Herbsttagung des Arbeitskreises Grundschule in der Gesellschaft für Didaktik der Mathematik

Europe/Berlin
Freiburg

Freiburg

Pädagogische Hochschule Freiburg Kunzenweg 21, 79117 Freiburg
Beschreibung

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

 

die Herbsttagung unseres Arbeitskreises findet in diesem Jahr vom 08.11. bis zum 10.11.2024 statt. Die Tagungsstätte ist die Pädagogische Hochschule Freiburg, Kunzenweg 21, 79117 Freiburg

Das Thema der diesjährigen Tagung lautet: 

"Schule im Wandel - Mathematikunterricht im Wandel"

Die Anmeldung ist geschlossen. Eine Nachmeldung ist nicht möglich. Bei Abmeldung ist eine Rückerstattung der Teilnahmegebühr nicht möglich.

    • Ankommen und Empfang
    • Eröffnung der Tagung

      Erläuterungen zum Tagungsverlauf, kurze Vorstellung der Arbeitsgruppen

    • 1
      Timo Dexel - Gesellschaft im Wandel - Mathematikunterricht im Wandel? Mathematiklernen in der Grundschule zwischen Singularisieren, Diversität und den Arenen der Ungleichheit

      Im Vortrag wird diskutiert, wie sich gesellschaftlicher Wandel im Mathematikunterricht der
      Grundschule zeigt. Hierfür werden erstens gesellschaftliche Wandlungsprozesse analysiert.
      In der Forschung werden diese als Singularisierung in einer von Diversität und Ungleichheit
      geprägten Gesellschaft beschrieben. Zweitens wird gezeigt, wie sich Praktiken des
      Mathematiklernens verändern. Der Mathematikunterricht der Grundschule war
      umfangreichen Reformen ausgesetzt, meist mit der Verbesserung von Lernergebnissen und
      Chancengerechtigkeit begründet. In empirischen Studien wird jedoch eine relativ stabile
      Praxis des Mathematiklernens identifiziert; die Unterrichtsqualität scheint sich nicht zu
      verbessern, Ungleichheiten zeichnen sich stärker ab. Änderungen betreffen eher das
      Verhältnis von Öffnung und Schließung des Mathematiklernens: Während methodisch
      Individualisierung häufiger wird, zeigt sich fachlich Normalisierung und Standardisierung.
      Nimmt man diese beide Entwicklungen zusammen, lassen sich drittens Wandlungen als
      gegenläufige Bewegungen deuten: Der gesellschaftlichen Vielfalt wird zwar durch
      methodische Öffnung Rechnung getragen, jedoch zeigen sich inhaltliche Schließungen im
      Sinne von Standardisierung und Vereinheitlichung.

    • 2
      Ulrich Kortenkamp: Wie viel Mathe braucht der Mensch? Mathematische Kernkompetenzen im Angesicht von KI

      Der rasante Fortschritt bei generativer KI ist beeindruckend und erschreckend zugleich.
      Manche in der Schule vermittelten Kompetenzen werden plötzlich bedeutungslos – eine
      Textzusammenfassung kann schnell generiert werden, wirklich kreative Prosa kommt aus
      dem Computer, Analysen von Musikstücken übertreffen das, was man von Schülerinnen und Schülern erwarten könnte. Auch der Mathematikunterricht kommt erneut in Erklärungsnot:
      Wozu muss man <hier ein beliebiges Thema einsetzen> können, wenn ChatGPT die
      Aufgabe komplett löst, die Lösungswege erklärt und das alles noch in perfektem Deutsch,
      Englisch oder Chinesisch?
      Diese Situation ist allerdings nicht neu: Es gab auch schon vor der Erfindung des Computers Menschen und Dokumente, die etwas besser konnten als Schülerinnen und Schüler, selbst als die Lehrerinnen und Lehrer. Wozu den Satz des Pythagoras lehren, wenn es hunderte Beweise gibt, die man in Büchern oder im Internet nachschlagen und reproduzieren kann?
      Weiterhin haben wir schon vor 50 Jahren lernen müssen, wie man mit der Existenz von
      Technologie zur Lösung von Mathematikaufgaben umgeht. Niemand muss heutzutage das
      kleine Einmaleins beherrschen, um es für schriftliche Rechenverfahren zu nutzen. Das
      Standardbeispiel des Verkäufers oder der Verkäuferin an der Supermarktkasse oder der
      Bedienung im Restaurant, die rechnen können müssen, ist unrealistisch. Wir haben also
      Beispiele dafür, wie man mit der Existenz noch besserer (?) Maschinen umgehen kann. Und die Maschinen werden besser: Die aktuellen Verfahren, die generative KI mit deterministischen Verfahren kombinieren um das zu Anfang eher lächerliche "reasoning" der KI in den Griff zu bekommen, sind nach Einschätzung von Fields-Medaillist Terence Tao "roughly on par with trying to advise a mediocre, but not completely incompetent graduate
      student" – die Schulzeit und das Bachelor-Studium hat die KI also wesentlich schneller als Menschen hinter sich gebracht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie uns nicht nur in Schach und Go, sondern auch in Mathe schlägt.
      Im Vortrag möchte ich neben einem Blick auf die dann aktuellen Technologien auf diese
      Herausforderung eingehen: Der Mathematikunterricht als Befähigung, nicht nur mit Mathematik, sondern auch mit Autorität umzugehen. Wenn Maschinen menschenähnlich werden und generative KI an AGI (Artificial General Intelligence) heranreicht, dann muss der Aspekt der Verifikation weiter in den Vordergrund gestellt werden, als das bisher der Fall ist. Nicht die Frage nach der Lösung, sondern die Frage nach der Probe ist sinnstiftend für den Mathematikunterricht.

