Die Forschung in den digitalen Geisteswissenschaften ist ein kollaboratives Unterfangen. Digital ausgerichtete Forschungsprojekte weisen in der Regel eine große Breite von Aufgaben auf, für die jeweils ganz unterschiedliche Kompetenzen vonnöten sind. Eine Aufteilung von Aufgaben auf unterschiedliche Köpfe und damit einhergehend eine enge Zusammenarbeit über disziplinäre Grenzen hinweg stellen die geisteswissenschaftliche Forschung vor neue Herausforderungen. Kooperationen mit Partner*innen außerhalb des eigenen Faches bedürfen einer besonderen Pflege, der kommunikative Aufwand ist häufig höher: Man muss das Gegenüber mit seinen Kompetenzen, Erkenntnisinteressen und Zielvorstellungen verstehen und ebenso seine eigenen Motivationen so ausdrücken können, dass ein gemeinsames Arbeiten möglich wird. Grundsatz hierfür ist das Finden einer gemeinsamen Sprache.
In den Digital Humanities werden zwei disziplinäre Grenzen regelmäßig überschritten: Zunächst setzt die Zusammenarbeit von geisteswissenschaftlich geschulten Expert*innen mit Research Software Engineers ein Aushandeln der Grenzen zwischen natur- und geisteswissenschaftlichen Methoden und Verfahren voraus. Der methodisch ausgerichtete Diskurs überschreitet außerdem regelmäßig die Grenzen zwischen den einzelnen geisteswissenschaftlichen Disziplinen:
Geschichtswissenschaftliche und linguistische Vorhaben, die gemeinsam über Handschriftenerkennung oder Datenmodellierung sprechen, theologische und archäologische Projekte, die eine Kartierung und damit Visualisierung historischer Ereignisse anstreben, sozialwissenschaftliche Taggingverfahren und literaturwissenschaftliche Annotationen etc. Zwischen all diesen und weiteren disziplinären Arbeiten und Erkenntnisinteressen gibt es Überschneidungen und gemeinsame Tätigkeiten, die durch einen Dialog befruchtet werden können.
Schließlich findet im Rahmen der Bürgerwissenschaften bzw. Citizen Science noch eine ganz andere Art der kooperativen Grenzüberschreitung statt: Die partizipative Zusammenarbeit mit Personen außerhalb des akademischen Kernbetriebs öffnet die Wissenschaft in Richtung der Gesellschaft (die in der Regel diese Wissenschaft finanziert). Zwischen der reinen Datenlieferung durch Laien und der kooperativen, durch Anerkennung geprägte Zusammenarbeit auf Augenhöhe befindet sich ein weites partizipatives Feld, das kommunikativ geebnet werden muss.
Der 5. DH-Tag der Universität Münster möchte sich diesem Themenbereich widmen und nach kooperativen und partizipativen Strukturen in den vor Ort (und darüber hinaus) durchgeführten digitalen geisteswissenschaftlichen Projekten fragen. Wir treffen uns am Freitag, den 8.12.2023 zu Vorträgen, Diskussionen, dem traditionellen Posterslam sowie insgesamt einem hoffentlich kooperativen und partizipativen Austausch.
Bitte melden Sie sich bis zum 30. November an.