beispiele aus verschiedenen Forschungsprojekten des Instituts für Mineralogie werde ich auch auf die Herausforderungen eingehen, die mit der Interoperabilität von Long-Tail-Daten verbunden sind, und aktuelle Fortschritte durch die OneGeochemistry-Initiative und das WorldFAIR-Projekt diskutieren.