    • 10:15
      Gemeinsame Kaffepause
    • Arbeitsgruppen
    • 12:00
      Gemeinsame Mittagspause

      (mit Imbiss) und freier Zeit

    • Arbeitsgruppen
    • Arbeitsgruppen: Round Table - Gespräche
    • 14:45
      Kaffeepause
    • 3
      Daniela Götze: Fortbildungsmaterial im Wandel - Adaptionshandlungen von Multiplizierenden im Blick

      Große Fortbildungsprogramme der letzten Jahre berücksichtigen die Idee, dass nicht die
      einzelne Lehrkräftefortbildung (sogenannte „one-shot-Veranstaltungen“)
      Unterrichtsentwicklungsprozesse anregen kann. Vielmehr bedarf es eines kohärenten und
      langfristigen Programms. Um mit solchen Programmen mehr Reichweite zu erzielen, werden
      Lehrkräfte in der Regel von Multiplizierenden fortgebildet, die wiederum von Expert:innen für
      diese Tätigkeit qualifiziert werden. Ferner stellen die Expert:innen gemäß der materialen
      Strategie im DZLM Tetraeder-Modell den Multiplizierenden konkrete Fortbildungs- und
      Unterrichtsmaterialien für ihre Arbeit zur Verfügung. Gleichwohl werden diese Materialien
      durch die Multiplizierende oftmals angepasst. Adaptionen sind durchaus sinnvoll, um auf die
      Begebenheiten „vor Ort“ eingehen zu können, dürfen aber auch nicht beliebig vorgenommen
      werden. Im Vortrag wird daher den Fragen nachgegangen, wie Multiplizierende die zur
      Verfügung gestellten Materialien abwandeln und welche Konsequenzen daraus für die
      Gestaltung von Qualifizierungen gezogen werden können.

    • 16:30
      Kaffeepause
    • Mitgliedertreffen

      Planung der nächsten Tagung; Modelle zukünftiger Tagungsgestaltung; Verschiedenes

    • Arbeitsgruppen
    • 10:15
      Kaffeepause
    • 4
      Daniel Frischemeier: Förderung von Data Literacy im Mathematikunterricht der Primarstufe - unterrichtspraktische Umsetzungsideen und empirische Befunde

      Daten spielen eine zentrale Rolle in Entscheidungsprozessen und sind in den Medien
      allgegenwärtig. Um den Anforderungen einer zunehmend datenorientierten Welt gerecht zu
      werden, ist die Förderung von Data Literacy von entscheidender Bedeutung. Dies erfordert
      innovative Ansätze, um Lernenden bereits frühzeitig Kompetenzen im Umgang mit Daten zu
      vermitteln. Zu diesen Ansätzen gehören unter anderem das Arbeiten mit realen Daten im
      Rahmen eines Datenanalysezyklus, das frühzeitige Erlernen grundlegender
      Datenoperationen sowie der Einsatz digitaler Werkzeuge zur Datenexploration. In diesem
      Vortrag werden praxisnahe Umsetzungsideen sowie empirische Befunde zur Förderung von
      Data Literacy für den Mathematikunterricht in der Primarstufe vorgestellt.

    • Abschluss der Tagung