Beschreibung
Im Vortrag wird diskutiert, wie sich gesellschaftlicher Wandel im Mathematikunterricht der
Grundschule zeigt. Hierfür werden erstens gesellschaftliche Wandlungsprozesse analysiert.
In der Forschung werden diese als Singularisierung in einer von Diversität und Ungleichheit
geprägten Gesellschaft beschrieben. Zweitens wird gezeigt, wie sich Praktiken des
Mathematiklernens verändern. Der Mathematikunterricht der Grundschule war
umfangreichen Reformen ausgesetzt, meist mit der Verbesserung von Lernergebnissen und
Chancengerechtigkeit begründet. In empirischen Studien wird jedoch eine relativ stabile
Praxis des Mathematiklernens identifiziert; die Unterrichtsqualität scheint sich nicht zu
verbessern, Ungleichheiten zeichnen sich stärker ab. Änderungen betreffen eher das
Verhältnis von Öffnung und Schließung des Mathematiklernens: Während methodisch
Individualisierung häufiger wird, zeigt sich fachlich Normalisierung und Standardisierung.
Nimmt man diese beide Entwicklungen zusammen, lassen sich drittens Wandlungen als
gegenläufige Bewegungen deuten: Der gesellschaftlichen Vielfalt wird zwar durch
methodische Öffnung Rechnung getragen, jedoch zeigen sich inhaltliche Schließungen im
Sinne von Standardisierung und Vereinheitlichung.