Die Forschungen zum Alten Reich haben in den letzten Jahrzehnten eine erhebliche Neuausrichtung erfahren. Dabei sind räumliche Strukturen freilich ein bestenfalls randständiges Thema gewesen. Diese Lücke versucht das Konzept der „Fraktalität“ zu schließen, indem es den Raum des Reichs und seiner Glieder in einen direkten Zusammenhang mit seiner politischen und sozialen Ordnung bringt. Gestützt auf eine von der Mathematik inspirierte Metapher hebt es die hohe Zahl und Komplexität der inneren Grenzen, das Fehlen eines Zentrums oder einer klaren Hierarchie der Zuständigkeiten sowie das permanente Ineinanderfließen der Handlungsebenen der Akteure (vom Reichstag bis zum kleinsten Dorf) hervor. Damit schlägt es zugleich eine Methode vor, die aus deutschen und französischen Traditionen der Geschichtswissenschaft resultiert und dazu einlädt, allgemeine, Landes-, Reichs- und Sozialgeschichte gemeinsam zu denken.