200 Jahre Geomuseum: Sonntagsmatinee
Foyer
Geomuseum der Universität Münster
Prof. Dr. Joachim Reitner: Apokalyptische Krisen der Erdgeschichte – Turbomotoren der Evolution?
Tiefgreifende Einschnitte bestimmen seit Beginn des Lebens vor rund 4 Milliarden Jahren die biologische Vielfalt auf unserem Planeten. Es lassen sich eine Vielzahl von gravierenden Katastrophen im erdgeschichtlichen Verlauf nachweisen, nicht nur die sog. „Big Five“ des jüngeren erdgeschichtlichen Abschnitts, die auch als die großen „Aussterbeereignisse“ bezeichnet werden. Allgemein bekannt ist das quasi Aussterben der Dinosaurier vor rund 65 Millionen Jahren durch einen Asteroiden-Einschlag. Es stellt sich die Frage, in welchem Umfang wirklich Arten verschwunden sind und wie man das überhaupt erfassen kann. Es ist schwierig, im fossilen Bericht valide Daten zu erfassen, wie viele Arten wirklich verschwunden sind. Allerdings sind die in den erdgeschichtlichen Archiven zu beobachteten paläoökologischen Katastrophen gravierend und stellten apokalyptische Ereignisse dar, die fundamental auf die Evolution von Organismen und Entwicklung von Lebensräumen eingewirkt haben. Die Ursachen dieser Ereignisse sind vielfältig, neben tiefgreifenden Veränderungen in Stoffwechselprozessen, wie die Entwicklung der oxygenen Fotosynthese durch Cyanobakterien vor rund 2,5 Milliarden Jahren, klimatische Superkatastrophen wie die „Schneeball Erde“-Szenarien vor 700 Millionen Jahren, vulkanische Dauereruptionen über Hundertausende von Jahren, wie die apokalyptischen Eruptionen des sibirischen Trapp-Vulkanismus vor rund 250 Millionen Jahren und natürlich Asteroiden- und Kometen-Einschläge. Im Nachgang zu diesen Ereignissen lässt sich aber eine beschleunigte Entwicklung von neuen Arten und Lebensgemeinschaften in erdgeschichtlich kurzer Zeit beobachten. Der Vortrag versucht aufzuzeigen, dass viele erdgeschichtliche Krisen Turbomotoren der Evolution darstellten, so wie ein „Phönix aus der Asche“.