Conveners
AK 4.3: (De-)Kategorisierung in der Sportpädagogik
- Heike Tiemann
Description
„Im wissenschaftlichen Diskurs der Pädagogik wird immer wieder ein Mangel an fachlicher Kontroverse und argumentativem Widerstreit festgestellt. Begriffe, Konzepte und Positionen bleiben oft unvermittelt nebeneinander stehen, ohne dass wechselseitige Bezugnahme und Widerstreit gesucht werden, obgleich Wissenschaft auf einen offenen Dissens angewiesen ist“ (Musenberg et. al., 2018, S. 7). Der Arbeitskreis „(De-)Kategorisierung in der Sportpädagogik“ setzt an dieser Kritik an und gibt Raum für einen argumentativen Widerstreit im Kontext einer in der Sportpädagogik bisher wenig diskutierten Fragestellung: der Frage nach Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit der (De-)Kategorisierung.
Im Kontext einer globalen Inklusionsthematisierung sowie der UN-BRK erscheint es als ein allgemein anerkanntes Ziel, Menschen mit und ohne Behinderung – auch im Sportunterricht – gemeinsam zu unterrichten. Gehört es dabei zu den Besonderheiten der deutschsprachigen Debatte, dass Inklusion primär als Schulstrukturdiskurs thematisiert wird und an die Frage nach dem Existenzrecht der Förderschulen gebunden ist, wird im behindertenpädagogischen Fachdiskurs darüber hinaus kontrovers diskutiert (Dederich, 2015), ob es nicht auch einer grundsätzlichen Auflösung der sonderpädagogischen Förderschwerpunkt bedürfe, um die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung umfänglich und nachhaltig zu überwinden.
Vor dem Hintergrund dieser völkerrechtlich, inhaltlich und normativ komplexen Gemengelage verfolgt der Arbeitskreis das Ziel, den Diskurs in die Sportpädagogik zu importieren, um für die Relevanz dieser Debatte zu sensibilisieren und andererseits die Möglichkeiten und Grenzen einer Dekategorisierung im Schulsport sowie im außerschulischen Sport zu diskutieren. Dabei nimmt die Diskussion ihren Ausgangspunkt von der Kategorie Behinderung, um auch andere Differenzkategorien in den Blick zu nehmen. So wird der Diskurs in fünf Beiträgen entfaltet, in denen gegen (Giese & Weigelt, 2017) und für (Tiemann, 2014) Dekategorisierung argumentiert wird. Anschließend wird in weiteren Beiträgen das Konzept der Critical Diversity Literacy aufgegriffen (Heckemeyer), die Unterscheidung von stabilen vs. flexible(re)n Kategorien diskutiert (Rischke) sowie das Potenzial der Genderforschung für die Auseinandersetzung mit kategorialen Zuschreibungen beleuchtet (Frohn).
Literatur
Dederich, M. (2015). Einführung in den Themenschwerpunkt Dekategorisierung. VHN (2), 98-99.
Giese, M. & Weigelt, L. (2017). Die Bedeutung der Förderschwerpunkte im Sportunterricht. In M. Giese & L. Weigelt (Hrsg.), Inklusiver Sport- und Bewegungsunterricht (S. 12-30). Aachen: Meyer & Meyer.
Musenberg, O.; Riegert, J. & Sansour, T. (2018). Dekategorisierung in der Pädagogik. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Tiemann, H. (2014). Inklusiver Sportunterricht – handlungsleitende Überlegungen. In Fachausschuss Wissenschaft. SOD (Hrsg.), Inklusion in Bewegung: Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam im Sport (S. 183-191). Sport Thieme.
Eingebettet in den Arbeitskreis „(De-)Kategorisierung in der Sportpädagogik“ plädiert dieser Beitrag für ein konsequent dekategoriales Denken im Kontext von Sport und Sportunterricht. Im Sinne geschlechtertheoretischer und intersektionaler Perspektiven geht es dabei nicht um die Auflösung oder gar Abschaffung sozialer Differenzierungen per se, sondern um die Dekonstruktion sozialer...
Dass Normabweichungen, die sich in kategorialen Zuschreibungen artikulieren, zu illegitimen sozialen Ausschlüssen führen können, steht außer Frage. Im Kontext von Behinderung bezeichnet der Begriff Ableism – analog zu Sexism, Racism oder Classism – den diskriminierenden Ausschluss bestimmter Personengruppen aufgrund einer realen oder zugeschriebenen Leistungsfähigkeit (Hoffmann, 2018). Die...
Der Arbeitskreis „(De-)Kategorisierung in der Sportpädagogik“ möchte Raum für „einen argumentativen Widerstreit im Kontext einer in der Sportpädagogik bisher nur wenig diskutierten Fragestellung“ bieten. Hierzu soll am Beispiel der Differenzlinie „Behinderung“ die These entfaltet werden, dass der Verzicht auf kategoriale Zuschreibungen im Kontext inklusiver schulischer Bildung „notwendig“ und...
Im Rahmen des Arbeitskreises „(De-)Kategorisierung in der Sportpädagogik“ möchte dieser Beitrag das Potenzial der Genderforschung für die Auseinandersetzung mit kategorialen Zuschreibungen in der Sportpädagogik beleuchten. Dass die Genderforschung hierfür gewinnbringende Impulse setzen kann, darauf verweisen verschiedene Autor:innen: So bezeichnen Budde und Blasse (2014)...
In den Arbeitskreis „(De-)Kategorisierung in der Sportpädagogik“ eingebettet, fokussiert der vorliegende Beitrag den Widerstreit in Bezug auf die Notwendigkeit von Kategorien in der sportpädagogischen Praxis, explizit für die Lehrkraft im Sportunterricht. Aufgezeigt an der Ungleichheitskategorie Behinderung wird in diesem Kontext für eine Dekategorisierung argumentiert, welche nach Wocken...
„Im wissenschaftlichen Diskurs der Pädagogik wird immer wieder ein Mangel an fachlicher Kontroverse und argumentativem Widerstreit festgestellt. Begriffe, Konzepte und Positionen bleiben oft unvermittelt nebeneinander stehen, ohne dass wechselseitige Bezugnahme und Widerstreit gesucht werden, obgleich Wissenschaft auf einen offenen Dissens angewiesen ist“ (Musenberg et. al., 2018, S. 7). Der...